Obwohl die Intensivstationen nicht komplett belegt sind, ist die Lage an den Krankenhäusern des Klinikverbundes weiterhin angespannt – auch in Leonberg .

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Leonberg - Die Zahl der Corona-Neuinfektionen bewegt sich derzeit in schwindelerregender Höhe. Dank überwiegend milder Verläufe sind die Intensivstationen bundesweit noch nicht komplett ausgelastet. Das gilt auch für das Krankenhaus in Leonberg. Allerdings ist der Betrieb nach wie vor weit vom Normalzustand vor der Pandemie entfernt – und die Personallage weiterhin angespannt.

 

Seit rund zwei Wochen sind die Coronazahlen stabil im Klinikverbund Südwest, zu dem neben dem Leonberger Krankenhaus die Standorte Böblingen, Sindelfingen, Calw, Herrenberg und Nagold zählen. So wurden am Montag im Klinikverbund 35 stationäre Covid-19-Patienten behandelt. Über das Wochenende, so berichtet Ingo Matheus, der Sprecher des Klinikverbundes, ist die Zahl der Intensivpatienten von fünf auf neun gestiegen.

Zwei Drittel der Intensivpatienten sind nicht geimpft

„Alle werden beatmet, zwei Drittel von ihnen sind nicht geimpft“, sagt der Pressesprecher. Das seien im Vergleich zum Oktober zwar niedrige Zahlen. „Allerdings waren wir vergangene Woche kurzzeitig bei knapp 20 Patienten.“ Ob dieser neuerliche Aufwärtstrend sich verfestigt, bleibe abzuwarten.

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Nicht nur bei den Patienten ist derzeit wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Auch was den Krankenstand der Mitarbeiter angeht, beobachtet man beim Klinikverbund die rasant steigenden Inzidenzen mit Sorge. Im vergangenen November lag die Krankenstandsquote an allen Standorten bei rund 7,2 Prozent, im Dezember bei etwa 6,9 Prozent – mehr als in den Vorjahren. Deshalb konnten in den Kliniken des Verbundes im vergangenen November 840 Schichtdienste und im Dezember 790 Schichten nicht normal besetzt werden.

Hoher Krankenstand

In diesem Monat ist die Tendenz nach Angaben von Matheus steigend. „Das wirkt sich natürlich auf die Leistungskapazitäten aus.“ Gleichzeitig beträgt die Auslastung auf den Normalstationen im Verbund momentan zwischen 80 bis 90 Prozent. Das Leonberger Krankenhaus hatte zum Wochenanfang eine Auslastung von 87 Prozent.

An allen Standorten werden die Operationssäle mehrheitlich wieder genutzt. Daher sind die Intensivstationen im gesamten Verbund durchschnittlich zwischen 90 und 95 Prozent ausgelastet. So waren aktuell nur fünf der verbundweit 61 Intensivbetten frei.

Wieder mehr Operationen

In der Hochphase der Hospitalisierungen wurden vornehmlich nur dringliche Operationen durchgeführt. Das heißt, dass vor allem Notfall- und Tumor-OPs stattfanden. „In Leonberg werden normalerweise meist drei, manchmal vier der fünf OP-Säle betrieben, in Abhängigkeit zur Personal- und Coronasituation“, teilt der Pressesprecher mit.

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Zu Hochzeiten der Pandemie, als besonders viele Coronapatienten zu behandeln waren, wurde nur ein Saal genutzt. Nun nähern sich die Krankenhäuser zwar wieder dem regulären Betrieb an. Aber: „Von einem Normalzustand, in dem alle OPs regelhaft stattfinden, sind wir noch weit entfernt.“

Der jüngste Verstorbene war 25

Weil in der Unfallchirurgie alle Notfälle operiert wurden, haben sich auf diesem Fachgebiet keine Rückstände ergeben. In der Allgemeinchirurgie und der Gynäkologie gibt es für Patienten aber durchaus längere Wartelisten. Genau beziffern kann Ingo Matheus die Rückstände nicht. An dem Rückgang der Patientenzahlen allgemein lässt sich diese Entwicklung jedoch ablesen. Während im Jahr 2019 noch knapp 11 000 Menschen im Leonberger Krankenhaus stationär behandelt wurden, waren es im vergangenen Jahr lediglich knapp 10 000 Patienten.

Seit Beginn der Pandemie haben die Kliniken im Verbund circa 4900 Coronapatienten stationär versorgt. Fast 900 von ihnen wurden auf die Intensivstationen verlegt, fast 500 davon beatmet. Der Altersdurchschnitt lag bei 67 Jahren. Etwa 13 Prozent aller Coronapatienten sind nach Angaben des Sprechers verstorben, der jüngste war 25 Jahre alt, der älteste 99. Am Standort Leonberg wurden etwas mehr als 600 Coronapatienten seit Anfang 2020 stationär behandelt.