Für die 18-Uhr-Prognose fragen Teams von ARD und ZDF die Menschen nach ihrer Stimmabgabe. Gebersheim ist Musterbezirk für die Statistik.

Leonberg - Wir alle kennen sie, die berühmt-berüchtigte 18-Uhr-Prognose, die an Wahlabenden das Endergebnis zumeist schon recht klar voraussagt. Basis dafür sind Umfragen in Wahllokalen. In ganz Deutschland werden Menschen befragt, für wen sie ihre Stimme abgegeben haben.

 

Auch in Leonberg sind die Wahlforscher unterwegs. Wer am Sonntag in Silberberg oder in der Sophie-Scholl-Schule seinen Wahlschein ausfüllt, könnte nachher von den professionellen Interviewern angesprochen werden. In Silberberg ist ein Team von Infratest Dimap im Auftrag der ARD unterwegs, in der Sophie-Schule im Ezach die Forschungsgruppe Wahlen fürs ZDF.

Regelmäßig bei Wahlen in Leonberg

Der Leonberger Wahlbezirk Gebersheim ist sogar für das statistische Landesamt interessant. Dort werden die staatlichen Statistiker das Wahlverhalten der Gebersheimer analysieren: Welche Altersgruppe wählt wen? Gibt es Abweichungen zu den vergangenen Jahren? Gibt es Wechsel von Grün zu Rot oder von Schwarz zu Gelb oder umgedreht? Wie stark sind die „Kleinen“?

Der Einsatz der Wahlforscher in Leonberg ist kein Novum. Bei der vergangenen Bundestagswahl hatte sich die Forschungsgruppe Wahlen in der Mörike-Schule umgehört.

Und auch die Statistiker im Auftrag von Land und Bund sind in Leonberg keine Unbekannten: „Das Statistische Landesamt wählt regelmäßig einen oder auch mehrere Wahlbezirke aus Leonberg für die Wahlstatistik aus“, erklärt der Hauptamtsleiter im Rathaus, Peter Höfer. „Die Auswahl findet schon lange im Vorfeld der Wahl statt. Für die Bundestagswahl kam die erste Anfrage zur Wahlstatistik bereits im April.“

Die Staatlichen Analytiker lassen sich Zeit.

Im Gegensatz zu den Fernsehinterviewern, die binnen kürzester Zeit ihre Erkenntnisse für die 18-Uhr-Prognose an die Sendezentralen übermitteln müssen, lassen sich die staatlichen Analytiker Zeit: „Das Statistische Landesamt erhält von uns aus dem ausgewählten Bezirk eine Kopie der Wahlniederschrift, je eine Kopie der ungültigen Stimmzettel, die gültigen Stimmzettel, das Wahlverhalten aller Wählerinnen und Wähler in dem Bezirk nach den Merkmalen Altersgruppe, Geschlecht, Wähler, Nichtwähler, Briefwähler“, erklärt Höfer.

Das laufe alles anonym, versichert der Hauptamtsleiter. „Die Unterlagen lassen keine Rückschlüsse auf die einzelnen Wählerinnen und Wähler zu.“ Bei der Datenübermittlung wollen sich weder die Stadt noch die staatlichen Analytiker auf die Technik verlassen: Die Unterlagen werden am Dienstag nach der Wahl von einem Boten des Statistischen Landesamts im Rathaus am Belforter Platz beim Wahlamt abgeholt.

OB: Jeder kann wählen.

Mit Blick auf die 375 nicht zugestellten Briefwahlunterlagen erklärt Oberbürgermeister Martin Georg Cohn, dass die Stadt dabei sei „sicherzustellen, dass jeder wählen kann.“ Bei Bedarf würden die Unterlagen auch von eigenen Mitarbeitern zugestellt. Das Versäumnis liege nicht bei der Stadt.

„Bei einer Digitalumstellung hat es bei dem Postunternehmen offenbar eine Panne gegeben“, sagt der OB. Ähnlich Fälle habe es auch im Badischen gegeben: in Ettlingen, in Bruchsal sogar mit 800 nicht zugestellten Wahlunterlagen. Die meisten Beschwerden habe es in Leonberg seit Montag gegeben.