Die Lebenshilfe-Geschäftsführerin Christina Holler sieht in den Corona-Auswirkungen auch eine Chance zum Umdenken.

Leonberg - Für Familien mit behinderten Angehörigen war der Lockdown im Frühjahr in manchen Fällen eine Katastrophe.“ Das musste Christina Holler, die Geschäftsführerin der Lebenshilfe Leonberg, feststellen. Da alle unterstützenden Angebote weggebrochen waren, seien die Eltern oftmals durch die Rund-um-die-Uhr-Betreuung ihrer Angehörigen an ihre Grenzen gestoßen.

 

Es sei schnell offensichtlich gewesen, dass die Familien in dieser Krise Unterstützung benötigten. Deshalb wurde in der ersten Phase der Pandemie kurzfristig das Angebot „Auszeit in der Lebenshilfe“ konzipiert. Bei diesem Corona-SOS-Hilfsangebot werden die Menschen mit Behinderung in einer 1:1-Betreuung in den Räumen der Lebenshilfe betreut, wenn notwendig auch mit Übernachtung. Die Eltern konnten durch diese Auszeiten neue Kraft schöpfen und für die Kinder und Erwachsenen mit Behinderung war es die Möglichkeit, herauszukommen und in gewisser Weise wieder so etwas wie Normalität zu erleben. Etwa 50 Familien wurden im Lockdown auf diese Weise von der Leonberger Lebenshilfe begleitet.

„Das war verbunden mit einem hohen personellen Aufwand, der zum Teil durch die Aktion Mensch und Spenden refinanziert wurde. Das Angebot wurde jedoch nie in Frage gestellt – Kostendeckung war nie ein Ziel in dieser Zeit“, sagt die Geschäftsführerin.

Die Umsetzung und Berücksichtigung aller Vorschriften und Verordnungen war für die Verantwortlichen mit hohem Aufwand und Hindernissen verbunden und stellte zum Teil große Herausforderung dar. Viele Entscheidungen mussten sehr kurzfristig getroffen und relativ zeitnah schon wieder neu überdacht werden. „Jederzeit hieß es abzuwägen, was wir ohne Risiko anbieten oder umsetzen können – zum Schutz für alle Mitarbeiter wie Teilnehmer und dem Bedarf der Familien entsprechend. Beiden Aspekten musste Rechnung getragen werden“, sagt Holler.

Die Auswirkung von Corona erfordern ein weitreichendes Umdenken und Umstrukturieren in vielen Bereichen: Personal, Auslastung, Gruppenzusammensetzungen oder Angebotsinhalte. Aber sie könne auch als Chance gesehen werden, Gewohntes kritisch zu bewerten und Neues wie zum Beispiel die „Auszeit“ auf den Weg zu bringen.

„Es wird auch weiterhin gelten, Wege und Möglichkeiten zu finden, die Arbeit der Lebenshilfe Leonberg so aufzustellen und anzupassen, dass die Angebote für Mitglieder und Nutzer trotz des Virus aufrecht erhalten bleiben können und die Ziele des Vereins verfolgt werden“, sagt Christina Holler zuversichtlich.

Leonberg -