Die Cello-Akademie setzt auf zeitgenössische Werke. Das kostet aber viel Geld, etwa für Lizenzen.

Rutesheim - Die Cello-Akademie in Rutesheim ist eine junge Einrichtung. Und hat ein junges Zielpublikum: aufstrebende Cellisten in aller Welt. Kein Wunder, dass Leiter Matthias Trück und sein Team stark auf das Internet und soziale Medien setzen. So finden sich online viele Fotos, nicht nur von den Konzerten, sondern auch vom Geschehen zwischen Meisterkurs, Probe und Bühne. Auch Aufnahmen der Konzerte gehörten bislang dazu. „Ich habe mich aber entschlossen, eines der Dozentenkonzerte in diesem Jahr nicht aufzunehmen“, erklärt Trück.

 

Als Grund nennt er gestiegene Kosten. Denn für eine Konzertveröffentlichung im Internet verlangten die Musikverlage, die die Rechte an den gespielten Stücken halten, Lizenzgebühren. Zusätzlich zu den Leihgebühren für die Notensätze. Und auch diese seien in den vergangenen Jahren immer teurer geworden. „Obwohl sie wissen, dass ich mit der Cello-Akademie kein Geld verdiene. In diesem Jahr ist es mir einfach zu teuer geworden“, so Trück. „Es tut mir sehr leid für alle Beteiligten.“

Fixkosten plus Gema-Gebühren

Sechs Konzerte stehen insgesamt bis zum Samstag auf dem Programm. Zu stemmen sind da die Fixkosten wie Halle, Orchester und Dirigent, die Technik sowie die Künstler selbst. Dazu kommen Gema-Gebühren, die Kosten für Notensätze und eben die Werk-Lizenzen.

„Gema und Werk-Lizenzen fallen erst 70 Jahre nach dem Tod des Komponisten weg. Wenn ich also nur Brahms, Schuhmann oder Haydn spielen lassen würde, käme ich um einiges günstiger“, sagt der Akademie-Leiter. „Da kann ich auch die Notensätze günstiger kaufen.“ Allein das mache einen Unterschied von 4000 bis 5000 Euro aus – pro Abend. Zudem richte sich die Gema-Gebühr nach der teuersten Eintrittskarte, egal wie viele in dieser Kategorie verkauft würden.

Neue Werke kennenlernen

Dabei spiele man bei der Cello-Akademie bewusst viele zeitgenössische Werke. „Ich will, dass das Rutesheimer Publikum neue Werke kennenlernt“, nennt Matthias Trück einen Grund. Ein anderen: „Wir haben hier 100 Studenten, die mit diesem Repertoire in die ganze Welt hinaus gehen. Die werden dann auch oft nach Noten gefragt oder was sie gespielt haben. Das weckt Interesse an neueren Werken.“ Denn für Cello gebe es gar nicht so viele Werke. Komponisten wie Mozart oder Beethoven haben kein einziges Stück für dieses Instrument geschrieben.

Deswegen freut es ihn auch umso mehr, wenn Stücke speziell für die Cello-Akademie geschrieben werden. So gibt es beim Abschlusskonzert gleich zwei Uraufführungen. Eine durch den erst 14 Jahre alten Thomas Prechal, der bereits seine zweite Eigenkomposition für die Cello-Akademie in Rutesheim uraufführt. Und zum anderen durch die Britin Sarah Gait. Aber auch der berühmte Komponist Enjott Schneider hat bereits drei Stücke für Rutesheim geschrieben und hier uraufführen lassen. Ein Ritterschlag für die Cello-Akademie. Bei allen musikalischen Ehren muss Leiter Matthias Trück mit seinem Team und dem dazugehörigen gemeinnützigen Verein aufs Geld schauen. Die Stadt Rutesheim unterstützt tatkräftig. Aber seit sich etwa Daimler großflächig aus dem Kultursponsoring zurückgezogen hat, ist es nicht einfacher geworden. Dabei hegen Cello-Akademie-Gründer Matthias Trück und seine Mitstreiter nur einen Wunsch: „Wir wollen künstlerisch frei sein.“