In der Nacht zum Freitag wütet ein Feuer und verursacht einen hohen Schaden. Menschen werden nicht verletzt.

Rutesheim - Fassungslos stehen der Vorstand und einige Mitglieder des Schützenvereins Diana am Tag nach dem großen Brand vor den verkohlten Trümmern des Vereinsheims. Immer wieder halten Autos auf dem Parkplatz an der Straße zwischen Rutesheim und Flacht an, weitere Vereinsmitglieder gesellen sich zu der Gruppe. Es herrscht betretenes Schweigen.

 

Die drei Kriminaltechniker von der Spurensicherung der Kripo und der Schutzpolizei steigen gerade aus ihren Schutzanzügen. Sie sind von ihrem ersten Rundgang durch die Brandruine zurück. Ihr Job ist es, die Barndursache zu ermitteln. „Als Erstes geht es darum, festzustellen, ob es fahrlässig oder vorsätzlich, sprich durch eine Brandstiftung, zu dem Feuer gekommen ist“, sagt einer der drei Fachleute. Eine erste Einschätzung über die Ursache des Großbrandes haben die Kriminaltechniker parat. „Bislang liegen keine Erkenntnisse vor, dass es Brandstiftung gewesen ist“, lautet ein erstes Fazit. Doch die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft hat einen Gutachter bestellt, der die Brandursache ermittel soll.

Gestandene Männer hatten Tränen in den Augen

Der Vereinsvorsitzende Willi Wendel und sein Stellvertreter Eberhard Mouris schrauben gemeinsam mit mehreren Vereinsmitgliedern deshalb Baustellen-Absperrgitter um das Brand-Areal und kennzeichnen es mit rot-weißem Absperrband. Wendel trägt noch die Einsatzuniform der Leonberger Feuerwehr. Den Eltinger Kfz-Meister, der auch in der Leonberger Feuerwehr tätig ist, hat die Alarmierung mitten in der nichtöffentlichen Sitzung des Verwaltungsausschusses des Leonberger Gemeinderates erwischt. „Mit dem Rad bin ich zur Feuerwache geeilt und dann sind wir zum Einsatzort gefahren“, schildert Willi Wendel.

Im Obergeschoss loderte bei der Ankunft der Helfer aus Leonberg ein heftiges Feuer. Die Wehren aus Weissach und Rutesheim waren bereits voll im Einsatz. Auch erste Vereinsmitglieder waren schnell vor Ort und wollten helfen. „Gestandene Männer hatten Tränen in den Augen. Und das nicht vom vielen Rauch“, hat Willi Wendel beobachtet. Das verwundert nicht, denn vieles, vor allem den Innenausbau des Vereinsheimes, haben die Mitglieder in unzähligen Stunden in Eigenleistung vollbracht. „Da hängt viel Herzblut dran“, bestätigt auch der stellvertretende Vereinsvorsitzende Eberhard Mouris.

1999 ist das Vereinsheim schon einmal abgebrannt

Es ist nicht das erste Mal, dass das Domizil des 1959 gegründeten Vereins durch einen Brand zerstört wurde. Anfangs war ein Bauwagen das Vereinsheim. Bis dann 1966 mit dem Bau des ersten festen Hauses begonnen wurde. „Das wurde Stein für Stein von den Mitgliedern aufgebaut“, weiß Mouris. Weil die finanzielle Decke dünn war und die Kosten hoch, wurde sogar ein altes Haus in Rutesheim abgerissen, um Baumaterial zu gewinnen. Die Schießmöglichkeiten wurden erweitert – Pistolenbahnen und Luftgewehrstände kamen hinzu.

Am 5. Mai 1999 wurde das Vereinsheim durch einen Kabelbrand beschädigt. Ein Siebenschläfer hatte sich in der elektrischen Installation eingenistet. In zweijähriger Bauzeit wurde ein neues Schützenhaus errichtet. „Der Innenausbau erfolgte in Eigenleistung, es entstand ein Versammlungssaal, Jugendräume, das Vorstandsbüro, neue Sanitärräume“, zählt Mouris auf.

„Nicht nur wir sind durch den Brand obdachlos geworden, sondern auch die Jäger aus Weissach und Flacht“, sagt Willi Wendel. Die Waidmänner haben im Vereinsgebäude ihre Wildkammer, wo die erlegten Tiere gekühlt und verarbeitet werden. Erhebliche Schäden durch das Feuer hat auch die Klubstation des Ortsverbandes Leonberg des Deutschen Amateur-Radio-Clubs erlitten. Der Club hat einige Räume in dem Schützenhaus, und seine riesige Antenne steht auf dem Gelände der Sportschützen.

Der Schaden ist immens

Verzweifelt steht auch Pana Effrosinidis, der Pächter der Gaststätte im Vereinsheim, im wahrsten Wortsinn vor einem Scherbenhaufen. „Nach 21 Uhr sind die letzten Gäste gegangen, dann haben wir geschlossen und sind heimgefahren, da hat schon das Telefon geklingelt. Ich dachte erst, da macht jemand einen bösen Scherz“, sagt der Gastwirt.

Der Schaden ist immens. „Die erste Schätzung, dass er bei etwa 500 000 Euro liegt, wird wohl nicht Stand halten können“, sagt Willi Wendel. Das Obergeschoss ist komplett zerstört und auch im Erdgeschoss ist der Schaden riesig. „Vieles kann noch gar nicht geschätzt werden, weil erst sichergestellt werden muss, ob das Gebäude betreten werden kann“, weiß der Feuerwehrmann. Komplett zerstört wurde auch die Festausstattung des Vereins. „Wir haben uns ein Zelt gegönnt, das am vergangenen Wochenende beim Oldtimer- und Schleppertreffen zum ersten Mal aufgestellt wurde, das ist nun kaputt“, so Wendel.

Die Schießanlage ist nicht beschädigt

Solidarität erfährt der Verein durch die Stadt Rutesheim. Dass die Schützen jetzt alle Räume verloren haben, sei außerordentlich bedauerlich. „Wir werden mit dem Verein darüber sprechen, wie wir helfen können“, kündigt der Erste Beigeordnete der Stadt, Martin Killinger, an.

Eine gute Nachricht für den Verein gibt es bei allem Unglück doch: Die Schießanlage ist nicht beschädigt worden. „Wann sie wieder genutzt werden kann, darüber denken wir noch gar nicht nach – das Vereinsleben für unsere rund 150 Mitglieder steht erst mal still“, sagt der Vorsitzende der Schützengilde Diana, Willi Wendel. „Aber nun heißt es für die Mitglieder: zusammenstehen und durch“, sagt er hoffnungsvoll.