Viele heimische Betriebe setzen auf ihre eigenen Hygiene-Konzepte und die Umsicht der Belegschaft.

Altkreis Leonberg - Zutritt nur noch für Geimpfte und Genesene? Was in vielen Gaststätten oder bei Veranstaltungen üblich ist, könnte bald auch in Betrieben gelten. In Frankreich, Österreich oder Italien müssen die Beschäftigten schon jetzt eines der drei 3G-Kriterien erfüllen, um zum Arbeitsplatz zu gelangen. In Deutschland hingegen gibt es dafür noch keinen rechtlichen Rahmen.

 

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Dennoch praktizieren etliche Unternehmen eine indirekte 3G-Pflicht. Bei SAP in Walldorf etwa haben nur geimpfte, genesene oder getestete Mitarbeiter Zutritt – dies allerdings auf Vertrauensbasis. Andere Unternehmen öffnen ihre Kantinen ausschließlich unter 3G-Voraussetzungen. Im Altkreis Leonberg hingegen setzen viele Firmen und Verwaltungen auf die bisherigen Hygiene-Konzepte und die Umsicht der eigenen Belegschaften, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergeben hat.

Trumpf plant 3G in der Kantine

Gleichwohl werden Ergänzungen erwogen. Bei Trumpf in Ditzingen sind neue Strukturen für die Kantine in Arbeit: „Wir planen, unser Betriebsrestaurant vom 8. November an auf den 3G-Betrieb umzustellen“, erklärt Andreas Möller. „Ziel ist es, die Kapazitäten deutlich zu erhöhen, ohne Konzessionen an die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu machen“, sagt der Chef der Unternehmenskommunikation.

Dies könne der international aufgestellte Spezialbetrieb für Lasertechnik allerdings nur umsetzen, wenn gleichzeitig die 3G-Regel wie in der Gastronomie eingeführt werde. „Diesem Konzept hat auch die Ordnungsbehörde der Stadt Ditzingen zugestimmt“, sagt Möller. Ob die 3G-Regel auf den allgemeinen Arbeitsbetrieb übertragen werden könne, werde derzeit intern geprüft.

Lewa mit viel Homeoffice

Etwas zurückhaltender ist man bei Lewa in Leonberg. „Wir haben viele Mitarbeiter im Homeoffice“, sagt Ronja Kielwein. Die Beschäftigten im Haus müssten keine Nachweise erbringen, weil dies gesetzlich auch gar nicht möglich ist, erklärt die Marketingmanagerin des Herstellers für Spezialpumpen. Allerdings seien die Arbeitsplätze unter Hygieneaspekten umgestaltet worden.

Besucher haben bei Lewa nur Zugang, wenn sie die 3G-Regeln erfüllen. Diese gelte auch für externe Gäste in der Kantine.

Bosch mit konzernweitem Konzept

Ähnlich handhabt es der Elektronikkonzern Bosch an seinen Standorten in Leonberg, Gerlingen und Renningen. „Für alle Beschäftigten gelten umfassende Schutzmaßnahmen, darunter strikte Abstands- und Hygieneregeln. Dies umfasst auch die Kantinen, in denen wir mit Trennwänden aus Fiberglas für zusätzlichen Schutz sorgen“, sagt der Sprecher Simon Schmitt. Zudem werde in dort Essen zum Mitnehmen angeboten.

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Auf Eigenverantwortung und Sensibilisierung setzt die Stadt Leonberg. „Wir richten uns nach der aktuellen Arbeitsschutzverordnung“, erklärt der Rathaus-Sprecher Sebastian Küster. „Sie sieht vor, dass Beschäftigte, die nicht ausschließlich im Homeoffice arbeiten, die Möglichkeit bekommen, zwei Mal pro Woche einen kostenfreien Coronatest zu machen.“

Stadt Leonberg sensibilisiert

Mitarbeiter, die nicht geimpft oder genesen sind, und direkten Kontakt zu externen Personen haben, seien jedoch dazu verpflichtet, die kostenfreien Tests anzuwenden oder sich bei einer Teststation regelmäßig auf eigene Kosten testen zu lassen. Genau dieses Prinzip wird auch im Ditzinger Rathaus umgesetzt.

„Vertrauen statt Kontrolle“ lautet das Motto bei Geze in Leonberg. „Wir bieten unseren Mitarbeitenden kostenlose Antigen-Schnelltests und medizinische Masken sowie mobiles Arbeiten an“, sagt Sinem Turan, Chef der „Human Resources“ bei dem Hersteller von Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik. „Unsere Besprechungsräume wurden mit Luftentkeimungsgeräten der neuesten Technologie ausgestattet und in unserer Produktionshalle haben wir bereits vor Corona in eine neue Lüftungsanlage investiert. Die Anlage erneuert ständig die gesamte Luft unserer Produktionshalle.“

Thales hört auf Robert-Koch-Institut

Die Firma Thales „orientiert sich an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts“, erklärt Bernd Schopp, der Vizechef von „ Human Resources“. Der Hersteller von Sicherheitssystemen beschäftigt in Ditzingen 1600 Menschen. Das Spektrum reicht von Technologie für den Bahn- und Flugverkehr, bis hin zu Radar- und Kommunikationssystemen für Grenzsicherungen oder militärische Operationen. „Bislang haben wir durch unser breit aufgestelltes Hygienekonzept mit vielfältigen Schutzmaßnahmen am Standort sowie der breiten Nutzung von mobilem Arbeiten die Corona-Pandemie gut bewältigen können“, sagt Bernd Schopp.