Die Apotheker stellen seit Montag für die vollständig Geimpften den Nachweis samt QR-Code aus. Allein die Technik hat noch ihre Tücken.

Leonberg - Manuel Caneri, Inhaber der Rutesheimer Rathaus-Apotheke und der Markt-Apotheke in Weissach-Flacht, hat während der Corona-Pandemie vor allem eines gelernt: schnell auf Situationen zu reagieren, zu handeln und zu improvisieren. Sei es beim Verkauf von Masken, bei der Errichtung der Schnelltestzentren oder auch bei der Herstellung von Desinfektionsmittel. Seit Montag gibt es nun auch die Möglichkeit, sich einen digitalen Impfpass mit dem QR-Code in Apotheken zu besorgen. „Das ist auf freiwilliger Basis, aber wir bieten das natürlich an“, sagt Manuel Caneri.

 

Auch für diese Zusatzaufgabe gab es allerdings so gut wie keine Vorlaufzeit, die technischen Voraussetzungen kamen auf den letzten Drücker. Erst am Montag um halb acht war das dafür notwendige Online-Portal einsatzfähig. Um acht Uhr standen schon die ersten Kunden in der Apotheke, die den digitalen Impfpass wünschten. Eine Testphase war nicht mehr möglich. „Unsere Devise lautet, wir machen das und wir schaffen das, obwohl unsere Hauptaufgabe ja bekanntlich die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten ist, und ich kann jetzt nicht behaupten, dass uns damit langweilig ist“, sagt Manuel Caneri und lacht. Im gleichen Atemzug hat er ein Lob parat. „Mein Team ist großartig, alle ziehen da mit.“ Geplant hatte er, dass der Kunde den digitalen Impfpass gleich nach der Erledigung aller Formalitäten mitnehmen kann. Doch da macht die Technik momentan noch nicht mit. „Das System stürzt oft ab“, sagt Manuel Caneri. „Wenn die Impfpässe fertig sind, verschicken wir sie daher auf klassischem Weg per Post.“

Für jede Impfung, also für jeden Piks, gibt es ein Formular – zunächst in Papierform – mit dem entsprechenden QR-Code. Diese müssen ausgedruckt und mit dem Handy eingescannt werden. Dann kann man sie in die App hochladen. Sinnvoll ist, den Ausdruck mit dem QR-Code aufzuheben. So kann man ihn im Falle eines Handy-Wechsels problemlos neu hochladen und muss nicht einen neuen Code generieren. Wer kein Handy besitzt, kann auch die Papier-Dokumente bei sich haben und vorzeigen, wenn erforderlich.

Der Holzgerlinger Apotheker Björn Schittenhelm, Sprecher der Apotheker im Kreis Böblingen, rechnet damit, dass sich fast alle Apotheken im Kreis an der Aktion beteiligen. 98 Prozent der etwa 80 Apotheken im Kreis Böblingen seien Mitglieder im Deutschen Apothekerverband. „Damit haben sie Zugriff auf die Software zur Digitalisierung.“ Aktuell gehe es darum, für die Daten von etwa 20 Millionen vollständig Geimpften in Deutschland einen QR-Code zu generieren. Diesen können die Geimpften dann entweder in die Corona-Warn-App oder eine ganz neue geschaffene App des Robert-Koch-Instituts, die CovPass-App, hochladen. Auf diese Weise haben sie den Impfnachweis immer bei sich. Das erleichtert den Zugang zu Veranstaltungen. Wer einen Trip außerhalb Deutschlands plant, solle sich unbedingt die CovPass-App herunterladen, rät Schittenhelm. Denn nur diese funktioniere auch im Ausland.

Für Miriam Sachs, die Inhaberin der h&h Apotheke auf dem Leonberger Marktplatz, macht es Sinn, dass ihr Berufsstand mit der Erstellung der digitalen Impfpässe betraut wurde. „Es geht um eine verantwortungsvolle Überprüfung der Impfpässe, der Daten und Formalitäten. Wir kennen das vom Umgang mit Rezepten, daher möchte man auch diese Kontrollfunktion nutzen.“ Positiv überrascht sei sie, wie technikaffin ältere Menschen seien. „Viele haben jemanden, der ihnen die App runtergeladen hat, jetzt sind sie neugierig wie das funktioniert.“

Künftig sollen die Impfzentren gleich bei der Immunisierung die QR-Codes ausgeben. Die Aktion der Apotheken ist also begrenzt auf alle, die bis jetzt vollständig geimpft sind. Für jede Digitalisierung erhalten sie 18 Euro. „Das sind 15 Euro netto, wie ich finde eine ambitionierte Summe“, sagt Manuel Caneri. Auch Arztpraxen sollen die Codes ausstellen können. Allerdings werden sie erst ab Mitte Juli mit der notwendigen Software versorgt