Der selbstständige Gartenbaumeister tritt am 3. Juli zur Bürgermeisterwahl in Weissach an. Aktuell ist er Kreisvorsitzender von „dieBasis“.

Hier sitzt er gerne, erzählt Ralf Ulrich beim Gespräch vor dem Weissacher Café Clement – obwohl beim Termin am Montagnachmittag der Verkehr durch die Flachter Straße braust und den Bürgermeisterkandidaten das ein oder andere Mal pausieren lässt, bis der gröbste Lärm abgeklungen ist. Ulrich, der sich als vierter Kandidat für die Bürgermeisterwahl am 3. Juli gemeldet hat, lebt seit zwölf Jahren in Weissach und fühlt sich hier wohl – im Ort und im Café, Lautstärke hin oder her. „Wir haben hier so viel Durchgangsverkehr“, weiß er aber auch.

 

Die Menschen müssen sich wohlfühlen

Und den gilt es zu nutzen. Die Menschen, die durch den Ort fahren, will der selbstständige Gartenbaumeister durch eine gute Aufenthalts- und Lebensqualität halten. „Wenn man kein Umfeld schafft, in dem sich die Leute wohlfühlen, dann will hier auch keiner leben, geschweige denn arbeiten“, so der Kandidat. „Ich möchte doch auch am Wochenende in der nahen Umgebung die Möglichkeit haben, mich zu erholen.“ In den vergangenen Jahren sei das in Weissach vernachlässigt worden.

Insbesondere die Vereine, die mit ihrer Arbeit den Ort bereichern, seien hier nicht gut gefördert worden, „auch zum Teil vom Rathaus aus“, sagt Ulrich. Unterstützen müsse man die Vereine also – nicht unbedingt finanziell, aber etwa mit Räumlichkeiten, die man zur Verfügung stellt, oder bei Organisation von Terminen und Festen.

Der Mittelstand soll gefördert werden

Besonders ein Stichwort fällt, neben dem Wohlfühlfaktor im Ort, im Gespräch mit Ralf Ulrich immer wieder: Der Mittelstand. „Wir haben zwar Porsche hier, das ist schön und gut“, so Ulrich. „Aber der Mittelstand zahlt die Steuern, bildet aus und ist innovativ.“ Wie viele Vereine oder Kindergärten haben aber auch die Weissacher Betriebe Schwierigkeiten mit dem Finden von Nachwuchs. Auch Ulrich selbst: „Man kriegt einfach keine Mitarbeiter mehr“, beklagt er. In Ralf Ulrichs Betrieb hat er nach eigenen Angaben momentan nur einen Mitarbeiter.

Um den Fachkräftemangel anzugehen, möchte Ulrich deshalb eine Gewerbeschau, bei der Jugendliche handwerkliche Berufe kennenlernen und erleben können. Und auch für die Vereine kann sich der Kandidat ein ähnliches Format gut vorstellen. Den Feurigen Elias nennt er ebenfalls als Attraktion, mit der Weissach sich schmücken könnte. „Vielleicht sogar mit kleinem Museum.“ Und auch die Ortsmitte sollte in seinen Augen attraktiver werden, die geplante Sanierung ist, wie er sagt, „ein Ansatz“.

Mitglied bei Partei „dieBasis“

Seine fehlende Verwaltungserfahrung sieht Ralf Ulrich nicht als Hindernis. Auch in Weissach habe er sich hocharbeiten müssen. „Ich habe mich vor knapp zehn Jahren hier selbstständig gemacht, hatte keinen Kundenstamm und kein Eigenkapital“, sagt er. „Ich werde Zeit brauchen, um mich einzuarbeiten, aber das traue ich mir zu.“ Er zählt aber auch auf ein gutes Team im Rathaus und spricht außerdem von externen „Beratern, die mich unterstützen“.

Dass Ulrich bisher kein bekanntes Gesicht in der Weissacher Lokalpolitik hast, bedeutet aber nicht, dass er in den vergangenen Jahren politisch gänzlich inaktiv war. Auf Nachfrage bestätigt Ulrich die Mitgliedschaft in der Basisdemokratischen Partei Deutschlands („dieBasis“). Diese hatte er im bisherigen Wahlkampf nicht explizit genannt. „Wäre die Frage gekommen, hätte ich sie beantwortet.“ Die Partei „dieBasis“ hatte sich 2020 aus dem Umfeld der sogenannten Querdenker-Bewegung und aus Protest gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung formiert. Dass Ulrich nicht nur reguläres Parteimitglied, sondern aktuell auch einer der beiden Vorsitzenden des Kreisverbandes Böblingen ist, erwähnt er im Gespräch mit unserer Zeitung zunächst nicht, bestätigt diese Tätigkeit aber nach erneuter Nachfrage. Stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes war er bereits seit 2021.

Will Bürgermeister für alle sein

Im Falle seiner Wahl will Ralf Ulrich seine Parteimitgliedschaft ruhen lassen. Er betont außerdem, dass er in dieser Wahl als Bürger der Gemeinde Weissach antritt und nicht als Parteimitglied. „Ich mache das nicht für eine Partei, nicht für irgendeine Ideologie.“ Auf einem politischen Spektrum einordnen will er sich nicht, sondern als Bürgermeister erreichen, dass es allen Menschen in Weissach gut geht. Denn hier habe man den gebürtigen Bremer vor zwölf Jahren trotz „Mentalitätsunterschied“ gut aufgenommen. „Die Menschen haben mich akzeptiert, wie ich bin“, sagt er. „Ich will hier nicht mehr weg.“

Die vier Kandidaten werden am Dienstag, 28. Juni, ab 19.30 Uhr, beim großen LKZ-Talk noch einmal Rede und Antwort stehen.