In der Schublade der Verkehrsplanerin liegt ein Konzept für mehr Busse in der Stadt. Doch die Ausfälle durch Corona haben den Gemeinderat gezwungen, die Einführung immer wieder zu verschieben.

Leonberg - Was den Nahverkehr betrifft, so war das Jahr in Leonberg gut losgegangen. Zum 1. Januar kam das Stadtticket auf den Markt. Für drei Euro kann seither jeder mit Bus und Bahn im gesamten Stadtgebiet einen ganzen Tag unterwegs sein, sei es von Höfingen nach Eltingen, von Warmbronn nach Gebersheim oder vom Silberberg zum Marktplatz. Ein Tagesticket für bis zu fünf Menschen ist für sechs Euro zu haben.

 

Der nächste wichtige Schritt stand ebenfalls schon fest: Eine gute Anbindung des Kinocenters Traumpalast, Abendlinien nach Höfingen, mehr Busse im Haldengebiet, eine Verbindung ins Gewerbegebiet Leo West, zusätzliche Fahrten am Sonntagmorgen nach Warmbronn und eine Weiterführung der Linie 747 Vaihingen-Warmbronn bis nach Renningen.

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Groß ist das Bündel an Verbesserungen im Leonberger Nahverkehr, das die städtische Verkehrsplanerin Bärbel Sauer in zäher Kleinarbeit zusammengestellt hat. Das neue Konzept stieß bereits im vergangenen Oktober auf große Zustimmung im Gemeinderat. Allein die Umsetzung musste warten. Denn bei Veränderungen im öffentlichen Fahrplan hat die Stadt nicht das alleinige Entscheidungsrecht. Träger des Nahverkehrs ist der Landkreis. Ohne die Zustimmung des Kreistages können deshalb die Verbesserungen nicht umgesetzt werden. Geht damit doch ein wahrscheinliches Defizit von 350 000 Euro einher. „Und das ist nicht gerade nichts“, wie Axel Röckle, der Fraktionschef der Leonberger Freien Wähler, kritisch anmerkt.

Zwar hatte der Kreistag im vergangenen Dezember seinen Segen für die neuen Takte und Linien gegeben. Doch die Sitzung war erst unmittelbar vor dem Fahrplanwechsel. Für die heimischen Busunternehmen viel zu wenig Zeit, um die neuen Zeiten binnen weniger Tage einzutakten.

Also sollte in diesem April der verbesserte Fahrplan für Leonberg in Kraft treten. Und nicht nur das. An zentralen Haltestellen waren elektronische Anzeigetafeln geplant, die die Fahrgäste in Echtzeit über die aktuellen Verbindungen informieren. Um das besonders in der Innenstadt vorherrschende Verkehrschaos zu lindern, sollte zudem ein modernes Parkleitsystem die Autofahrer zu den freien Flächen in den Parkhäusern lenken.

Startschuss am 13. Dezember

Doch dann kam Corona, und die Nutzung von Bussen und Bahnen ging rapide zurück. Im April verschob der Gemeinderat die Einführung des optimierten Fahrplans auf den 15. Juni, den sogenannten „kleinen Fahrplanwechsel“.

Als sich immer mehr abzeichnete, dass die Pandemie das Alltagsleben noch viele Monate bestimmen wird, der Gelegenheitsverkehr war in den Bussen um 57 Prozent abgesackt, zogen die Stadträte Ende Mai die Reißleine und verschoben das Projekt um ein weiteres halbes Jahr: Das verbesserte Verkehrskonzept soll nun zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember in Kraft treten. Auch die Einführung eines Parkleitsystems wurde entsprechend verschoben.

Nicht unglücklich über die Verzögerung sind die hiesigen Busunternehmen, die sich nun in Ruhe personell und organisatorisch auf die deutlich steigenden Fahrten ab Dezember vorbereiten können.

Abwarten, wie es in den Schulen weitergeht

Politisch ist die Schleichfahrt hin zu mehr Bussen und Bahnen weitgehend unstrittig. Allein die Grünen hatten darauf gedrängt, ob denn nicht wenigstens beim Schülerverkehr mit Beginn des neuen Schuljahres im September ein besseres Angebot gemacht werden könne.

Ein Ansinnen, das im Prinzip von den anderen Fraktionen geteilt wird. Allerdings will man abwarten, wie sich der Neustart der Schule grundsätzlich darstellt. Hier gibt es bekanntermaßen unterschiedliche Prognosen der Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), der die Chancen auf einen weitgehend reibungslosen Schulbeginn äußerst skeptisch beurteilt.

Auch hängen lokale Verbesserungen im Busverkehr von der Finanzlage ab. Und die wird sich durch Corona-bedingte Steuerausfälle gewiss verschlechtern.