Statt der großen Sause in der Halle bietet das THW den Aktiven ein virtuelles Fest per Livestream.

Leonberg - Dass Bierfeste, gar Bockbierfeste, reine Männersache sind, widerlegt das Technische Hilfswerk in Leonberg mit seinem Maibockfest immer wieder zum Auftakt des Wonnemonats. In der Wagenhalle der Helfer feiern Weiblein wie Männlein gleichermaßen ausgelassen.

 

Mehr noch: Im vergangenen Jahr stachen mit Stefanie Hoffmann und Nadja Reichert bei einem knüppelharten Maßkrugstemmen zwei Frauen alle Männer aus und teilten sich den Titel der Leonberger Bierkönigin. Die Herren mussten sich mit dem Leeren der Krüge begnügen.

Fassanstich im Kleinformat

Am Donnerstagabend werden weder Krüge gestemmt, noch Gläser geleert. Das Coronavirus verhindert nicht nur das beliebte Fest beim THW, sondern auch das Aufstellen der Maibäume auf dem Eltinger Kirchplatz, genau wie in Renningen, Rutesheim, Weil der Stadt und Weissach.

Damit die 82 Helfer, die sonst beim Maibockfest für volle Teller und gut gefüllte Gläser sorgen, wenigstens ein bisschen Feierlaune bekommen, hat sich die THW-Spitze um den Ortsbeauftragten Matthias Schultheiß und seinen Vize Simon Salin etwas Besonderes ausgedacht: Für die Mitglieder wird am Freitag ein Mini-Maibock-Fest im Netz gestreamt.

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Und das funktioniert so: Jeder Aktive bekommt am Donnerstag ein kleines Maibock-Paket. Darin sind Getränke von Bier über Cola bis zum Prosecco für die Damen, zwei symbolische Essenmarken und noch andere Überraschungen, die an dieser Stelle nicht verraten werden.

„Am Freitag bieten wir für unsere Aktiven über Youtube ein zweistündiges Programm“, verspricht Schultheiß. Dafür sind Simon Salin, seine Frau Julia und der Zugführer Stefan Neininger in einer Art Studio. Von dort aus moderieren sie das virtuelle Maibock-Fest, das die THW’ler und andere Freunde der Hilfsorganisation daheim am Laptop verfolgen können.

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Doch wie beim echten Fest: Einfach nur Zuschauen gilt nicht. Die Leute vom Technischen Hilfswerk müssen daheim aktiv werden und zum Beispiel mit dem Bier aus dem Maibock-Paket einen Mini-Fassanstich ausführen. Auch die perfekte Maibock-Wurst wird am Freitag gegrillt.

„Wir haben uns einiges einfallen lassen“, sagt Matthias Schultheiß, der nicht verhehlt, dass die virtuelle Party nur ein schwacher Trost für das ausgefallene Fest ist „Angesichts der tollen Resonanz haben die Einsätze in der Mai-Nacht und am Feiertag immer Riesenspaß gemacht“, sagt der Ortsbeauftragte, wie der Chef im THW-Deutsch offiziell heißt.

Hohe Einnahmeverluste

Wirtschaftlich bereitet das ausgefallene Fest den Helfern richtige Probleme. „Es ist eine unserer Haupteinnahmequellen“, meint Schultheiß. „Unterm Strich werden uns rund 6000 Euro fehlen.“ Schon Ende März hatte sich der THW-Vorstand durchgerungen, die Party abzusagen. Deshalb konnten weitere Kosten vermieden werden, etwa das Buchen der Tanzband oder auch die Lebensmittelbestellungen bei der Metzgerei Ruff und der Bäckerei Zachert, die das Maibock-Fest beliefern.

Nicht nur das ausgefallene Fest bereitet dem THW finanzielle Sorgen: „Ganz viele Veranstaltungen, bei den wir sonst im Einsatz sind fallen aus, etwa Glemseck 101“, sagt Matthias Schultheiß. „Das bedeutet für uns weniger Einnahmen.“