Die Schnelltestzentren sind überlaufen, viele Kommunen testen aber nur ihre Bürger.

Kreis Böblingen - Die LKZ-Leserin ist verzweifelt: „Wenn ich mich momentan im Schnelltestzentrum in Leonberg testen lassen möchte, dann mit einem Vorlauf von drei Wochen“, schreibt uns die Frau aus Leonberg. „Dort, wo man arbeitet, kann man sich oft nicht testen lassen weil man dort nicht wohnt.“ So hat sie auch andernorts kein Glück, etwa in Ludwigsburg, wo sie arbeitet. Dort erhalten nur Einwohner der Kreisstadt die Möglichkeit, den vom Bund garantierten wöchentlichen Coronatest vornehmen zu lassen.

 

Jetzt regiert der Flickenteppich

Wo bisher der Kreis Böblingen die Hand drauf hatte und damit kreisweit ein recht einheitliches Angebot ermöglicht wurde, regiert nun der Flickenteppich. Bis Anfang März gab es fünf Schnelltestzentren – in Leonberg, Böblingen, Sindelfingen, Herrenberg und Holgerlingen. In einem vierwöchigen Pilotversuch hatte der Kreis die Kosten für zwei kostenlose Tests pro Woche in den Zentren für alle Kreisbewohner übernommen. Doch Anfang März verkündeten Bund und Länder, bundesweit die Kosten für einen solchen Test pro Einwohner pro Woche zu tragen.

Seitdem ist die Nachfrage nach den Terminen stetig gestiegen. Der Landrat Roland Bernhard verkündete daraufhin in der vergangenen Woche, dass im gesamten Kreis etwa 50 kleinere Schnellteststellen eingerichtet werden sollen – wie, das ist den Kommunen selbst überlassen.

Weitere Angebote in Planung

Dem voraus waren bereits Rutesheim und Weil der Stadt. Rutesheim testet seit zwei Wochen freitags und samstags in der Johanneskirche. In Weil der Stadt bietet das DRK mittwochs und sonntags Testungen in der Emil-Haag-Begegnungsstätte an. Jeweils nur für die eigenen Stadtbewohner. Zumindest Rutesheim öffnet das Angebot jetzt auch für Auswärtige. Zudem soll bald eine weitere Teststelle öffnen. In Renningen will die Stadt am kommenden Donnerstag starten, Details sind bislang aber noch nicht bekannt. In Weissach ist mit der Markt-Apotheke Flacht ein privatwirtschaftlicher Träger einer lokalen Teststelle gestartet. Damit endet aber bislang das Angebot im Altkreis Leonberg.

Zahl der Teststellen wächst langsam

Betrachtet man den gesamten Kreis, sind erst 13 der erhofften 50 Schnellteststellen in Betrieb – acht, wenn man die großen Schnelltestzentren herausrechnet. Inklusive der neuen Angebote in Rutesheim und Renningen sollen in der kommenden Woche vier weitere dazu kommen. Noch immer weit davon entfernt von dem, was man sich im Landratsamt versprochen hat. Auch wenn man dort zuversichtlich verkündet: „Das Netz wird dichter.“

So sagt auch Roland Bernhard: „Das ist ein Kraftakt, der da aktuell von vielen Beteiligten geleistet wird. Aber er ist nötig und hilft uns dabei, unsere Lockerungen umsetzen zu können.“ Die Schnelltests sei von großer Bedeutung. „Wir müssen es schaffen, frühzeitig die heraus zu fischen, die sich infiziert haben – möglichst bevor sie auch nur irgendeine Person angesteckt haben“, sagt der Böblinger Landrat.

Gemeinsame Software und App

Zumindest ist man im Landratsamt bemüht, die lokalen Angebote zu sammeln und zu verknüpfen. So gibt es nun auf www.lrabb.de eine Übersicht über alle Testangebote mit Links zur jeweiligen Terminbuchung. Die Betreiber der großen Schnelltestzentren böten zudem ihr Know-how, aber auch praktische Hilfe an.

Besonders setzt man dabei auf digitale Hilfe. So ist man bemüht, dass alle vernetzten lokalen Testangebote auf die gleiche Terminsoftware sowie die App Doctor Box für die Ergebnisübermittlung zugreifen. Dies eröffne Möglichkeiten, die Testaktivität im Kreis auszuwerten. Das Ergebnis gibt es dann bequem aufs Handy. Ein Nachweis in Briefform ist möglich, kostet aber extra. Auch ein anderer analoger Nachweis soll in Kürze verfügbar sein: Wer negativ getestet wurde, erhält dann ein entsprechendes Armbändchen.