Im Kreis Böblingen und im Enzkreis ist ein Drittel schon vollständig immunisiert. Pforzheim ist Schlusslicht.

Corona - Die magische 50-Prozent-Marke ist fast geknackt – das verkündete am Mittwochmorgen stolz das Landratsamt Böblingen. Denn das Landessozialministerium hat nun eine Statistik veröffentlicht, die die Impfquoten in den einzelnen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs mit Stand vom Dienstag zeigt. Demnach liegt der Kreis Böblingen jetzt bei 49,5 Prozent – und immer noch leicht unter dem Landesschnitt von 50,2 Prozent der Bevölkerung. 194 324 Menschen im Kreis haben bis Dienstag die erste Impfdosis mit Biontech, Moderna oder Astrazeneca erhalten.

 

Quoten liegen fast im Landesschnitt

Ähnlich sehen die Zahlen im Enzkreis aus. Hier lag die Impfquote am Dienstag bei 48,4 Prozent. Das sind 96 620 Menschen. Nach Angaben des Sozialministeriums sind in diesen Zahlen alle Impfungen erfasst, die in den Impfzentren, bei den niedergelassenen Ärzten und in Krankenhäusern sowie über die mobilen Dienste, etwa in Pflegeheimen, verabreicht wurden. Auch Sonderaktionen sind dabei berücksichtigt. Nicht erfasst sind dabei Impfungen über die Betriebsärzte.

Lesen Sie hier: Alle News zur Corona-Pandemie

Die Quote der vollständig Geimpften – hierzu zählen auch diejenigen, die das nur einmal notwendige Vakzin von Johnson & Johnson erhalten haben – liegt im Kreis Böblingen jetzt bei 33,4 Prozent – und damit ebenfalls leicht unter dem Landesschnitt von 34,2 Prozent. Im Enzkreis liegt die Quote an voll Immunisierten bei 32,8 Prozent.

Gesundheitsamt: „Jede Impfung zählt“

„Wir liegen mit unserer Impfquote im landesweiten Durchschnitt“, stellt die Leiterin des Gesundheitsamts im Enzkreis, Brigitte Joggerst, fest. „Doch natürlich könnten wir und viele andere Kreise noch besser liegen, wenn wir mehr Impfstoff zur Verfügung hätten. Denn jede Impfung zählt. Das gilt umso mehr angesichts des auch für Deutschland zu befürchtenden Anstiegs der Delta-Variante.“

Spitzenreiter im Land sind die Städte Baden-Baden und Freiburg sowie der Kreis Emmendingen, die bei den Erstimpfungen an der 60-Prozent-Quote kratzen und bei der vollständigen Immunisierung bei über 40 Prozent liegen. Letztere Quote hat zudem auch der Kreis Breisgau-Hochschwarzwald erreicht.

Pforzheim ist Schlusslicht im Land

Schlusslicht in Baden-Württemberg ist dagegen Pforzheim. In der Goldstadt haben gerade mal 38,5 Prozent die erste Spritze erhalten, nur 24 Prozent gelten als vollständig geimpft. Bei der Stadt führt man dies vor allem darauf zurück, dass sich im Kreisimpfzentrum (KIZ) sehr viele Menschen von außerhalb impfen ließen. „Pforzheim liegt zentral zwischen Stuttgart und Karlsruhe und ist über die A 8 gut zu erreichen“, erklärt der Pressesprecher Philip Mukherjee. Bei einer Erhebung im Mai habe man festgestellt, dass nur 38 Prozent der verabreichten Dosen an Pforzheimerinnen und Pforzheimer sowie 29 Prozent an Menschen aus dem Enzkreis gingen. Zudem sei die Bevölkerung im Schnitt recht jung und ein Großteil noch nicht so lange impfberechtigt.

Um dem dennoch schwachen Interesse in sozial schlechter gestellten Stadtteilen entgegenzuwirken, sind aktuell besondere Impfaktionen geplant, wofür das Land unter anderem 10 000 zusätzliche Dosen von Astrazeneca zur Verfügung stellt. Diese Aktionen werde man verstärkt bewerben, auch in mehreren Sprachen.

Landrat lobt großes Engagement

Der Böblinger Landrat Roland Bernhard führt die Quoten in seinem Kreis knapp unter Landesschnitt vor allem auf die Verteilung der Impfstoffe im Land zurück. So hat der Kreis Böblingen mit seinen 392 898 Bewohnern nur ein Kreisimpfzentrum zugesprochen bekommen – genauso wie der Enzkreis, der aber nur 199 752 Einwohner hat. Die Menge an Impfstoffen pro KIZ ist aber gleich. „Dass wir trotz allem so nah am Durchschnitt liegen, hat viele Gründe“, sagt Bernhard. Er lobte zum einen die schnelle und effiziente Arbeit im KIZ, zum anderen auch das starke ehrenamtliche Engagement beim Betrieb des KIZ, der Organisation von Impfterminen oder Transporten dorthin sowie die zahlreichen Sonderaktionen, für die das Land auch zusätzliche Impfdosen zur Verfügung gestellt hat. Aber auch jene, die „ohne große Töne“ in ihren Praxen neben dem eigentlichen Betrieb Patienten gegen das Coronavirus geimpft haben.

Bernhard will zügig die 50 Prozent erreichen

„Die 50 Prozent sind gut, aber wir wollen zügig die für die Jahresmitte eigentlich angepeilten 60 Prozent erreichen und längerfristig eine Herdenimmunität erreichen.“ Sein Appell richtet sich an die, die noch keine Impfung haben. „Wir dürfen jetzt nicht leichtsinnig werden und denken, nur weil Corona aktuell etwas in den Hintergrund rückt, braucht man die Impfung nicht mehr.“ Er appelliert deshalb, sich impfen zu lassen und auch unbedingt jeweils die Zweitimpfung abzuholen. Das Impfangebot steige aktuell wieder – und damit auch die Möglichkeit, einen Termin zu vereinbaren.