Auch wenn das „Plus“ bei der neuen Corona-Regel nachjustiert wurde, muss die Gastronomie weiter kämpfen und auf eine bessere Zeit hoffen.

Leonberg/Gerlingen - Viola Faraci-Murkett nennt es „Stress des Jahrhunderts“, den sie vergangenes Wochenende zu spüren bekommen hat. Mit ihrem Mann Angelo Faraci führt sie in der Gerlinger Bopserwaldstraße das italienische Restaurant C’era una volta. Nachdem die Landesregierung die 2-G-plus-Regel für die Gastronomie einführte und auch der Verband für Hotellerie und Gastronomie (Dehoga) seinen Mitgliedern die neue Coronaverordnung zukommen ließ, hieß es für Faraci-Murkett: handeln. Sie besorgte noch Schnelltests, falls Gäste, die bei ihr einen Tisch reserviert hatten, keine Möglichkeit mehr fanden, sich so kurzfristig testen zu lassen. „Dieser ist nur für den Restaurantbesuch gültig“, betont sie.

 

Allerdings seien sie wiederum mit ihrem Restaurant in einer sehr guten Position. „90 Prozent unserer Gäste sind geimpft oder geboostert, oder sie haben bereits einen Termin für die Drittimpfung“, sagt die Gastronomin. Deshalb hätte sie eine 2-G-plus-Regel gar nicht so zu spüren bekommen. Zumal sie seit Monaten alle Regeln sehr streng einhält. „Wer seinen Impfnachweis vergessen hat, muss wieder nach Hause und ihn holen.“

Ohne Kontrolle geht nichts mehr

Ohne Kontrolle geht bei Viola Faraci-Murkett nichts mehr, auch ihr Personal – das sie teilweise in die Kurzarbeit schicken muss – wurde angehalten, sich impfen zu lassen. „Ein Gast meinte sogar spaßeshalber, ich sei ja richtig eklig“, sagt sie und lacht. Doch zu groß sei bei ihr die Angst vor Corona. „Ein Ausbruch in unserem Lokal wäre fatal, das kann ich mir einfach nicht leisten.“

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Zumal wegen der Pandemie ein wichtiges Geschäft, wie beispielsweise Familien- oder Weihnachtsfeiern, weggefallen sei. „Und die Spontaneität der Menschen, die sich normalerweise auch unter der Woche gerne mal ein Essen gönnen, ist verloren gegangen.“ Was sie sich wünscht, sind klare Aussagen der Regierung: „Verunsicherungen merken wir in der Gastronomie sofort.“

Jede Menge Abbestellungen

„Es macht keinen Spaß mehr“. Vassillios Memmos ist gleichermaßen enttäuscht und genervt vom Hin und Her bei den Coronaverordnungen. „Am Freitag, als es hieß, dass sich selbst doppelt Geimpfte testen lassen müssen, hatten wir jede Menge Abbestellungen“, berichtet der Chef des Restaurants Corfu Palace in der Leonberger Stadthalle.

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Ob die nun seit Sonntag gültige Regel – Dreifach-Geimpfte und Doppelt-Geimpfte, deren letzte Spritze nicht länger als sechs Monate zurückliegt – das Geschäft wieder etwas beruhigt, will der Gastronom abwarten. „Ob sich das alles rechnet, muss man sehen. Zur Not müssen wir unsere Ruhetage erweitern.“ Die Nachjustierung der Coronaverordnung seitens der Landesregierung hat bei Marie Mattner, die mit ihrem Mann Lothar das Bistro Domizil auf dem Leonberger Marktplatz führt, für etwas Erleichterung gesorgt. „Besser alles kompliziert und spät als eine Lösung, die für noch mehr Verwirrung sorgt“, sagt sie. „Es ist doch richtig, dass diejenigen, die solidarisch sind und sich für die Gemeinschaft impfen lassen, nicht noch mehr Einschränkungen erfahren müssen“, sagt Marie Mattner. Die Pandemie hat das Domizil wirtschaftlich gewaltig zu spüren bekommen.

Großer Wunsch nach Normalität

Derzeit öffnet das Bistro erst abends ab 17 Uhr, mittags ist es geschlossen. „Ich habe große Sorge, ob wir den Winter überhaupt überstehen“, sagt Marie Mattner, die die Coronaregeln für sinnvoll erachtet, sich aber auch wieder Normalität wünscht. „Wir kämpfen, lassen uns viel einfallen, doch die Pandemie macht den Unternehmergeist kaputt.“ Kein Verständnis hat sie für Menschen, von denen sie in den sozialen Netzwerken beschimpft wird, weil sie die geforderten Regeln einhält. „Die habe ich ja nicht gemacht.“