Viele Stadtteile sollen besser angebunden werden, die Linie 747 könnte bis Renningen fahren. Ob die neuen Angebote zum Fahrplanwechsel starten können, ist noch unklar.

Leonberg - Eine gute Anbindung des Kinocenters Traumpalast, Abendlinien nach Höfingen, mehr Busse im Haldengebiet, eine Verbindung ins Gewerbegebiet Leo West, zusätzliche Fahrten am Sonntagmorgen nach Warmbronn und eine Weiterführung der Linie 747 Vaihingen-Warmbronn bis nach Renningen: Groß ist das Bündel an Verbesserungen im Leonberger Nahverkehr, das die städtische Verkehrsplanerin Bärbel Sauer in zäher Kleinarbeit zusammengestellt hat.

 

Geht es nach dem einstimmigen Willen des Gemeinderates, so sollen vom Fahrplanwechsel am 15. Dezember an mehr Busse im gesamten Stadtgebiet fahren, die Menschen aus den Teilorten besser zum Knotenpunkt Bahnhof und in die Innenstadt bringen und somit das Auto zusehends verzichtbarer machen.

Probleme für Busunternehmen

Doch ob wirklich in zwei Monaten der öffentliche Nahverkehr einen starken Schritt nach vorne kommt, ist noch nicht ausgemacht. Denn das kann die Stadt nicht alleine entscheiden. Träger des öffentlichen Busverkehrs ist der Landkreis.

Aber die Kreistagssitzung, in der die Leonberger Ausdehnungspläne abgesegnet werden, ist erst kurz vor dem Fahrplanwechsel. Daher hat der Gemeinderat vorsichtshalber beschlossen, nicht den 15. Dezember als Starttag zu nennen, sondern es bei der Formulierung „zum schnellstmöglichen Zeitpunkt“ zu belassen.

Was wiederum das heimische Busunternehmen Kappus vor Probleme stellt: Denn solange die neuen Takte nicht von den politschen Gremien beschlossen sind und damit auch deren Finanzierung gesichert ist, können sie nicht in die Fahrpläne eingearbeitet werden. Für Walter Kappus, der seine Kunden möglichst schnell über die zusätzlichen Fahrten informieren möchte, eine missliche Situation.

Cohn: Solange nichts beschlossen ist, können wir das nicht machen

Auch das voraussichtliche Defizit von 350 000 Euro ist noch nicht in den Haushaltsplan der Stadtwerke eingearbeitet. „Solange das noch nicht beschlossen ist, können wir das nicht machen“, sagt Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD). Dass aber in Zeiten, in denen allerorten eine Verstärkung des Nahverkehrs anvisiert wird, auch der Kreistag zustimmen wird, davon gehen in Leonberg alle aus.

So wird der Haushalt ein 350 000 Euro-Loch zusätzlich bekommen, um die Verluste durch die Extrafahrten auszugleichen. „Das ist nicht gerade nichts“, meint denn auch Axel Röckle. Den Fraktionschef der Freien Wähler ärgert besonders, dass eine finanzielle Beteiligung der Stadt Renningen an der Ausweitung der Linie 747 auf ihr Gebiet in den Böblinger Kreiskassen landen würde, obwohl die Verlängerung von Leonberg angestoßen wurde.

Das ist nicht die einzige Ungereimtheit bei der Kostenverteilung: Wird ein vorhandener Bedarf mit einem zusätzlichen Angebot gedeckt, „verkehrlich sinnvoll“ heißt das im Amtsdeutsch, teilen sich Kreis und Stadt die Kosten. Die Ticketeinnahmen kassiert das Landratsamt allein, sagt der Finanzbürgermeister und Stadtwerke-Chef Ulrich Vonderheid (CDU).

Dennoch sind die Leonberger Kommunalpolitiker fest entschlossen, das ihrige für einen verbesserten Nahverkehr zu tun. Dazu zählt auch ein Stadtticket, das zum 1. Januar eingeführt wird. Für drei Euro kann man den ganzen Tag im kompletten Stadtgebiet unterwegs sein. Ein Gruppenticket kostet sechs Euro.

Unstimmigkeit im Quartier Ezach III

Umstritten ist eine Neukonzeption für die Stadtbuslinie 94 zum Blosenberg, die momentan vom Ramtel bis an den Rand der Altstadt direkt hinter der Linie 92 nach Stuttgart fährt. Auf einer sehr langen Route sind also zwei Busse de facto zeitgleich unterwegs. An den Haltestellen Mörike-Schule und Carl-Schmincke-Straße wird es regelmäßig eng. Daher soll die 94 künftig über die Leonberger Straße fahren.

Der Busunternehmer Kappus befürchtet dadurch Verluste, die Verkehrsplanerin Sauer hingegen verweist auf mehr Umsteigezeit am Bahnhof.

Unklar ist die Anbindung des Viertels Ezach III. Der Bus schlängelt sich dort durch verkehrsberuhigte Wege anstatt auf den ausreichend großen Straßen, gibt Ottmar Pfitzenmaier (SPD) Kritik von den Anwohnern wieder. Bis zur Versammlung des Bürgervereins Ezach am 22. November soll eine Lösung gefunden werden.