Silvia De Benedictis will Weil der Städter Bürgermeisterin werden. Ein Treffen in der Merklinger Kirchenburg.

Weil der Stadt - Ein paar Treppen geht es hinunter, dann steht man mitten im Grünen. Oben rauscht der Verkehr auf der Merklinger Hauptstraße vorbei, aber davon merkt man hier unten wenig. „Meine Kinder lieben diesen Platz hier“, sagt Silvia De Benedictis. Zwei, vier, sechs und neun Jahre alt sind die Kinder, und mit ihnen ist sie oft da. Schließlich wohnen die De Benedictis’ gleich nebenan, gegenüber der historischen Merklinger Kirchenburg.

 

Das Spielen mit den Kindern muss sie aber jetzt häufiger dem kubanischen Lebensgefährten überlassen. Denn die 39-Jährige ist jetzt Bürgermeisterkandidatin – die einzige Frau unter den neun Bewerbern. Eine Internetseite ist geschaltet, Flyer sind gedruckt. „Ich war letzte Woche schon in vielen Geschäften und Gaststätten unterwegs, um meine Flyer zu verteilen“, sagt sie. „Wer mich sieht, darf sich gerne mit mir unterhalten.“

Eine Idee des Sohns

Ihr neunjähriger Sohn, erzählt sie dann im Gespräch, habe sie auf die Idee mit der Kandidatur gebracht. Was sie da mache, habe er wissen wollen, als sie Mails mit ein paar Fragen an die bis dato bekannten Kandidaten verfasste. „Dann hat er mich gefragt: Mama, warum wirst Du nicht selbst Bürgermeisterin?“

„Nach mehreren Überlegungen hat mich das nicht mehr losgelassen“, erzählt sie. Es wäre für sie eine ganz neue Erfahrung, denn politisch hat sie noch nie gearbeitet. Silvia De Benedictis wächst in Simmozheim auf. Nach der Schule macht sie in Calw eine Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin – damit war sie die erste weibliche Auszubildende in diesem Beruf im Kreis Calw. „Technik hat mich immer fasziniert“, sagt sie. „Herauszufinden, wie so ein Auto funktioniert, das fand ich richtig cool.“ Nach der Ausbildung arbeitet sie in ein Jahr in einer freien Werkstatt in Schwäbisch Gmünd, bevor sie die Fachhochschulreife nachmacht, um Fahrzeugtechnik an der FH in Esslingen zu studieren. Das Studium bricht sie nach vier Semestern ab, aus privaten Gründen.

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2005 dann eine Zwischenstation: Sie arbeitet ein Jahr am Flughafen Stuttgart in der Personen- und Gepäckkontrolle. 2006 wechselt sie zu dem Arbeitgeber, bei dem sie heute noch ist. Dort unternimmt sie Erprobungsfahrten für verschiedene Autohersteller, ist mittlerweile Schichtverantwortlicht von 60 Mitarbeitern.

Und die Politik? Silvia De Benedictis sagt, sie hatte schon hie und da versucht, Anliegen an „die Politik“ heranzutragen, wobei sie Bundes- Landes- und Kommunalpolitiker meint. „Ich habe festgestellt: Wenn man Probleme und Sorgen hat, kommt man da als Normalperson nicht weiter.“ Welche Probleme das waren, darauf will sie nicht näher eingehen. „Ich entspreche ja auch nicht der Norm“, sagt sie dann. „Allein schon mit vier Kindern.“

Das will sie ändern. „Ich kandidiere, weil ich denke, dass wir wieder zum Ursprung zurück müssen“, erklärt die 39-Jährige, die mit ihrer Familie seit sechs Jahren in Merklingen lebt. Früher sei der Bürgermeister aus der Mitte der Bevölkerung gekommen und habe „nicht nur eine bestimmte Schicht vertreten“, wie sie das heute zum Teil empfindet.

„Es sollte nicht nur Menschen mit bestimmten Berufen Bürgermeister werden“

Aber schafft sie das überhaupt, ist sie qualifiziert? Ja, das sei sie in der Tat schon gefragt worden, berichtet Silvia De Benedictis. „Ich habe mich informiert“, antwortet sie dann, im Internet habe sie sich über das Amt des Bürgermeisters schlau gemacht. „Es sollte nicht so sein, dass nur Menschen mit einem bestimmten Geschlecht oder Ausbildung Bürgermeister werden“, findet sie. Lebenserfahrung habe sie als Mutter von vier Kindern, die sie ohne Großeltern im Rücken aufzieht.

Und was will sie umsetzen als Bürgermeisterin? „Ich will neuen Schwung reinbringen und Probleme der Bürger lösen“, sagt sie. Als konkretes Projekt nennt sie die Einführung von „Leih-Omas“. Die Stadt vermittelt dann Senioren, die gerne noch etwas tun, an Familien, die Unterstützung brauchen. „Mein Ziel ist somit ein besser Zusammenhalt der Bürger und der Teilorte“, erklärt die Kandidatin. Ein zweites Projekt seien weniger Barrieren in der Weiler Altstadt. Wegen des Pflaster gebe es dort einen „enormen Kinderwagenverschleiß.“ Und was tut sie, um den maroden Haushalt der Stadt aufzubessern?

„Meine Idee sind Festivals, bei denen verschiedene Kulturen zusammen feiern“, sagt sie. So kämen mehr Menschen in die Stadt – und somit mehr Geld in die Stadtkasse. „Aber“, schränkt sie dann ein, „ich will jetzt nicht ankommen und sagen: Ich kann alles besser“.