Jetzt brauche es noch eine Gastronomie mit Außenterrasse auf dem Marktplatz und ein Hotel, aber das sei ja bereits im Häugern vorgesehen. Und mehr Werbung. „Wenn ich in Stuttgart erzähle, ich kandidiere in Weil der Stadt, dann klingelt da bei den meisten erst einmal wenig – außer dass das als Ende der S 6 auf vielen Bahnen steht“, erzählt er. „Gerade bei Leuten meiner Generation.“ Wie es besser geht? „Wir brauchen mehr Social-Media“, sagt er. „Allein schon, wenn wir die Stadt auf Instagram bewerben, bekommen die jungen Leute das mit.“ Darin sehe er ein „Mega-Potenzial“.
Wozu noch Wahlkampf?
Viele sehen die Bürgermeisterwahl längst als entschieden an. Wie also macht man Wahlkampf, wo es nichts mehr zu erkämpfen gibt? Ganz einfach: Christian Walter lässt sich wenig davon beeindrucken und startet voll durch. Allein am Montag: Zuerst war er auf einem Bio-Bauernhof in Merklingen, dann bei Grama-Natursteine in Merklingen, je eine Stunde auf den Spielplätzen Jahnstraße und Burgunderstraße am Blammerberg und dann noch bei den Erzieherinnen und Elternbeiräten der Kita „Kindertreff“ in Weil der Stadt. „Mein Motto in dieser Woche ist, dass ich weiterhin vor Ort bin“, sagt er. „Ich lehne mich nicht zurück.“ Die Resonanz sei gut, es gebe noch viele Menschen, die neugierig auf ihn sind.
So wie Michael Schray, der zwar in der Weiler Altstadt wohnt, aber zum Spielplatz am Blammerberg gekommen ist. „Wie wollen Sie für mehr Transparenz sorgen?“, will er von Walter wissen. Michael Schray nennt als Beispiel die Marktplatz-Sanierung. „Bei 30 Millionen Euro Schulden – für was brauchen wir da einen so teuren Marktplatz?“, fragt er sich. Die Transparenz funktioniere nicht, von der Kostensteigerung beim Marktplatz habe man kaum etwas erfahren.
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Tatsächlich hatte es zum Marktplatz eine Bürgerinfo-Veranstaltung in der Stadthalle gegeben. Die Kostensteigerung hatte die Stadtverwaltung im April per Pressemitteilung bekannt gegeben. Christian Walter sieht ebenfalls Nachholbedarf. „Transparenz – oder vorher schon Information – ist für mich ein großer Punkt“, sagt er. „Das fängt mit ganz banalen Dingen an.“ Auf der städtischen Homepage sei noch vier Tage vor der Bürgermeister-Kandidatenvorstellung keine Uhrzeit angegeben worden. Er wolle für eine bessere Internetseite sorgen, auf der mehr Infos – etwa zum Marktplatz – zu lesen sind.
Ein Termin jagt den anderen
Matthias Bartel hat eine ganz andere Frage. „Was bringen dem Bürger eigentlich die Stadtwerke?“, will er wissen. Für Christian Walter ist der plötzliche Themenwechsel kein Problem. Eine der Aufgaben von Stadtwerken sei die Beratung der Bürger. „Den Vertrieb von Strom sollten wir auch angehen“, sagt er. „In Stuttgart bieten die Stadtwerke hundert Prozent Ökostrom an. Es wäre toll, wenn das auch hier klappt.“
Christian Walter muss weiter, zum nächsten Termin. Die Vorbemerkung von Karin Frey aber hat er nicht vergessen. Dass er nämlich, nach seiner Wahl zum Weiler Bürgermeister, nicht mehr zu sprechen sei. „Ich will ansprechbar sein“, sagt er. Natürlich digital. Aber auch zum Beispiel bei regelmäßigen Einwohnerversammlungen, in allen Ortsteilen. Dann radelt er weiter.