Walter Kappus und Monika Wöhr-Kühnemann schildern die Probleme der Busunternehmer.

Leonberg - Das Land verkündet es, der Landkreis bestätigt es und die Stadt schließt sich an: Trotz Coronavirus ist ein verlässliches Grundangebot bei Bussen und Bahnen gesichert. Doch es sind die Busunternehmen, die das schultern müssen. Im Altkreis Leonberg sind das Firmen wie Kappus in Warmbronn, Wöhr in Weissach oder Seitter in Friolzheim. Doch auch an denen geht die Pandemie nicht ohne tiefe Spuren vorbei.

 

„Unsere elf Reisebusse stehen still“, sagt der Firmenchef Walter Kappus. Das gelte mindestens so lange, wie die Schulen geschlossen bleiben. Reisen oder Ausflügen sind tabu. Bei den Busunternehmen im Landkreis gilt bis auf Weiteres der erweiterte Samstagsfahrplan.

Die Belegschaft hat alten Urlaub genommen, und das Stundenkonto wird abgebaut. „Wir gelten als systemrelevant“, sagt Kappus. Will heißen, dass gesichert sein muss, dass besonders die Fahrgäste, die beispielsweise im Gesundheitsbereich oder im Verkauf arbeiten, ihren Arbeitsplatz nach wie vor zuverlässig erreichen. Und das tut die Firma Kappus auf den Linien 747, 632, 651, 94 und 638. Die Linie 631 (Leonberg-Warmbronn-Sindelfingen-Böblingen) ist vorläufig eingestellt.

Fallen Klassenfahrten flach?

„Wenn der Unterricht beginnt, befahren wir alles wieder voll“, ist der Mittelständler überzeugt. Er muss sich gerade mit einem Problem befassen, das es in der 65-jährigen Geschichte von Kappus noch nie gegeben hat: Kurzarbeit. Und das ist bei den anderen Firmen nicht anders. „Wir mussten immer schauen, wie wir die Vielzahl der Aufträge bewältigen können“, sagt er im Rückblick.

Doch nun fallen nicht nur die Aufträge weg, die in diesen Wochen storniert wurden. „Vermutlich werden die Klassenfahrten nicht stattfinden, weil es gilt, den Lehrstoff nachzuholen“, wagt Kappus eine Prognose. Auch von den Fahrten der internationalen Schüleraustausche hat er sich schon in Gedanken verabschiedet. „Aber wir rechnen in dieser Situation mit der finanziellen Unterstützung der Aufgabenträger, selbst wenn unsere im Fahrplan vorgesehenen Touren nicht gefahren werden konnten“, sagt der Firmenchef. Die Aufgabenträger in diesem Fall sind die Verbund-Landkreise.

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„Ein großes Problem sind die fehlenden Fahrscheinverkäufe durch die Busfahrer, dadurch entsteht ein Liquiditätsengpass“, sagt Monika Wöhr-Kühnemann, vom Wöhr-Tours in Weissach. Die Aufgabenträger im VVS hätten zwar Maßnahmen eingeleitet, doch die lindern nur das Problem, beheben es aber nicht. „Unsere größte Sorge sind jedoch die eigenwirtschaftlichen Teile unserer Verkehre, hier sind wir auf die Fahrgeldeinnahmen angewiesen“, gibt die Firmenchefin zu bedenken. Aktuell gehen diese stark zurück, deshalb hoffe sie, dass es auch da Unterstützung von der öffentlichen Hand gibt.

Lkw-Bereich nicht stark betroffen

Wöhr-Tours hat die Busvermietung und den Reiseveranstalter zwar an den Kooperationspartner Schlienz-Tours übergeben, ist allerdings mit den Luxusbussen ViP-Liner weiter am Markt. Alle ausgeschriebene Reisen mussten bis zum Ende des Busreiseverbotes abgesagt werden. Die gute Nachricht: „Der Lkw-Bereich ist momentan noch nicht stark betroffen. Wir hoffen sehr, dass dies so bleibt“, sagt Monika Wöhr-Kühnemann.

Der erweiterte Samstagsfahrplan heißt, dass zusätzlich zu dem regulären Samstagsfahrplan in den Hauptverkehrszeiten, vor allem morgens, teilweise aber auch am späten Nachmittag, Busse unterwegs sind. Auch wird auf einzelnen Linien, die regulär keinen Samstagsverkehr aufweisen, dennoch ein Grundangebot gemacht. Die Nachtbusse und Ruftaxis entfallen.