Nach heftigen Protesten wird die Dompteurin Claire Heliot den NS-Dichter August Lämmle nicht als Namenspatin der Leonberger Gemeinschaftsschule ablösen.

Leonberg - Die Suche nach einem neuen Namen für die August-Lämmle-Schule im Leonberger Stadtteil Ramtel geht weiter. Die Arbeitsgruppe, die sich eigentlich auf Claire Heliot verständigt hatte, muss ihre Arbeit fortsetzen.

 

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Der Grund für den Neustart: Claire Heliot, die am Ende des 19. Jahrhunderts als Dompteurin mit einer Löwennummer im Zirkus für internationales Aufsehen sorgte, erscheint vielen Bürgern, aber auch etlichen Kommunalpolitikern als nicht geeignet. Nachdem unsere Zeitung erstmals über die Entscheidung der Arbeitsgruppe berichtet hatte, der Mitarbeiter der Verwaltung, Eltern, Lehrer und Schüler angehören, war der Aufschrei groß.

Nicht nur dass Tierdressuren heutzutage nicht mehr als Vorbild dienen, wurde unter anderem in zahlreichen Leserbriefen kritisiert. Auch der Leonberg-Bezug sei zu gering. Freundschaftliche Kontakte zu Christian-Wagner und ein dreijähriger Besitz des Rappenhofs reichten nicht aus, um sie als Namenspatin einer großen Schule zu ehren, hieß es.

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„Wenn ein Namen eine solch kontroverse Diskussion auslöst, dann müssen wir noch einmal darüber reden“, meint Oberbürgermeister Martin Georg Cohn. Das sehen auch die Mitglieder des Gemeinderates so. „Tierdressur und politische Bildung passen nicht zusammen“, findet Georg Pfeiffer. Der Freie Wähler bevorzugt die schlichte Bezeichnung „Gemeinschaftsschule Leonberg“, die die Arbeitsgruppe als zweite Möglichkeit genannt hatte.

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Für den Grünen-Fraktionschef Bernd Murschel hingegen ist das „ein lebloser Name, der keine Identifikation hergibt“. Ein ganz neuer Name solle gesucht werden. Dem stimmt Ottmar Pfitzenmaier zu. Der Name müsse nicht zwangsläufig einen direkten Bezug zu Leonberg haben, meint der SPD-Fraktionsvorsitzende und verweist auf Albert Schweitzer als Namensgeber eines Gymnasiums. „Aber Schule und Dompteurin zusammen, das geht nicht.“

Susanne Kogel hält es für falsch, für die Diskussion ausschließlich die Arbeitsgruppe ins Obligo zu nehmen. „Wir müssen eine Teilschuld eingestehen“, sagt die Christdemokratin. Denn der Gemeinderat hätte zuvor die Rahmenbedingungen für den Namen festlegen müssen: etwa Frau, Lokalkolorit oder Freiheitskämpfer.

Es gab 70 Vorschläge aus allen Richtungen

Dies soll jetzt geschehen. „Wichtig ist, dass nun ein Name gefunden wird, der einen guten Start ermöglicht“, sagt Karl Heinz Wetterauer. „Ich gehe davon aus, dass wir jetzt die entsprechenden Informationen bekommen, welchen Anforderungen der neue Name genügen soll“, sagt der Leiter der August-Lämmle-Schule im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dass die Namensdiskussion eine solche Dynamik entwickelt hat, damit hätte Wetterauer so nicht gerechnet. „Wir hatten 70 Vorschläge aus allen Richtungen. Das städtische Kulturamt hat eine Vorauswahl getroffen, der Prozess war insgesamt sehr gut gesteuert.“

Jetzt darf es gerne schnell gehen

Ob die Schule im Ramtel das kommende Schuljahr mit einem anderen Namen beginnen kann, ist eher unwahrscheinlich. „Von meiner Seite aus darf es schnell gehen“, sagt Karl Heinz Wetterauer. Allerdings muss die Arbeitsgemeinschaft nun neu anfangen, die Schulkonferenz muss Stellung nehmen, genau wie der Gemeinderat. Der tagt im Juli zum letzten Mal vor der Sommerpause. „Das wird eng“, meint der Schulleiter. „Zumal wir jetzt sehr überlegt an das Thema gehen müssen.“

Im November hatte der Gemeinderat die Umbenennung der Schule beschlossen, nachdem der Historiker Peter Poguntke in einem Gutachten im Auftrag der Stadt dem Dichter August Lämmle eine „messianische Verehrung“ Hitlers und des Naziregimes attestiert hatte.