Weitere Termine: Samstag, 8. und 15. Februar, 19.30 Uhr. Sonntag, 16. Februar, 18.30 Uhr.

Leonberg - Auf dem Weg ins Himmelsreich schlägt das Leben häufig viele Kapriolen, was vielleicht der Grund dafür sein mag, dem eigens für die Bühne adaptierten Stück „Wie im Himmel“ eine recht kleinteilige Inszenierung zuzumessen. Ähnlich einem schnell geschnittenen Film – ein oscarprämierter Streifen von Kay Pollak aus dem Jahr 2004 diente als Vorlage – wechseln die Szenen rasch, wodurch eine gewisse Unruhe auf der Bühne entsteht, die nicht immer gut tut.

 

Das traditionsreiche, seit mehr als 40 Jahren bestehende Ensemble „Bühne 16“ nimmt sich immer viel vor und wagt sich an große Vorbilder. Nun überraschen sie (nicht zum ersten Mal) mit Gesangseinlagen. Unterstützt vom Blos’n Kirchenchor der evangelischen Kirchengemeinde Leonberg unter der Leitung von Sabine Rempp geben sie so viel Herzblut, dass mancher Zuschauer gerne mehr davon gehabt hätte. „Mir waren es leider zu wenige Lieder“, bekennt in der Pause Martin Hessler aus Höfingen, der früher selbst begeisterter Chorsänger war.

Lang, aber gut!

Etwas langatmig kommt die Aufführung insgesamt daher und fordert viel Sitzfleisch, was in den 135 Minuten auf Spitalhofsitzen gelegentlich zu leichtem Unmut führt. „Mich schmerzt mein linkes Knie sowieso schon“, erzählt Ulrike Dörr aus Leonberg, „ich konnte es am Ende kaum noch aushalten.“ Dass sie dennoch bleibt, spricht für die insgesamt hohe Qualität der dargebrachten Schauspielkunst.

Stardirigent Daniel Dareus, weltweit gefeiert wie kaum ein anderer, erleidet einen Herzinfarkt. Ausgerechnet er, der mit seiner Kunst die Herzen der Menschen öffnen möchte, ist wenig in der Lage, sein eigenes zu geben und flattert privat von einer Blume zur anderen. Nach dem Zusammenbruch zieht es ihn in sein kleines Heimatdorf Ljusåker in Nordschweden. Der Musik will er eigentlich den Rücken kehren. Natürlich kommt es anders und die Konflikte sind programmiert. Dareus leitet alsbald den Laienchor, und es gelingt ihm, in jedem der Sänger den „richtigen“ Ton zu finden. Während der Arbeit mit dem Chor werden zwischenmenschliche Abgründe deutlich, Emotionen kochen hoch, es darf aber auch herzhaft gelacht werden. Schließlich treffen die Vokalisten ihre Töne so perfekt, dass alle zum Schluss an einem internationalen Singwettbewerb teilnehmen dürfen und dort stimmgewaltig „Amazing Grace“ vortragen. Ob des Künstlers Traum nach dem Erreichen der Herzen damit in Erfüllung geht, kann man im Spitalhoftheater live miterleben

Es geht natürlich um die Liebe

Doch geht es keineswegs nur um den Wandel vom Saulus zum Paulus, sondern hauptsächlich um das Thema Liebe. Vier mehr oder weniger ausführlich erzählte Liebesgeschichten bilden das Kerngeschehen, die Frage der Verschmelzung der körperlichen mit der geistigen Liebe, die vor allem den Pfarrer Stig Berggren und ganz besonders seine lebenslustige und sinnenfreudige Frau umtreibt. Auf diese beiden als Kontrapost zum Dirigenten, der erst seelische Hingabe an einen Menschen lernen muss, legt das Werk seinen Fokus. Der Pfarrer muss erkennen, dass Begehren nichts Sündiges ist, und der Künstler die reine Liebe sehen.

Die Inszenierung nimmt sich Zeit, in kleinen Schritten die Veränderung ihrer Protagonisten zu zeigen, ganz, wie das im echten Leben auch ist. Niemand ändert sich von heute auf morgen, das sind langwierige Prozesse, welche nicht immer zum Erfolg führen. Viel Erfolg dagegen fahren die Darsteller und Sänger am Samstagabend ein, als schließlich nach donnerndem minutenlangem Applaus der letzte Vorhang fällt.