1500 Sportler kommen zum Citylauf. Motivation gibt es nicht nur in der Carl-Schmincke-Straße, sondern auch auf dem Marktplatz.

Leonberg - Feierabend, mag sich da manch einer denken. Samstagabend, 20 Uhr, da steht bei diesen Temperaturen allerhöchstens noch ein Biergartenbesuch an. Diese Rechnung ist aber ohne die Leonberger gemacht, denn an diesem Samstag wacht die Stadt zur Feierabendstunde erst richtig auf.

 

1500 Sportler haben sich in diesem Jahr angemeldet und schnüren ihre Laufschuhe. Damit alles klappt, sind Eberhard Trinkner und seine Helfer vom „Förderverein Laufsport Leonberg“ schon seit Tagen auf den Beinen. Der Startschuss fällt um 20.20 Uhr, und kurz vorher schießt der Puls nochmals nach oben. Denn das städtische Ordnungsamt, die Polizei und die Helfer müssen die fünf Kilometer lange Strecke quer durch die Innenstadt absperren, was nicht immer ohne Zwischenfälle geht. „Erst, wenn das Ordnungsamt die Strecke freigegeben hat, dürfen wir abfahren“, erklärt Marc Pflüger. Der junge Mann sitzt im Caprio, dem Führungsfahrzeug, das vorneweg fährt und den Läuferpulk ankündigt.

Am Straßenrand machen sie mit

Jetzt kommen die Läufer, soll das heißen. Und das heißt dann: Anfangen zu klatschen und applaudieren. Denn Leonberg teilt sich an einem Citylauf-Abend in zwei Teile auf. Die einen laufen mit – und die anderen stehen am Straßenrand und feuern an. Musikkappellen haben sich aufgebaut, andernorts lassen DJs die Laufmüdigkeit verpuffen. „Man sieht’s hier am Straßenrand, wie die Leonberger dabei sind und mitmachen“, stellt der Oberbürgermeister Martin Kaufmann fest und staunt. Zusammen mit seiner Partnerin Julia Berkei darf er ebenfalls im Führungsfahrzeug-Cabrio Platz nehmen und die Läufer ankündigen. „Mitlaufen, Herr Kaufmann“, ruft da der ein oder andere. „Nächstes Jahr, klar“, ruft der OB zurück. Aufgrund einer schweren Knieverletzung vor zwei Jahren muss er sich in diesem Jahr noch schonen.

„Toll, wie die Eltinger Gas geben“, sagt Kaufmann dann. Die Fanmeile in der Carl-Schmincke-Straße ist eine Legende, eventuelle Müdigkeit ist da endgültig weggeblasen. Nicht ganz so laut ist es auf dem Leonberger Marktplatz. Die Fanmeile hier gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal, muss sich also noch etablieren. Und: „Vom Marktplatz hab ich gar nicht viel mitbekommen“, sagt Betty Scheu, eine der Läuferinnen. „Der Puls war bei mir einfach zu hoch.“ Zum fünften Mal ist sie schon mit dabei, erzählt sie hinterher. „Toll war es, aber ein bisschen heiß“, lautet ihre Bilanz, bevor sie an eine große Kiste tritt und den Transponder, der ihre Zeit misst, wieder abgibt. „Danke“, sagt Marion Osterkamp. Osterkamp ist ehrenamtliche Helferin beim Citylauf, schon zum achten Mal. „Ich lass lieber meine Kinder laufen“, erklärt sie und schmunzelt. „Aber auch das Helfen macht riesigen Spaß.“

Ohne Ehrenamtliche läuft nichts

Und ohne die Helfer geht schließlich nichts, 120 Ehrenamtliche braucht Chef-Organisator Eberhard Trinkner jedes Jahr – als Streckenposten oder als Getränkeausschenker. „Es wird immer schwieriger, Helfer zu finden“, berichtet Trinkner. Seit vergangenem Jahr arbeitet der Förderverein Laufsport daher mit kleinen Tricks. Wenn sich Gruppen zum Helfen anmelden, gibt es einen Obolus in die gemeinsame Kasse.

Ansonsten aber strahlt Eberhard Trinkner und ist erleichtert, als der letzte Läufer ins Ziel einläuft. „Alles läuft perfekt“, sagt er, „das Wetter, die Organisation, die Zusammenarbeit mit den Behörden, dem Roten Kreuz und den Sponsoren hat super geklappt.“ Sport, Geselligkeit und soziales Engagement gehören bei dieser Leonberger Version des Stadtlaufs zusammen, erklärt er das Konzept, das es jetzt seit neun Jahren schon gibt. Damit steht nächstes Jahr der zehnte Citylauf an – ein Jubiläum. Klar, dass Trinkner und sein Team schon längst am Planen sind, verrät er: „Wir wollen mit kleineren Events über das ganze Jahr hinweg auf Facetten des Laufens aufmerksam machen.“