Die Zeiten mit stark eingeschränktem und reglementiertem Trainingsbetrieb in den Mannschaftssportarten sind vorerst vorbei.

Leonberg - Vom 1. Juli an gibt es grünes Licht. Der Trainings- und Übungsbetrieb in Mannschafts- und Kampfsportarten ist dann wieder möglich. Die neue Corona-Verordnung Sport gestattet auch die „Durchführung von Sportwettkämpfen mit Körperkontakt auch im Breitensport“, heißt es in der Pressemitteilung des Kultusministeriums vom vergangenen Donnerstag. Die Nachricht wurde freudig, aber nicht euphorisch aufgenommen, wie eine Umfrage unter den Verantwortlichen der im Altkreis höchstklassig spielenden Mannschaften zeigt.

 

Fußball Der TSV Heimerdigen beginnt am 13. Juli mit der Vorbereitung. Und das, obwohl beim Saisonabbruch auf einem Abstiegsplatz stehend, als Verbandsligist. „Ich habe schon gehofft, dass wir unter normalen Bedingungen trainieren dürfen“, sagt der Coach Jens Härter, „hatte aber auch immer im Hinterkopf, dass es auch anders kommen kann“. Seine Schützlinge waren seit dem Abbruch Mitte März nicht wieder auf dem Platz, haben sich nach Vorgaben mit Laufeinheiten, Kräftigungs- und Koordinationsübungen jeder für sich fit gehalten. Die Vorfreude, so Härter, sei deshalb nun groß, sich wieder auf dem Platz sehen zu können. So ganz traut der Coach dem Frieden aber nicht: „Man muss halt immer aufpassen und abwarten, wie es wird.“ Der Nachfolger von Holger Ludwig (zur TSG Backnang) hofft, dass Mitte September um Punkte gespielt werden kann.

Der Württembergische Fußballverband reagierte schnell, um mögliche Unsicherheiten zu beseitigen. In einer Pressemitteilung stellte der Verband gestern unter anderem klar, dass Fußballspiele im elf gegen elf zwischen Mannschaften verschiedener Vereine ab dem 1. Juli unter den in der Verordnung genannten Voraussetzungen nach staatlichem Recht wieder ausgetragen werden dürfen, dass Freundschaftsspiele verbandsrechtlich wieder erlaubt sind und dass die Fortsetzung der Bezirkspokalwettbewerbe 2019/2020 den Bezirken freigestellt ist.

Auch beim Heimerdinger Ligakonkurrenten SKV Rutesheim wurde bislang noch nicht auf dem Platz trainiert. In der zweiten Juli-Woche soll es voraussichtlich losgehen. Alle Eventualitäten wurden dabei eingeplant. Der Plan B kann nun zunächst in der Schublade bleiben. Sehr zur Freude des sportlichen Leiters Marius Epple: „Wir sind umso glücklicher, dass es nun nahezu normal funktioniert.“

Handball

Abwarten ist das Stichwort für Jörg Kaaden. „Den Hut hat immer noch der Verband auf. Da muss man dann erst einmal sehen, was kommt“, sagt der Trainer der TSF Ditzingen, der sich mit seinem Team für die neue Verbandsliga qualifiziert hat. Auf der Homepage des Handballverbandes Württemberg heißt es dementsprechend: „Die Handlungsempfehlungen von Handball Baden-Württemberg werden zeitnah überarbeitet und veröffentlicht.“ Anfang Juni hat die Mannschaft das Hallentraining unter Beachtung der bisher gültigen Corona-Regeln wieder aufgenommen. Neun Spieler plus Trainer, lautete die Maßgabe. Eine zweite Gruppe „vergnügte“ sich derweil beim Krafttraining. Vom kommenden Donnerstag an will der Coach dann die Halle mit der kompletten Mannschaft nutzen. Einen Saisonstart kann sich Kaaden im Oktober vorstellen: „Ich bin froh darüber, dass sich wieder mehr Normalität einstellt, aber man muss trotzdem weiter vorsichtig sein.“

Basketball

„Ich habe mich noch gar nicht so euphorisch mit dem Thema beschäftigt.“ Bernd Langner, der Trainer der Gerlinger Oberliga-Frauen will sich die neue Verordnung im Sport in aller Ruhe am Wochenende zu Gemüte führen. Auf den ersten Blick ist das Ganze für ihn allerdings nicht wirklich stimmig. „In den Schulen läuft noch kein Regelbetrieb, aber im Sport wird jetzt Kontakt wieder zugelassen. Das irritiert mich. Den Landesvater hört man sagen, dass es noch nicht vorbei ist, und jetzt machen sie die Schleusen auf.“ Die Basketballerinnen haben inzwischen die zweite Trainingswoche mit Einheiten in der Halle absolviert. Technik, Koordination und Ausdauer standen in der dreiteiligen Halle auf dem Programm. Geübt wurde in Kleingruppen à vier Spielerinnen verteilt auf vier Körbe.

