Jürgen Katz, Alexander Schopf und Christian Walter wollen auf den Chefsessel im Rathaus von Weil der Stadt. Im Kandidatentalk unserer Zeitung diskutieren sie über Wechselstimmung und Wirtschaftsfragen.

Weil der Stadt - Zugegeben: Eine gängige Örtlichkeit ist die Halle der Leonberger Firma mld nicht. Überall Scheinwerfer, Streben, Bühnenelemente und Kameras. Das Team von „Music Light Design“ hat sich auf Veranstaltungstechnik spezialisiert. Doch in Corona-Zeiten, in denen aufwendige Ereignisse an einer Hand abzuzählen sind, hat das Unternehmen zudem ein Fernsehstudio eingerichtet.

 

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Ein idealer Ort für den Kandidaten-Talk unserer Zeitung. Denn auch die Leonberger Medienmacher agieren in der Krise anders als gewohnt. Großveranstaltungen mit viel Publikum, die sonst vor wichtigen Wahlen zum Standardprogramm der Redaktion gehören, sind tabu. Aber ein Talk, der im Netz übertragen wird und jederzeit abrufbar ist, der geht.

Im Vorfeld der Bürgermeisterwahl, die am Sonntag, 2. August, in Weil der Stadt ansteht, hat unsere Zeitung drei Kandidaten zum Meinungsaustausch eingeladen, die jeweils eine Fraktion des Weiler Gemeinderates im Rücken haben: Jürgen Katz (Freie Wähler), Alexander Schopf (FDP) und Christian Walter (Grüne). Alle drei haben unterschiedliche Laufbahnen hinter sich.

Katz, der jüngst seinen 59. Geburtstag gefeiert hat, ist ein versierter Stadtplaner und als Beigeordneter im Weiler Rathaus für das Bauen verantwortlich. Schopf (43) ist Chef einer Coaching-Firma und in einer Gerlinger Unternehmerfamilie groß geworden. Der 30-jährige Christian Walterist Lehrer und Stadtrat in Stuttgart. Alle drei liefern sich, moderiert von den Redakteuren Elisa Wedekind und Florian Mader, vor den Studiokameras einen munteren Schlagabtausch.

Ein großes Thema bei Wahlen ist die viel zitierte Wechselstimmung. In der Vergangenheit mussten etliche Routiniers ihre Chefsessel zugunsten neuer Kräfte räumen. Ungünstige Vorzeichen für Jürgen Katz, der als zweiter Mann im Rathaus sozusagen für „das Alte“ steht?

Der Beigeordnete verneint: „Ich bin erst zwei Jahre im Amt und habe noch sehr viel vor.“ Bei der vergangenen Bürgermeisterwahl vor acht Jahren, so betont Katz, war die Ausgangslage völlig anders: Der alte Bürgermeister Hans-Josef Staub war zuvor 24 Jahre an Bord. Da könne man von einem echten Wechsel sprechen. Ist dennoch Christian Walter der Profiteur – jung und grün? Der Stuttgarter, der mit der Bahn zum Studiotermin gekommen ist, gibt sich diplomatisch. Er attestiert Katz gute Arbeit, spricht nicht von Wechselstimmung, aber von „frischem Wind“, den sich viele Weiler wünschen würden. Schließlich gehe es auch nicht um den Beigeordneten, sondern um den Chefposten.

Schopf will Wechselstimmung erkennen

Eindeutiger ist Alexander Schopf: „Die Bürger wünschen sich etwas Neues“. Dies habe er bei seinen Gesprächen deutlich gemerkt. Dass er gegen Platzhirsch Katz und Newcomer Walter den Kürzeren ziehen könnte, sieht er überhaupt nicht. „Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen“, beantwortet er die Frage der Moderatorin.

Ein Thema ist ausschließlich auf Jürgen Katz gemünzt: Bleibt er im Falle einer Niederlage Beigeordneter? Für den Freien Wähler sind nicht nur fachliche Kriterien ausschlaggebend. „Eine professionelle Sympathie reicht nicht. Zwischen den beiden an der Spitze muss die Chemie stimmen, das hilft sehr weiter.“

Steitpunkt Schulzentrum

Echte inhaltliche Dissonanzen werden beim Thema Schulzentrum deutlich. Alexander Schopf hatte mit seinem Vorschlag für Aufsehen gesorgt, das Großprojekt von einem Privatinvestor finanzieren zu lassen. In seiner Zeit in der Geschäftsführung eines Studentenwerks habe er gute Erfahrungen beim Bau von Wohnheimen gemacht: „Die haben wir nie selbst finanziert, das war völlig risikolos.“ Für den FDP-Bewerber wäre auch eine Genossenschaft oder Crowdfunding, eine Finanzierung durch viele Privatleute, denkbar.

Widerspruch kommt von seinen Konkurrenten. „Das Modell der Partnerschaft zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Hand ist tot“, sagt Jürgen Katz und verweist auf gescheiterte Modelle in Hessen: „Die schwören mittlerweile alle ab.“

Selbstbewusste Schlagzeilen

Auch Christian Walter sieht die Kommune in der Pflicht: „Schulen sind Teil der öffentlichen Daseinsfürsorge.“ Katz verweist darauf, dass die genannten Investitionssummen von bis zu 90 Millionen Euro „reine Fantasie“ seien. Das Schulprojekt werde „ergebnisoffen“ geprüft.

Selbstbewusst sind alle drei. Das zeigen ihre Schlagzeilen, die sie für eine Zeitungsausgabe am Ende ihrer achtjährigen Amtszeit 2028 texten. „Er hat Wort gehalten“, will Christian Walter lesen. „Weil der Stadt ist bei der Bildung die Nummer 1 im Kreis und schuldenfrei“, stellt sich Alexander Schopf vor. „Acht gute Jahre für die Stadt“, erwartet Jürgen Katz.