Citylauf in Zeiten der Corona-Pandemie: Statt mitten durch die Leonberger Innenstadt geht es durch Feld und Wald. Eindrücke von zehn Kilometern in der Natur.

Leonberg - Der tägliche Gang mit dem Hund ist nicht nur wohltuend für Mensch und Tier. Er hat oft den interessanten Nebeneffekt, dass dabei ganz neue Wege erkundet werden. Strecken durch Wald und Feld, die sonst vielleicht nie entdeckt worden wären. Eberhard Trinkner ist es so ergangen. Der Chef-Organisator des Leonberger Citylaufes war in den vergangenen Wochen oft mit seinem Hund unterwegs. „Da ist mir durch den Kopf gegangen, dass der eine oder andere Weg sich bestens für uns eignen würden“, berichtet der begeisterte Läufer.

 

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Mit „uns“ meint Trinkner in diesem Fall jene Sportbegeisterte, die sonst allsommerlich am letzten Juni-Samstag in der Leonberger Innenstadt unterwegs sind. Der Citylauf ist in elf Jahren längst zur Marke geworden, nicht nur für Aktive, sondern auch fürs Publikum, das insbesondere in der Carl-Schmincke-Straße, der Eltinger Fanmeile, die wackeren Aktiven frenetisch anfeuert. Da trifft es sich gut, dass der Obst-, Garten- und Weinbauverein auf dem benachbarten Kirchplatz sein Sommerfest feiert: der Citylauf als große Party für Sportler und Fans.

Start am SV-Vereinszentrum

Corona hat dieser erfreulichen Entwicklung einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Im vergangenen Jahr ist der Citylauf vollends flach gefallen. Diesmal wollte das achtköpfige Orga-Team um Eberhard Trinkner und Helga Grau-Ritter nicht schon wieder passen. „Dass ein Massenlauf mitten durch die Stadt nicht möglich sein wird, war von Anfang an klar“, berichtet Trinkner. „Also sind wir nach draußen gegangen.“

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Nach draußen bedeutet an den Stadtrand. Durch seine Exkursionen im Wald haben der oberste Cityläufer und sein Team zwei spannende Alternativstrecken ausgetüftelt, jeweils fünf oder zehn Kilometer lang, wie bei den normalen Cityläufen. Ein Start im großen Stil auf dem Platz in der Steinstraße ist nicht möglich. Stattdessen legen die Renner in verschiedenen Zeitfenstern am neuen Sportzentrum des SV Leonberg/Eltingen los.

Dabei sein ist alles

Mit dabei ist am Samstag auch der Mann von der Zeitung, der schon in den vergangenen Jahren die Route zwischen der Altstadt und Eltingen jeweils doppelt bewältigt hat. Er hält es dabei mit dem olympischen Motto „Dabei sein ist alles“. Die Laufzeiten sind von nachrangiger Bedeutung.

Ermutigt durch den Umstand, dass die aktuelle Alternativroute zumindest in Teilen seiner persönlichen Wochenendstrecke entspricht, meldet sich der Journalist für die zehn Kilometer an. Zwischen SV-Zentrum und Stadion ist am Samstagnachmittag reger Betrieb. Zwischen 15 und 18 Uhr können die Teilnehmer starten. Es ist nicht so voll wie in der Steinstraße. Doch Eberhard Trinkner ist zufrieden. „Es werden mehr als 400 mitlaufen“, sagt der Cheforganisator. „Unter diesen Umständen ist das ein guter Wert.“

Abstand auf der Strecke

Auf der Strecke müssen die Läufer die Abstände beachten und immer rechts laufen, damit sie von Schnelleren problemlos überholt werden können. Immerhin: Eine Maske muss nicht getragen werden.

An den Start dürfen nur die Aktiven. Angehörige und Freunde werden vom Sicherheitsdienst freundlich aber bestimmt gebeten, das Geschehen von außen zu verfolgen. Der Zeitungsredakteur hat seine Nummer bekommen, die 92. Angefeuert von Eberhard Trinkner und den Helferinnen am Start läuft er los. Es geht über die neue Brücke am Vereinszentrum, parallel zum Leobad in Richtung Riedwiesen. Die junge Mitstarterin ist schon nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen.

Ruhiger Tag für die Sanitäter

Der journalistische Läufer lässt sich anfangs von den anderen noch mitziehen, reduziert aber dann das Tempo: Kräfte sparen, zehn Kilometer sind lang. Es geht unter der Autobahn durch und dann links hinein in den Wald, Grobrichtung Warmbronn.

Der mit Pfeilen aus Sägespan bestens ausgeschilderte Weg führt in Kurven mehr auf als ab. Was, erst zwei Kilometer!, denkt der Redakteur, als er die Zahl auf dem Boden sieht. Einfach ruhig weitermachen. Sein bekanntes Terrain hat er längst verlassen. Im tiefsten Wald steht unvermittelt ein Krankenwagen vom Roten Kreuz. Die Sanitäter winken. Zu tun hatten sie noch nichts.

Am Ende ein Glücksgefühl

Die Route macht eine Kurve und verläuft parallel zur Autobahn. Es geht bergab. Unter den mächtigen Pfeilern der Friedensbrücke reichen Helfer der Ahmadiyya-Gemeinde Wasserbecher. Eine Wohltat! Der Weg mündet in die Aue kurz hinter dem Glemseck. Jetzt geht es wieder Richtung Stadt. Aber es sind noch drei Kilometer. Die Füße melden sich. Jetzt ist durchhalten angesagt.

Die Schlange vor dem Leobad wird einfach umrundet, dann geht es rechts ab zum Zieleinlauf im SV-Stadion. Es ist geschafft. Der Zeitungsläufer überquert glücklich die Ziellinie.