Der FDP-Mann will Weil der Städter Bürgermeister werden. Ein Treffen in einem Eiscafé in der Altstadt.

Weil der Stadt - Radler kommen vorbei, Einkäufer und Spaziergänger. Alexander Schopf sitzt im Eiscafé Da Luana in der Altstadt. „Das hier“, sagt er und blickt sich um, „ist einer der wenigen Orte in Weil der Stadt, wo was los ist“. Er betont dabei das Wörtchen wenig, denn zum Treffen hat er – da ist er ganz Profi – gleich eine Botschaft mitgebracht. „Es ist viel zu ruhig hier“, findet der Bürgermeisterkandidat.

 

Schopf will am 2. August den Chefsessel im Rathaus erobern. Kaum trifft man ihn, ist er schon mitten im Thema. In der Stadt liege vieles brach, das würden ihm die Menschen an seinem Stand auf dem Wochenmarkt sagen – der Baumarkt, die Krone-Post am Marktplatz, überhaupt die Gastronomie und der Einzelhandel.

An diesen Themen beißen sich die Weil der Städter Kommunalpolitiker seit Jahren die Zähne aus. Was also, muss die Frage lauten, würde er als Bürgermeister anders machen? „Ich habe die Idee einer privaten Hochschule eingebracht“, sagt er. Seine Frau sei Berufsschullehrerin in Gaggenau, einer Stadt in etwa der gleichen Größe wie Weil der Stadt. Dort gebe es eine private Hochschule, zu der vor allem der dort angesiedelte Autohersteller Mercedes seine Mitarbeiter schickt.

„Auch Weil der Stadt hat Standorte von Bosch, Mercedes und Porsche in der Nähe“, sagt Schopf. „Das Einzugsgebiet für Weiterbildung ist also da.“ Und abends würden die Studenten dann einkaufen und essen gehen – also Leben in die Stadt bringen. „Ich würde Gastronomen und Händler unterstützen, wo es nur geht“, sagt er auf die Frage, wie man denn diese Unternehmer in die Altstadt holt. Kommunikation sei das A und O, auch bei den Themen Baumarkt und Krone-Post.

Studium der Geologie und Mineralogie

In Gerlingen, einer Stadt mit nahezu gleich vielen Einwohnern wie Weil der Stadt, ist Alexander Schopf aufgewachsen. Nach Abitur und Bundeswehr hat er Geologie und Mineralogie studiert. „Besonders der technische Aspekt der Mineralogie hat mich interessiert“, erinnert er sich. „Da geht es viel um Baustoffe wie Glas oder Zement.“ Neben dem Studium arbeitet er in der elterlichen Druckerei in Gerlingen. Und beginnt noch eine dritte Karriere: Schopf engagiert sich in der Hochschulpolitik und der FDP. Auslöser war die Streichung mehrerer Professuren an der Uni Stuttgart. Der junge Student rief im Wissenschaftsministerium an, wo man offenbar von nichts wusste und aus allen Wolken fiel. „Ich hab gemerkt: In der Politik kann man wirklich was bewirken“, sagt er. „Bei der FDP hat mich die pragmatische, unideologische Art überzeugt.“

Zehn Jahre war Schopf Landesvorsitzender der Liberalen Hochschulgruppen, ein Jahr auch Bundesvorsitzender – und damit Chef von 1500 der FDP nahe stehenden Studenten. In dieser Funktion saß er auch im Landes- und Bundesvorstand der FDP. „Ich habe unheimlich viele Menschen kennengelernt“, betont er, als er von seiner politischen Karriere erzählt. „Ich kann sagen, ich bin gut vernetzt.“ Und dass sich Vorschläge zur Verfassten Studierendenschaft, die er abends bei Cola und Pizza mit Kollegen formuliert hatte, heute im Gesetz befinden, sei ein „tolles Erfolgserlebnis“: „Man hat als Bürger Gestaltungsspielraum – und ich habe ihn genutzt“, sagt er.

Nach der Promotion im vergangenen Jahr hat er dann die Geschäftsführung der „Gradu Coach“ in Baden-Baden übernommen. Die Firma, die Doktoranden und Masterstudenten coacht, hatte einst seine Frau mit gegründet.

„Ich arbeite gern mit Menschen“

Und jetzt Bürgermeister? „Ich arbeite gern mit Menschen“, sagt er. „Und es gibt kaum einen Beruf, in dem man das mehr tut, als den des Bürgermeisters.“ In einer Kommunalverwaltung hat Alexander Schopf noch nie gearbeitet, auch Gemeinderat war er bislang nicht. Führungserfahrung habe er aber, betont der Kandidat. „Und ich habe mich in so viele verschiedene Bereiche eingearbeitet, ich bin mir sicher, dass ich das kann.“

Reingearbeitet hat er sich jetzt erst einmal in die Bewerbung. Eine Woche habe er sich intensiv hingesetzt und seine Vorstellungen für Weil der Stadt niedergeschrieben, dazu viele Gespräche geführt. „Ich glaube, hier kann vieles besser werden“, habe er dabei festgestellt. Für die größte Baustelle der Stadt, das marode Schulzentrum, hat er konkrete Pläne: Ein privater Investor soll einen Neubau errichten, die Stadt mietet die Schule dann zurück. „Ich war Verwaltungsrat beim Studentenwerk“, erklärt er. „Wir haben damals kaum ein Gebäude selbst gebaut, sondern Investoren beauftragt.“ Der Vorteil sei, dass sämtliche Risiken dann bei dem Investor liegen. Und schließlich gehe es nicht anders. Wenn Weil der Stadt jetzt 60 Millionen Euro Schulden aufnehme, um das Schulzentrum selbst zu bauen, sei es die „meist verschuldete Stadt im Land“. „Dann verlieren wir endgültig jede Handlungsfreiheit“, sagt der FDP-Mann. Es wäre der erste privat finanzierte Schulbau weit und breit. „Ich weiß, dass es nicht einfach wird, aber ich würde mein Netzwerk anwerfen“, verspricht er.

Den verschuldeten Haushalt der Stadt will er in den Griff bekommen, indem hochwertigeres Gewerbe in die Stadt kommt. Da sei der künftige Bürgermeister gefragt. Er nennt ein Projekt in Gerlingen, wo SAP und Bosch derzeit einen Neubau errichten und später 800 Mitarbeiter unterbringen. „Dieses Projekt hätte auch in Weil der Stadt entstehen können“, sagt er. Zusätzliche Gewerbeflächen müsse man da in Erwägung ziehen. Aber die Stadt ist doch umgeben von Naturschutzgebieten? „Auch der Gerlinger Standort, wo Bosch heute seinen Hauptsitz hat, war einmal Naturschutzgebiet“, sagt er. „Das hat man eben verlegt.“