Der Ausbau geht nicht nur im Landkreis Böblingen schleppend voran. Und selbst wenn die Infrastruktur geschaffen ist, ist das noch keine Garantie, dass die Bereitstellung von Glasfaser auch funktioniert.

Leonberg - Derzeit werden an vielen Örtlichkeiten Straßen und Gehwege aufgerissen, um Glasfaseranschlüsse für schnelles Internet zu verlegen. Der Ausbau speziell in Leonberg ist das Ergebnis einer Kooperation der Gigabit Region Stuttgart GmbH mit der Deutschen Telekom.

 

Zuletzt haben der Stadtteil Ramtel sowie der Teilort Warmbronn davon profitiert. Und der Breitbandausbau gehe im Landkreis Böblingen kontinuierlich weiter, versicherte Landrat Roland Bernhard bereits im Februar des vergangenen Jahres. Denn flächendeckend die Möglichkeit von gigabitfähigen Glasfaseranschlüssen zu haben, sei der Weg in die digitale Zukunft, „in der unser Landkreis auch künftig einen Spitzenplatz einnehmen möchte, was Wirtschaftskraft und Lebensqualität angeht“, sagte der Landrat weiter. Soweit die Theorie.

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In der Praxis, also der Umsetzung, scheint es in manchen Fällen noch Zukunftsmusik zu sein, nach einem abgeschlossenen Vertrag mit der Telekom überhaupt den Zugriff auf das Glasfasernetz zu bekommen. Das muss derzeit eine Leonberger Bürgerin (die anonym bleiben möchte) erfahren. Unserer Zeitung berichtet sie von ihrer Odyssee, ewigen Wartezeiten in Hotlines und alles andere als zielführenden Telefongesprächen.

Die Odyssee beginnt im Telekom-Laden

Am 14. Juli 2021 schloss sie in einem Leonberger Telekom-Kundencenter einen Vertrag für einen Glasfaseranschluss ab. Ihr Vermieter hatte bereits zuvor veranlasst, dass die Leitungen bis ins Haus und auch bis in die Wohnung verlegt wurden. Der Anschluss sollte auf Wunsch am 9. August freigeschaltet werden. Dieser Termin wurde der potenziellen Kundin am 15. Juli schriftlich bestätigt. Ein Techniker sei dafür nicht notwendig, da alles spielend leicht gehe – hieß es beim Vertragsabschluss. Was bis zu diesem Wunsch-Termin allerdings nicht geliefert wurde, war das notwendige Modem mit dem entsprechenden Einrichtungslink, um dieses überhaupt freischalten zu können.

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Ein weiterer Gang zum Kundencenter. Dort versicherte ein Mitarbeiter, das Modem sei unterwegs. Weitere Tage vergingen. Die erwartete Bestellung ließ auf sich warten. Ein spätabendlicher Anruf bei der Telekom-Hotline brachte die Gewissheit: Die Bestellung des Modems wurde gar nicht in Auftrag gegeben. Das wurde bei einem weiteren Besuch im Kundencenter erledigt. Zwei Tage später kam es mit der Post. Die Kosten sollten, weil so viel schiefgelaufen sei, der Kundin erlassen werden. Allerdings kam die Rechnung schon per E-Mail. Das ging richtig fix.

Der Einrichtungslink, der per E-Mail oder SMS geschickt wird, fehlte allerdings noch immer. Zudem wurde die Freischaltung des Anschlusses auf den 17. August verschoben. Etliche weitere zeitaufwendige Hotline-Anrufe und Besuche im Kundencenter folgten. Die Antworten konnten unterschiedlicher nicht sein, waren aber keineswegs zielführend. Zumindest der passende Einrichtungslink war irgendwann auffindbar.

Dose ist nicht inventarisiert

Doch die nächste Hürde folgte zugleich, denn die Glasfaserdose, die in der Wohnung installiert ist, wurde bei der Telekom noch nicht inventarisiert und muss erst beauftragt werden. Ohne eine entsprechende Glasfaser-ID kann der Anschluss nicht freigeschaltet werden. Hilfe über die Hotline? Vergeblich.

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Erst ein Anruf beim sogenannten Bauherren-Service der Telekom und die Hilfe einer kunden- und lösungsorientierten Dame brachten erstmals Licht ins Dunkel. Sie erkannte schnell, dass hier wirklich alles schiefgelaufen ist und versprach eine Zwischenlösung mit Speedport und einer SIM-Karte, denn der Internet-Vertrag der Kundin mit ihrem ehemaligen Anbieter ist schließlich schon ausgelaufen.

Auftrag falsch ins System eingegeben

In der Zwischenzeit stellte sich heraus, dass der ursprüngliche Auftrag im ersten Schritt falsch ins System eingegeben wurde und daher nicht bearbeitet werden konnte. Er muss daher storniert und neu aufgesetzt werden. Der dreimaligen Bitte unserer Zeitung um eine offizielle Stellungnahme ist das Unternehmen Telekom bislang noch nicht nachgekommen.