Wie die rund 140 000 Autos während der Bauphase umgeleitet werden, ist noch unklar.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Böblingen/Sindelfingen - Zumindest war die Furcht grundlos, dass die außerbehördlichen Planer das Vorhaben erschüttern könnten. Den Ausbau der A 81 bereitet keine Behörde vor, sondern das staatliche Unternehmen Deges. Die Gesellschaft wird die Arbeiten außerdem steuern und überwachen. Als ihr vor einem Jahr die Verantwortung übertragen wurde, hatte Landrat Roland Bernhard in einem Brandbrief seine Sorge formuliert, dass es zu Verzögerungen kommen könne, und „qualifiziertes Personal“ gefordert.

 

Verzögerungen sind nach aktuellem Stand nicht zu erwarten. Ende des Jahres sollen die ersten Arbeiten für das Mammutprojekt beginnen, das – noch in amtlicher Hand – sich immer wieder verzögert hatte. Dass die Strecke ausgebaut werden muss, gilt auf Bundesebene schon seit 1985 als Tatsache. Dass sie faktisch wie formal im Grunde als Autobahn untauglich ist, hat historische Gründe. Einst war sie als B 14 erbaut, später schlicht zur Autobahn umbenannt worden.

Aus Sicht des Sindelfinger OB Bernd Vöhringer (CDU) gleicht der lang ersehnte Ausbau einem sympathischen Monstrum. „Wir sind froh, dass es vorangeht“, sagt er, aber „der Weg zum Ziel wird kein einfacher sein“. Wie alle Beteiligten fürchtet er ein Verkehrschaos während der Bauzeit.

Tunnel wird 850 Meter lang

Der Kopf des qualifizierten Planungspersonals heißt Johannes Kuhn. „Bei ihm fühlen wir uns gut aufgehoben, nicht wie auf hoher See“, sagt die Baubürgermeisterin Corinna Clemens. Der Deges-Projektleiter hat im Sindelfinger Gemeinderat erstmals öffentlich eine Grobplanung erklärt. Der Ausbau gliedert sich in drei Abschnitte: Den 850 Meter langen Tunnel zwischen Sindelfingen und Böblingen sowie die Strecken östlich und westlich von ihm. Die Erweiterung von Autobahnen ist auf drei Arten möglich. Die erste ist, die Straße nur auf einer Seite zu verbreitern und später zu verschwenken. Bei der zweiten werden beide Seiten symmetrisch ausgebaut, bei der dritten muss der Verkehr während der Bauzeit auf eine provisorische Straße umgeleitet werden. Auf der A 81 kommen alle drei zum Einsatz.

Ende 2026 soll die Autobahn auf dem rund 12,5 Kilometer langen Abschnitt durchgängig sechs Spuren plus zwei Standstreifen breit sein. Auf letzteren soll, wie zwischen dem Autobahnkreuz Stuttgart und der Messe, die Fahrt während der Hauptverkehrszeiten erlaubt sein. Das Gesamtprojekt „ist eine komplexe Maßnahme“, sagt Kuhn.

Laien dürfte dieser Satz weniger angesichts der geplanten Verbreiterung der Straße einleuchten, sondern eher in Bezug auf die Begleiterscheinungen: Zehn Brücken und fast sieben Kilometer Lärmschutzwand müssen abgerissen und ersetzt werden. Für die Bahn wird eine zwischenzeitliche Hilfsbrücke nötig. Weil der Hauptanschluss zu den Nachbarstädten künftig Böblingen Ost sein soll, muss das Netz der Kreisstraßen entsprechend um- und ausgebaut werden.

Bis zu 140.000 Fahrzeuge

Auf beiden Seiten der Straße werden, sozusagen nebenbei, Kanäle angelegt, durch die Regenwasser zu Kläranlagen geleitet werden soll. Bisher fließt es mitsamt allem, was sich auf Fernstraßen sammelt, ungereinigt in die umliegenden Gewässer.

Bis zu 140 000 Autos rollen täglich über den am höchsten belasteten Abschnitt nahe dem Autobahnkreuz Stuttgart. Einer Schlagzeile gleich, steht laut Kuhn über allem: „Wir wollen keinen Schleichverkehr.“

Allerdings sind detaillierte Pläne zur Lenkung der Blechkolonnen noch nicht fertig. Fest steht, dass die Zahl der Fahrspuren nahezu die ganze Bauzeit lang unverändert bleibt. Ausnahmen bis hin zur zeitweisen Komplettsperrung – etwa bei Sprengungen – wird es zwar geben, aber nur nachts oder in sonstigen verkehrsarmen Zeiten.