„Der Häugern und das Gebiet Schwarzwaldstraße werden jetzt entwickelt – aber dann muss sich Weil der Stadt auf die Innenentwicklung konzentrieren“, sagt Walter. Die spannende Frage allein ist: Wie geht Nachverdichtung? Er nennt als eine seiner Ideen das „Nufringer Modell“, bei dem die Kommune älteren Eigentümern hilft, in barrierefreien Wohnungen unterzukommen, damit Familien in die Einfamilienhäuser einziehen können. „Es gibt in Weil der Stadt eine riesige Nachfrage nach barrierefreien Angeboten“, berichtet er von einer zweiten Beobachtung bei seinen Gesprächen. Walter lobt da zum Beispiel das Projekt in der Schafhausener Ortsmitte, das derzeit errichtet wird.
Aufgewachsen ist Christian Walter in Neckarsulm (Kreis Heilbronn), einer Stadt mit vier Ortsteilen und 26 000 Einwohnern – also etwa vergleichbar mit Weil der Stadt, wie er erzählt. In Stuttgart hat er Deutsch, Politik/Wirtschaft und Sport auf Lehramt studiert und dabei seine Leidenschaft für Politik entdeckt. Mit Kommilitonen saß er im Studentenwohnheim und hätte eigentlich gern eine WG gegründet. „Aber eine geeignete Wohnung zu finden, war schon damals der blanke Horror – da haben wir gesagt, wir müssen das ändern“, erinnert er sich. Also gründeten die jungen Leute die „Junge Liste“, für die er 2014 in den Stuttgarter Gemeinderat einzog.
Zwei Jahre später fasst Stuttgart einen Beschluss, der die Zweckentfremdung von Wohnungen verbietet, also zum Beispiel die Umwandlung von Wohnungen in lukrative Ferienwohnungen. Für Walter eines der Beispiele, dass man in der Kommunalpolitik was erreichen kann. „Kommunalpolitik bedeutet für mich Nähe zum Menschen, und man kann konkret vor Ort anschauen, was man beschließt“, sagt er.
2017 wird er Referendar am Gymnasium Renningen, heute ist er Lehrer an einer Gemeinschaftsschule in Stuttgart. Im Heckengäu habe es ihm als passionierter Radfahrer gleich gefallen, erzählt er. Sein erster Eindruck damals: „Weil der Stadt ist idyllisch im Würmtal gelegen – super schön.“
Er will wieder aufs Land
Jetzt bezeichnet der 30-Jährige das Bürgermeisteramt als seinen „Traumberuf“. Schon als Stuttgarter Stadtrat habe er sich gefragt, wie es wäre, in die verantwortliche Position vorzurücken. „Es muss aber eine Stadt sein, in der ich mich wohl fühle“, sagt er. Es ziehe ihn nach Jahren in Stuttgart wieder aufs Land. „Und ja“, sagt er dann zu seiner Qualifikation, auf die er als Nicht-Verwaltungswirt immer wieder angesprochen wird, „ich traue es mir zu einhundert Prozent zu“. Er habe Politik und Wirtschaft studiert, trage in Aufsichtsräten Verantwortung für viele Mitarbeiter, habe viele Fortbildungen zu Verwaltungsthemen absolviert und sei nun seit einem Jahr auch in der Verantwortung als Fraktionsvorsitzender. „Ein Bürgermeister muss Visionen haben, und wissen, wie man sie umsetzt“, erklärt der Kandidat, der keinen Zweifel daran lassen will, dass er beides hat.
Wobei das mit den Visionen so eine Sache ist in einer Stadt, die nicht einmal genug Geld hat, um nachts die Straßenbeleuchtung eingeschaltet zu lassen. Finanzen bezeichnet Walter als den Bereich, in dem er sich am sichersten fühlt. „Da ist in Weil der Stadt Krisenmanagement gefragt, und auch das traue ich mir zu“, sagt er. Hochwertige Firmen will er in der Stadt ansiedeln, die Gewerbesteuern zahlen. Stadtwerke könnten ein Teil der Lösung sein und mehr Tourismus in der Altstadt. „Das große Thema hier ist die Suche nach Fördermitteln“, sagt er. Fördermittel seien auch eine Lösung für das marode Schulzentrum. „Eine Privatfinanzierung schließe ich aber aus“, sagt er.