Der Hersteller von Zahnimplantaten expandiert weiter und investiert zehn Millionen Euro in ein neues Vertriebszentrum. Zusammen mit seiner Tochter Altatec bleibt er damit der Enzkreis-Gemeinde als größter Arbeitgeber treu.

Wimsheim - Die Produktion läuft im Drei-schicht-Betrieb auf Hochtouren. Das Ziel, sich vom zweiten auf den ersten Platz auf dem deutschen Implantat-Markt nach vorn zu arbeiten und international zu den umsatzstärksten Fünf zu gehören, haben die Verantwortlichen bei Altatec Camlog in Wimsheim längst erreicht. Jedes vierte Zahnimplantat, das in Deutschland eingesetzt wird, entsteht in den Produktionshallen in der EnzkreisGemeinde.

 

„Wenn Sie mit 120 Mitarbeitern kommen und noch 200 neue Arbeitsplätze schaffen, ist das hervorragend“, hatte der damalige Bürgermeister Karlheinz Schühle Ende 2004 seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, als Altatec von Wurmberg nach Wimsheim um- und ins neue, sieben Millionen Euro teure Domizil gezogen war.

Von 27 zu 350 Angestellten

Das war vor 14 Jahren. Heute ist diese Marke mit 350 Angestellten bereits übertroffen, das Unternehmen zum größten Arbeitgeber der Enzkreis-Gemeinde aufgestiegen. „In manchen Bereichen sind wir in den vergangenen Monaten sprichwörtlich aus den Wänden geplatzt“, sagt Michael Ludwig, der Geschäftsführer der Camlog-Vertriebs-GmbH. Um auch in Zukunft genügend Platz für den weiteren Wachstumskurs zu haben, ist am Freitag das neue Vertriebsgebäude auf dem Betriebsgelände eröffnet worden, zehn Millionen Euro hat Camlog hier investiert.

„Es ist eine Freude, hier zu sein“, sagte Stanley Bergman, Chef der Camlog-Mutter „Henry Schein“ , die mit weltweit 21 000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt elf Milliarden US-Dollar Produkte für Zahnärzte, Humanmediziner und Veterinäre anbietet. „Damit wollen wir sowohl unser Engagement für die orale Implantologie als auch für die Region Wimsheim unterstreichen.“

Denn, dass man sich hier wohl fühlt, daran lässt auch Michael Ludwig, seit mittlerweile 14 Jahren der Camlog-Chef vor Ort in Wimsheim, keinen Zweifel. „Alle unsere Implantate werden in Wimsheim gefertigt – das wird auch in Zukunft so bleiben“, sagt er. Zwar expandiert sein Unternehmen weltweit, dabei sei aber Made in Germany das Qualitätskriterium, mit dem man auch künftig werben wolle.

Vor allem in China setzt Camlog große Hoffnungen. Der Markt dort sei inzwischen genauso groß, wie der deutsche. Aber auch in seinem Heimatland sieht Ludwig noch große Potenziale. 1,2 Millionen Deutsche hätten ein Implantat, sagt er: „Aber fünf Millionen Menschen bräuchten eines.“ Auch aufgrund des demografischen Wandels steige der Bedarf nach Implantaten, zudem würden die Menschen immer mehr Geld für Gesundheit ausgeben.

Zukunftsmärkte liegen in China

5000 Quadratmeter umfasst das jetzt eröffnete Verwaltungsgebäude, dabei hat man großzügig und vorausschauend geplant. Denn Platz für weitere 100 Arbeitsplätze ist vorhanden, die Camlog in den kommenden Jahren schaffen will. Noch mehr Potenzial ist auf den umliegenden Grundstücken, die sich der Implantate-Hersteller ebenfalls bereits gesichert hat.

Die Produktion der Camlog-Implantate erledigt dabei die Tochter Altatec gleich nebenan. Deren Ursprünge reichen bis in die 80er Jahre, damals hieß die Firma noch Eberle Medizintechnik. Schon 1988 wurde die erste Komponente eines Zahnimplantatsystems gefertigt. 1995 haben die Eigentümer den Betrieb in Altatec umbenannt. Erst seit der Jahrtausendwende werden die Zahnimplantate eigenständig weltweit vermarktet, aus den ehedem 27 Mitarbeitern wurden in dieser kurzen Zeitspanne bereits 120. In Wurmberg platzte der Standort nach dieser rasanten Entwicklung aus allen Nähten. Der Umzug in den Nachbarort war unabdingbar, wobei das neue Areal noch weitere Entwicklungsoptionen bietet.

Im Jahr 2004 wurde die Altatec Medizintechnische Elemente GmbH & Co. KG von einer Investorengruppe übernommen. Gleichzeitig gründete sich die Camlog Holding AG mit Stammsitz in Basel. Altatec in Wimsheim wird seitdem als reiner Produktionsbetrieb weitergeführt, wobei dort die ebenfalls neu gegründete Camlog Vertriebs GmbH für Deutschland mit einzog.

Der multifunktionale Bau in Wimsheim, der offen und transparent als Visitenkarte fürs Unternehmen dient – 2000 Betriebsführungen jährlich sprechen für sich –, wurde bereits kurz darauf erheblich erweitert. Bereits 2009 hatte sich die Produktionsfläche nahezu verdoppelt, das Unternehmen weitere 15 Millionen Euro investiert – ein Ende der Expansion war weiterhin nicht in Sicht.

Das Herzstück bei Altatec sind heute die großen Fertigungshallen. Dutzende von Langdrehmaschinen stehen dort in Reih und Glied. In vier Minuten ist ein Implantat fix und fertig. Warum Altatec so erfolgreich ist, beschreibt der Geschäftsführer so:    Die sogenannte „Tube-in-Tube“-Verbindung der Implantate aus Wimsheim bewirke, dass diese Hightech-Teile besonders rotationssicher und gleichzeitig sehr belastbar seien. Zudem werde sehr viel Wert auf deren Ästhetik gelegt.

Als Herausforderung für die Zukunft sieht Michael Ludwig die Digitalisierung. Das alte Gipsmodell eines Gebisses gehört der Vergangenheit an, künftig würden Zahnärzte den Mund digital vermessen. Dabei arbeite man eng mit Forschungsinstituten und Universitäten zusammen.