Der Telekom zum Trotz: Im Gewerbegebiet Neuenbühl sorgt jetzt die Konkurrenz fürs schnelle Internet.

Weissach - Weissach geht fremd – zumindest beim Breitbandausbau. Damit das Gewerbegebiet Neuenbühl am Ortsrand von Flacht möglichst rasch ans schnelle Internet angeschlossen werden kann, will die Gemeinde nun eine Kooperationsvereinbarung mit der Deutschen Glasfaser Wholesale GmbH unterzeichnen. Bemerkenswert: Weissach ist Mitglied im entsprechenden Zweckverband des Landkreises Böblingen, der zum Ausbau des Glasfasernetzes über die sogenannte Gigabit-Region Stuttgart eigentlich einen Rahmenvertrag mit der Telekom abgeschlossen hat.

 

Doch genau dieser Prozess geht, wie Weissachs Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU) betont, „nur äußerst zäh voran“. Die kleinen, deutlich ländlich geprägten Gemeinden in der Region Stuttgart hätten meist das Nachsehen und kämen beim Ausbau durch die Telekom „erst im hinteren Drittel zum Zug“.

Vorrangig behandelt, so die Kritik, würden vor allem urbane Gebiete, in denen die Dichte potenzieller Endkunden höher ist als beispielsweise in der Heckengäu-Gemeinde mit ihren rund 7500 Einwohnern.

Zwar habe die Telekom, wie es aus dem Rathaus heißt, signalisiert, zumindest den noch unbebauten Teil des Gewerbegebiets, genannt Neuenbühl III, ans Glasfasernetz anschließen zu wollen und zu diesem Zwecke an einer Wirtschaftlichkeitsanalyse zu arbeiten. Doch auf ein verbindliches Ergebnis dieser Untersuchung wartet man in Weissach bis heute.

Keine Kosten für die Gemeinde

Da überdies auch der Mitbewerber Vodafone bereits wissen ließ, dass das Unternehmen die bei der Kabelverlegung entstehenden Tiefbaukosten an die Kommune weiterreichen würde, hat die Gemeindeverwaltung nun Nägel mit Köpfen gemacht und beim besten Angebot zugegriffen: Die Deutsche Glasfaser mit Sitz in Borken in Nordrhein-Westfalen habe demnach schon Ende 2020 offeriert, das gesamte Gewerbegebiet auf eigenes Risiko ans Glasfasernetz anzuschließen. Für die Gemeinde entstünden keine Kosten.

Weitere Anbieter hätten bei dieser Option die Möglichkeit, entweder selbst Glasfaser mitzuverlegen oder zu einem späteren Zeitpunkt ein eigenes Glasfasernetz aufzubauen. In der Kooperationsvereinbarung sei überdies ausdrücklich geregelt, dass die Deutsche Glasfaser das Netz selbst betreiben oder einem dritten Telekommunikationsunternehmen zur Vermarktung überlassen kann. Der Vertrag soll auf eine Dauer von 30 Jahren geschlossen werden.

Das Unternehmen und die Gemeinde drücken indes mächtig aufs Tempo: Der Abschluss der Ausbauarbeiten soll bereits in diesem Jahr erfolgen. Die Telekom, die nun das Nachsehen hat, könnte in Weissach jetzt sogar noch weiter ins Hintertreffen geraten: Denn die Deutsche Glasfaser habe, so ist aus dem Rathaus zu erfahren, darüber hinaus auch schon signalisiert, die Infrastruktur für das schnelle Internet auch im weiteren Ortsteil Flacht vorantreiben zu wollen. Der Weissacher Bürgermeister schätzt, dass in der Gesamtgemeinde bislang lediglich 15 bis 20 Prozent der Haushalte von einem bereits verlegten Glasfaserstrang profitieren könnten. Zu wenig, nach Ansicht des Rathauschefs.