Bei der diesjährigen Internationalen Leonberger Hunde-Clubschau sind am Wochenende 165 Leonberger aus aller Welt zu Gast am Tiefenbach.

Leonberg - Er ist ein echter Leonberger. Neun Jahre alt, ist bereits achtfacher Champion, hört auf den komplizierten Namen Cardamine’s Caribba und kommt aus dem 2100 Kilometer entfernten Tallin, der Hauptstadt Estlands.

 

Er ist ein großer, kräftiger Vertreter seiner Hunderasse mit rotem Unterfell und dunklen Haarspitzen und hat bei der hiesigen Internationalen Leonberger Spezial-Rassehunde-Ausstellung in der Veteranenklasse gute Chancen auf einen vorderen Platz. Sein Besitzer Tarmo Room ist zu Recht stolz auf ihn. Gerade kommen sie aus dem südfranzösischen Cluny, wo der Leonberger als „Bester Veteran“ den dortigen Wettbewerb gewonnen hat.

Ein ordentlicher Stammbaum

Und Cardamine’s Caribba gibt seine guten Gene auch an den Nachwuchs weiter. Insgesamt 26 Leonberger Hunde stammen mittlerweile von ihm ab. Im Vorjahr wurde eine seiner Töchter bei der Leonberger Clubschau Gesamtsiegerin. Und auch der zweite Hund von Tarmo Room ist ein würdiger Vertreter seiner Rasse: Der blonde, erst vier Jahre alte Remröd startet in der Champion-Klasse, was bedeutet, dass er mindestens bereits einmal in einem anderen Wettbewerb gewonnen hat. Tarmo Room und seine Frau haben sich für Leonberger Hunde entschieden, weil sie es selbst gerne bequem haben. „Der Leonberger ist ein Wohnungshund, er will bei seinen Menschen sein, geht zwar gerne spazieren, ist aber kein Sportler“, sagt Room.

Sind Leonberger Familienhunde?

Und auch für den Ausstellungsleiter Holger Munzlinger, der zusammen mit seiner Frau Susanne die Clubschau organisiert, war das sanfte Wesen des Leonbergers ausschlaggebend. „Da ich selbst manchmal vielleicht etwas hektisch bin, wollte ich einen Hund, der Ruhe ausstrahlt“, sagt Holger Munzlinger lachend und beschreibt damit schon eine weitere wesentliche Eigenschaft dieser Hunderasse. „Und er ist ein idealer Familienhund“, ergänzt er. Sie selbst haben auch eine recht weite Anreise hinter sich, sie kommen mit ihrem „Zausel“ genannten Leonberger aus Oberhausen. Zausel darf allerdings nicht am Wettbewerb teilnehmen, da sein Herrchen der Organisator ist.

Die Geschichte des Leonbergers geht zurück auf den Beginn des 19. Jahrhunderts. Der frühere Stadtrat von Leonberg, Heinrich Essig, gilt als Begründer der Rasse. Er liebte langhaarige Hunde und wollte der Legende nach einen Hund züchten, der dem Löwen im Wappen der Stadt Leonberg ähnlich sehen sollte. Also begann er um 1840, einen Bernhardiner Rüden mit einer schwarz-weißen Neufundländer Hündin zu paaren.

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Alles begann im 19. Jahrhundert

Im Laufe der Jahre kreuzte er weitere Bernhardiner sowie Pyrenäen-Berghunde ein, um das von ihm gewünschte Erscheinungsbild der Hunde zu perfektionieren. Die ersten Leonberger, so wie wir sie heute kennen, kamen 1846 zur Welt. Die großen und gutmütigen Hunde wurden auch außerhalb der Stadt immer beliebter und dienten bis zum Krieg als Wach- oder Zughunde. In den Wirren der Weltkriege und in der Not der Nachkriegszeiten, in denen kaum jemand einen so großen Hund ernähren konnte, ging die Zahl der Leonberger Hunde stark zurück. Ein paar wenigen Liebhabern ist es zu verdanken, dass die Leonberger-Rasse vor dem Aussterben bewahrt wurde.

Kein Leonberger gleicht dem anderen

Mittlerweile gibt es Leonberger Hunde auf der ganzen Welt. 165 von ihnen sind in diesem Jahr zu der Clubschau am Vereinsheim am Tiefenbach angereist.

Im Wettbewerb werden in erster Linie die äußerlichen Merkmale des Leonbergers bewertet. Dabei hat es die internationale Jury nicht einfach, denn kein Leo gleicht dem anderen. Zwar gibt es gewisse Standards für diese Hunderasse, nach denen zum Beispiel der Körperbau und der Kopf bewertet werden, aber vor allem bei der Fellfarbe gibt es große Unterschiede, von Löwengelb über Rotbraun bis Dunkelbraun ist alles dabei. Und der Hund muss sich vor der Jury von seinem Halter gut präsentieren lassen.

Am besten gelungen ist das einer Hündin aus England: Brynarian Balalaika heißt der beste Hund des Tages. Die Hundedame gehört Luise Baldwin. Einen anderen wichtigen Wettbewerb hat ebenfalls eine Engländerin gewonnen – die aber aus Baden-Württemberg stammt: Ann-Katrin Geiger hat mit ihrer Hündin Khaimas’ Hello little Girl den Veteranenwettbewerb, das sind ältere Hunde, bei den Weibchen gewonnen.

Aber auch Leonberg - Cardamine’s Caribbas weite Anreise hat sich gelohnt: der estnische Rüde der Familie Room holte Platz eins bei den männlichen Veteranen.