„Wenn wieder voll trainiert werden kann, ist jeder heiß und hat Bock darauf“, sagt Tassilo Hackert, Basketball-Abteilungsleiter beim SV Leonberg/Eltingen und Spieler in Personalunion. Für welche Liga die Mannschaft sich fit macht, das ist derzeit allerdings immer noch nicht hundertprozentig klar. Als Tabellenzweiter punktgleich mit dem Spitzenreiter Hellas Esslingen wurde die Runde zum Zeitpunkt des Abbruchs beendet. Vom Bezirk Nordwürttemberg wurden beide Teams als Oberliga-Aufsteiger gemeldet. Die Verantwortlichen im Basketballverband Baden-Württemberg legten ihr Veto ein. Jetzt hängt der SV Leonberg/Eltingen im luftleeren Raum. Das Team taucht für die neue Saison weder in der Oberliga noch in der Landesliga auf. Hackerts Nachfragen liefen bislang ins Leere. Planungssicherheit sieht anders aus. Deshalb heißt es für ihn und den Trainer Niko Tokas nun: „Wir planen für die Landesliga.“

American Football

Die Leonberg Alligators, Aufsteiger in die Landesliga, haben sich bislang mit Training in Kleingruppen beholfen. Mitte Mai zunächst mit jeweils fünf Spielern, Anfang Juni dann mit zehn – und das alles ohne Körperkontakt. „Die Freude war schon groß, dass wir überhaupt ins Training einsteigen konnten“, sagt der Abteilungsleiter Luis Turian. Nun können sie richtig loslegen, um dann im September und Oktober in der höheren Spielklasse eine einfache Runde zu absolvieren. Nach einer Umfrage unter den American-Football-Teams in Baden-Württemberg werden von den sechs Ligen im Verbandsgebiet lediglich drei (Bezirksliga, Landesliga, Regionalliga) den Spielbetrieb aufnehmen. Die anderen (Oberliga sowie Kreisliga A und B) nicht. Der Verband hatte im Vorfeld beschlossen, dass es keine Absteiger geben wird und zudem den Meistern empfohlen, auf einen etwaigen Aufstieg zu verzichten.

Dieser Empfehlung wollen auch die Leonberger nachkommen, selbst wenn sie am Ende ganz vorne in der Tabelle stehen. Mit den Backnang Wolverines und den Ostalb Highlanders verzichten zwei Mannschaften in der Siebener-Liga auf den Start, sodass die Alligators zwei Heim- und zwei Auswärtsspiele bestreiten werden. Luis Turian hat Verständnis dafür, wenn sich Clubs gegen eine Teilnahme entscheiden. Auch im eigenen Team hat sich eine Handvoll Spieler ganz vom Football zurückgezogen. Die Leonberger müssen unter anderem auch ihren Defense-Kapitän Gökhan Sahin ersetzen.

Volleyball

Nichts ging bislang bei den Oberliga-Volleyballerinnen der TSF Ditzingen. Das allerdings lag nicht nur am coronabedingten Abbruch der Saison. Die Zusammenarbeit mit dem Trainer Thomas Engelhardt wurde beendet. Der stellvertretende Abteilungsleiter und Trainer der männlichen Jugend, Lothar Benz, hat sich bereit erklärt, einzuspringen. Priorität hat jedoch das Nachwuchsteam. So ist es mit der Frauenmannschaft besprochen, die in Zukunft auch auf Nina Holzhausen und Jessica Beuchle verzichten muss. Lothar Benz, der sich seit fast 30 Jahren in Ditzingen engagiert und dabei auch schon die Frauenmannschaft trainiert hat, will in der kommenden Woche mit dem Stammkader in die Halle. „Ich finde es super und freue mich drauf, dass man wieder richtig trainieren kann“, sagt der 51-Jährige. Eine Rest-Unsicherheit bleibt. Die Frage ist, ob die Spielerinnen überhaupt in die Halle wollen oder lieber auf dem Beachfeld baggern und pritschen. Das will der Coach zuvor im Gespräch mit seinen neuen Schützlingen klären.