Auch unterstrich der Präsident, dass Hongkong ausschließlich von "Patrioten" regiert werden könne. Das Sicherheitsgesetz sowie "Verbesserungen" im Wahlsystem hätten die Großstadt in Chinas Süden "vom Chaos zum Wohlstand" gebracht. Der neue Regierungschef Lee übernahm das Amt von Vorgängerin Carrie Lam, die wegen der Niederschlagung von Protesten immer wieder massiv in der Kritik stand. Lee war als Sicherheitschef dafür verantwortlich.
Internationale Beobachter zeichnen ein kritisches Bild der Lage. Seit dem Erlass des Sicherheitsgesetzes reden viele nur noch von "Ein Land, ein System". Hongkong habe "einen Schlag nach dem anderen" erlebt, sagte Katja Drinhausen vom China-Institut Merics in Berlin. Als Beispiele nannte sie Verhaftungen, Wahlrechts- und Bildungsreformen sowie die Auflösung liberaler Medien und zivilgesellschaftlicher Organisationen. "Peking sieht sich auf jeden Fall bestätigt in seinem eingeschlagenen Kurs und wird die Hongkonger Regierung bestärken, weitere repressive Maßnahmen einzuleiten."
Alt: Freiheiten und Menschenrechte "brutal verraten"
Kritisch äußerte sich auch die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte, Renata Alt (FDP). Freiheiten und Menschenrechte seien "brutal verraten" worden. Es sei bitter zu sehen, wie eine einst demokratisch regierte und lebendige Stadt jetzt unter autoritärer Kontrolle aus Peking ersticke. Auch für viele Unternehmen ist die Metropole nicht mehr, was sie einmal war. So klagen ausländische Handelskammern über Corona-Maßnahmen, die ähnlich strikt sind wie auf dem chinesischen Festland.
Ohne langwierige Hotel-Quarantäne sind Reisen nicht mehr möglich. Auch kommen Hongkonger nicht ohne Quarantäne aufs Festland. Zumindest für den Präsidenten galten diese Regeln nicht. Um Xi Jinping und seine Frau Peng Liyuan bei den Feiern vor dem Virus zu schützen, mussten sich die etwa 3000 Gäste vorher in Isolation begeben.