„Ich finde schon, dass der Ton rauer wird. In den sozialen Medien, aber auch sonst“, sagt sie. Das Politische und das Private würden nicht mehr getrennt. Anfang Oktober hat sie ihre Entscheidung offiziell gemacht, bei der Kommunalwahl im März 2020 nicht mehr anzutreten - obwohl sie an dem Amt hängt. „Ich bin gern Bürgermeisterin. Mir macht der Beruf sehr, sehr viel Spaß.“
Es fehle an Akzeptanz
Nach Angaben des Städte- und Gemeindebundes wird nur jedes zehnte Rathaus in Deutschland von einer Frau geführt. Um das zu ändern, soll laut dem kommunalen Spitzenverband die Arbeitszeit der Bürgermeister - laut Hannemann sind 60 Stunden pro Woche realistisch - reduziert oder flexibler gestaltet werden können. Ein Verbandssprecher sagt: „Homeoffice-Regelungen, Job-Sharing-Modelle und die Aufwertung von Stellvertreterinnen können ein geeigneter Weg sein.“ Das bedeutet, zuhause arbeiten zu können oder sich den Job zu teilen.
Hannemann findet: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktioniert genauso gut wie bei anderen Berufen auch.“ Nach den Geburten sei sie in Elternzeit gegangen und währenddessen mit ihren Stellvertretern in Kontakt geblieben. Das habe gut funktioniert. Die Gesellschaft sei aber in Teilen noch nicht so weit. Es fehle an Akzeptanz. Sie habe von Lästereien mitbekommen: „Der Sohn der Bürgermeisterin hat etwas angestellt. Aber es ist ja kein Wunder, dass der das macht. Die Mutter hat ja keine Zeit!“ Es müsse ein Umdenken in der Gesellschaft her, sagt Hannemann.
Kürzlich, erzählt sie, habe ein Mädchen zu ihr gesagt: „Gell, du bist doch die Bürgermeisterin.“ Ihr Sohn habe erwidert: „Ja, aber meine Mama sucht sich ‚nen neuen Job.“ Hannemann habe gedacht, bei ihrem Sohn sei eine gewisse Erleichterung zu hören gewesen. „Nach dem Motto: Jetzt hört dieses Theater endlich auf.“