Rund zwei Monate lang hat die Bundeswehr in den Kliniken in Leonberg und Umgebung Amtshilfe geleistet, weil viele Beschäftigte dort krankheitsbedingt ausgefallen waren.

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Anfangs waren die Blicke noch ängstlich bis skeptisch, am Ende war das Bedauern groß: Nach rund zwei Monaten haben die Soldaten das Krankenhaus in Leonberg verlassen. Damit endete für die Kameraden der Bundeswehr am Dienstag eine besondere Form der Amtshilfe.

 

In Leonberg wurden Soldaten am längsten benötigt

Seit Mitte Dezember waren 43 Soldaten der 5. Kompanie des Jägerbataillons 292 der Deutsch-Französischen Brigade beim Klinikverbund Südwest (KVSW) im Einsatz. Nicht nur in Leonberg, sondern auch an den übrigen Standorten wie Herrenberg und Böblingen wurde die tatkräftige Hilfe in Anspruch genommen. Während andernorts der Einsatz bereits vor wenigen Wochen zu Ende ging, wurden die Soldaten in Leonberg am längsten benötigt, sagt Nicolai Stolzenberger – als Regionaldirektor zuständig für die Leonberger und die Herrenberger Klinik. Vor drei Wochen wurde die Aktion noch einmal verlängert. Nun war aber auch in der Stadt am Engelberg die Zeit für einen Abschied gekommen.

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Über die Landkreise Böblingen und Calw hat der Klinikverbund die Unterstützung durch die Bundeswehr angefordert. Um die Hilfe in Anspruch nehmen zu können, muss für solche Einsätze ein Antrag erstellt werden, erläuterte Oberstleutnant Markus Kirchenbauer vom Landeskommando Baden-Württemberg bei der Verabschiedung. Nur wenn keine anderen Ressourcen verfügbar seien, dürften die Soldaten tätig werden. In den Kliniken war das der Fall, weil der Verbund in diesem Winter einen massiven Personalausfall verzeichnen musste. Ungewöhnlich viele Mitarbeiter meldeten sich aufgrund der Pandemie krank. Auch derzeit ist der Krankenstand noch höher als üblich.

Sich auf vielfache Weise nützlich gemacht

Zwar handelt es sich bei den „helfenden Händen“, wie Kirchenbauer die Soldaten nennt, nicht um Sanitäter oder sonst medizinisch ausgebildete Kräfte. Deshalb durften die Männer von der Bundeswehr nicht bei der Pflege und Behandlung der Patienten anpacken. Darüber hinaus waren sie aus rechtlichen Gründen von weiteren speziellen Aufgaben ausgeschlossen. Dennoch konnten sich die Kameraden in den vergangenen Monaten auf vielfache Weise nützlich machen: unter anderem in der Ambulanz, in der Radiologie, in der Kinderklinik, in der Verwaltung, in der Logistik und sogar auf der Intensivstation. So brachten sie beispielsweise Gepäck vom Haupteingang zu den Patienten, die wegen des aktuellen Besucherstopps ihre Angehörigen nicht selbst empfangen durften. Sie verteilten Essen und transportierten Material. Sie beteiligten sich bei der Personenkontrolle am Eingang des Krankenhauses und gingen in der Verwaltung zur Hand.

Anblick der Kameraden gehört schnell zum Alltag

Nach einer kurzen Einweisung machten sich die Soldaten im Dezember an die ungewohnte Arbeit. Sie fühlten sich von Anfang an gut aufgenommen und hatten Spaß an den neuen Aufgaben, sagten mehrere Vertreter der Bundeswehr übereinstimmend. Mit den Uniformen erhielten sie nur zu Beginn skeptische Blicke. Aber schon bald gehörte der Anblick der Soldaten im Klinikalltag dazu.

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Der Böblinger Landrat Roland Bernhard, zugleich einer der beiden Aufsichtsratsvorsitzenden des Klinikverbundes Südwest, bedankte sich bei der Bundeswehr zum Abschied mit mehreren Tüten voll Schokolade. „Es ringt mir großen Respekt ab, dass Sie bereit waren, uns zu helfen“, sagte er an die Soldaten gerichtet.

Große Wertschätzung seitens des Klinikpersonals

Viel Lob kam auch von den Regionaldirektoren des KVSW. „Auf den Stationen wurden die Soldaten als große Unterstützung wahrgenommen“, sagte Stolzenberger. Von den Mitarbeitern der Kliniken hätten die Helfer von der Bundeswehr große Wertschätzung erfahren. Sie bedauerten, dass die Soldaten jetzt nicht mehr zur Verfügung stehen. Als unkompliziert und reibungslos beschrieb Gerald Tomenendal, Regionaldirektor für die Kliniken in Sindelfingen und Böblingen, den Ablauf des Einsatzes. „Sie haben uns Tag für Tag geholfen, durch die Pandemie zu kommen. Einiges wäre ohne Ihre Unterstützung so nicht möglich gewesen.“

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Seit März 2020 waren im Kreis Böblingen rund 300 Soldaten auf dem Gebiet der Amtshilfe im Einsatz. In dieser Zeit wurden 17 Anträge auf Amtshilfe im Kreisgebiet gestellt. Neben den Einsätzen in Kliniken half die Bundeswehr in der Pandemie unter anderem bei der Kontaktverfolgung in den Gesundheitsämtern, bei Coronatests und in den Impfzentren.