Der Brand in der Hochdorfer Straße in Hemmingen richtet einen Schaden von rund einer halben Million Euro an. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ist nun unklar.

Hemmingen - Fassaden sind verrußt, das Dach ist in Teilen zerstört und noch als Gerippe übrig, auf dem Boden liegen haufenweise Ziegel, zerbrochen und verraucht. Die Feuerwehr hält bis zum Mittag Brandwache und löscht nach, die Polizei sichert Spuren, auch mit Hilfe eines Brandmittelspürhundes. Ein Statiker kontrolliert die Standfestigkeit der Gebäude, Schaulustige knipsen Fotos oder gucken bloß. Die Hochdorfer Straße ist eine Weile gesperrt, weshalb der Bauhof eine Umleitung einrichtet.

 

Die Folgen des Brandes im ehemaligen Gasthof zum Schiff in Hemmingen am Mittwoch gegen 2.45 Uhr wirken lange nach. Das Dachgeschoss des Gebäudes, in dem seit 2017 Flüchtlinge untergebracht sind, ist ausgebrannt, die zwei Stockwerke darunter sind nicht mehr bewohnbar. Auch das Nachbarhaus muss nach den bisherigen Erkenntnissen vor einer weiteren Nutzung noch eingehender überprüft werden. Die Flammen sind rasch übergegriffen. Verletzt wurde niemand, die Polizei schätzt den Schaden auf etwa eine halbe Million Euro.

Bürgermeister in aller Frühe aus dem Bett geklingelt

Es war ein Bewohner, der das Feuer in der Flüchtlingsunterkunft bemerkte. Als Polizei und Feuerwehr mit 67 Einsatzkräften eintrafen, brannte das Gebäude bereits lichterloh. Fünf Bewohner im Alter zwischen 24 und 36 Jahren konnten selbstständig ihre Wohnungen verlassen und sich ins Freie retten.

Der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU), der gegen 3.30 Uhr zum Brandort kam und vom Leiter des Ditzinger Polizeireviers aus dem Bett geklingelt worden war, hat dafür gesorgt, dass die fünf Personen aus der Unterkunft in der Patronatstraße einen Platz bekommen – dort brannte es schon zwei Mal. Ein weiterer Bewohner sei zum Zeitpunkt des Feuers bei seiner Freundin gewesen, so Schäfer. Wo der siebte Bewohner sei, sei noch unklar. Die fünf durften mittlerweile ihr Hab und Gut holen. Das gilt auch für die Nachbarn, zwei 73- und 75-Jährige. Sie kommen vorübergehend bei Bekannten unter.

Der Bürgermeister Schäfer ist erleichtert, dass die Rauchmelder zuverlässig funktioniert haben. Das sei nicht selbstverständlich, sagt er und spielt darauf an, dass es immer mal wieder passiert, dass Rauchmelder manipuliert werden, damit die Bewohner zum Beispiel ungestört rauchen können.

Bisher keine Hinweise auf Brandstiftung

Nach bisherigen Erkenntnissen von Brandermittlern und Kriminaltechnikern des Polizeipräsidiums Ludwigsburg begann der Brand in einer dem alten Gasthaus angeschlossenen Scheune. Von dort schlugen die Flammen auf das Dachgeschoss der Unterkunft über und zogen auch das Nachbargebäude in Mitleidenschaft. Bislang haben sich keine Hinweise auf eine Brandstiftung ergeben, teilt die Polizei weiter mit. Für die weiteren Ermittlungen zu einer möglichen Brandursache haben die Beamten auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Stuttgart einen Brandsachverständigen hinzugezogen.

Wie es mit dem alten Gasthof weitergeht, ist nun offen. „Wir müssen uns jetzt Gedanken machen und prüfen, ob es sich lohnt, Geld reinzustecken“, sagt der Bürgermeister: Nicht nur der Brand hat das Gebäude zerstört, sondern es wurde auch vom Löschwasser geflutet – was auch im Nachbarhaus der Fall ist. Die Gemeinde hatte das Gebäude gekauft, nachdem das Gasthaus 2015 schloss. Spätestens 1873 wurde eine Speisewirtschaft eingerichtet, steht auf der Infotafel. Der Ausleger sei um 1900 gefertigt worden und heute das einzige noch erhaltene geschmiedete Wirtshausschild in Hemmingen. Es sei denkmalgeschützt, und man müsse es auf jeden Fall retten, betont Schäfer.

Nicht der erste Brand

Dass in der Flüchtlingsunterkunft ein Feuer ausbricht, ist nicht das erste Mal: Im August 2018 brannte es gleich zwei Mal an einem Tag. Ein Bewohner hatte gezündelt – aus Frust, und wurde später dafür verurteilt.