Der Tierschutzverein baut eine Hundetagesstätte, die im März eröffnen soll. 

Böblingen - Einsamkeit, Langeweile, Frust: Wenn Hunde den ganzen Tag über allein zuhause herumsitzen, während ihre Besitzer arbeiten, leiden viele von ihnen. So mancher Hund bellt den ganzen Tag, ein anderer liegt apathisch in der Ecke. Ihnen und ihren Besitzern will der Tierschutzverein Böblingen helfen. Auf dem Gelände des Tierheims entsteht derzeit eine Hundetagesstätte, in der die Vierbeiner tagsüber betreut werden können. Seit November bohren, sägen und mauern Handwerker in einem Gebäude in der südwestlichen Ecke des Geländes, im März soll das „Hundekörbchen“ eröffnen. 86.000 Euro investiert der Tierschutzverein in den Umbau, bei dem abgesehen vom Dach und den Außenwänden kaum ein Stein des alten Gebäudes auf dem anderen bleibt.

 

Im Inneren wurden die Zwinger herausgerissen, an ihrer Stelle entstehen sechs Zimmer zwischen elf und knapp 17 Quadratmetern, in denen später jeweils zwischen zwei und vier Hunde unterkommen sollen. Finanziert wird der Bau durch Spenden und Rücklagen, der Verein denkt allerdings auch über einen Kredit nach. Im Außenbereich der neuen Tagesstätte sind zwei größere Auslaufflächen und ein Außenzwinger pro Hundezimmer geplant.

Maximal 20 Tiere können dort betreut werden

Im Kampf gegen die Langeweile setzen die Verantwortlichen auf „Nasen- und Parcourarbeit“, auch Inseln mit unterschiedlichen Untergründen zum Erkunden sollen eingerichtet werden, sagt die Tierheimleiterin Annette Lehmann. Gemeinsam mit dem Tierpfleger Steffen Töllner wird die 47-Jährige sich um die Betreuung der Tagesstätten-Hunde kümmern. Den beiden liegt die neue Anlage besonders am Herzen. „Das ist unser Baby“ sagt der 27-jährige Töllner. Maximal 20 Tiere können dort betreut werden, sieben Interessenten hätten sich bereits gemeldet und würden demnächst zu einem Vorgespräch vorbeikommen, freut sich der Tierpfleger. Was ihm wichtig ist: die Tagesstätte wird vom restlichen Tierheim abgegrenzt, etwa durch einen separaten Eingang und durch Sichtschutzmaßnahmen.

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Hunde, die von ihren Herrchen und Frauchen wie kleine Kinder morgens vor der Arbeit in eine Tagesstätte gebracht und abends wieder abgeholt werden – gibt es dafür im Kreis Böblingen überhaupt Bedarf? Definitiv ja, sagt Heike Heinze von der Tierpension Magstadt. Sie hat sich ebenfalls auf die Betreuung von Hunden spezialisiert. Manche der Vierbeiner verbringen bei ihr nur den Tag, andere übernachten auch. Sieben Plätze hat sie zur Verfügung, in Sachen Tagesbetreuung ist sie meistens ausgebucht.

„Die Nachfrage hat zugenommen“, sagt Heinze, die seit 2013 im Geschäft ist. Hundebesitzer, die ganztags arbeiten, könnten so ein gutes Gewissen haben. „Bei mir sind die Tiere im Rudel und vereinsamen nicht.“

Kreistierheim kostet 4,9 Millionen Euro

Auch Georgios Grammozis, Inhaber der Hundepension Mohnwiese, die zwischen Ehningen und Gärtringen liegt, berichtet von einer hohen Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Hunde. „Wir sind in der Regel ausgebucht“, sagt er. Deshalb macht ihm die neue Konkurrenz, die ihm nun in Böblingen erwächst, auch keine Sorgen. Zu ihm kämen häufig Herrchen und Frauchen, bei denen sich die Lebensumstände plötzlich verändert hätten – sei es durch eine Trennung oder einen neuen Job – sodass sie sich tagsüber nicht mehr um ihren Schützling kümmern könnten, berichtet er. Diese Menschen hätten häufig das Bedürfnis, sich für den Engpass zu entschuldigen. „Aber dafür sind wir ja da.“ Viele hätten auch ein schlechtes Gewissen dem Hund gegenüber. Dabei sei es ja gut für das Tier, in eine Pension zu kommen anstatt allein zu Hause zu sitzen, findet Grammozis.

Für den Tierschutzverein ist die neue Tagesstätte aber nicht nur eine Herzensangelegenheit – auch finanziell spielt sie eine große Rolle. Die Einnahmen daraus sollen in den Betrieb des Tierheims mit seinen 15 Mitarbeitern fließen, auch eine Renovierung der restlichen Gebäude steht an. Außerdem soll die Hundetagesstätte zum Alleinstellungsmerkmal des vom Tierschutzverein betriebenen Tierheims werden. „So etwas gibt es in der Region nicht“, sagt Töllner. Das sei wichtig, da dem Verein auf der anderen Straßenseite neue Konkurrenz erwachse. Für rund 4,9 Millionen Euro baut der Landkreis dort ein Tierheim, das im Herbst eröffnen und in Eigenregie betrieben werden soll. „Wir müssen das Überleben lernen“, erklärt Töllner.

Details zum „Hundekörbchen“

Kosten:
Pro Hund und Tag kostet die Unterbringung in der Hundetagesstätte 20 Euro. Darin ist eine Aufenthaltsdauer von acht Stunden inklusive, jede weitere Stunde kostet einen Euro extra. Medikamentengabe und Fahrten zum Tierarzt schlagen zusätzlich zu Buche. Von Oktober bis April fällt ein Heizkostenzuschlag an.

Regeln:
Nicht betreut werden kranke Tiere, läufige Hündinnen und unkastrierte Rüden. Alle Hunde in der Tagesstätte müssen geimpft und gegen Parasiten geschützt sein. Die Hundehalter müssen eine Haftpflichtversicherung haben. Geöffnet ist die Tagesstätte montags bis freitags zwischen 6.30 Uhr und 19 Uhr.

Kontakt:
Interessenten können sich beim Tierschutzverein unter Telefon 0 70 31 / 41 67 04 oder per Mail an tagesbetreuung@tierheim-boeblingen.info wenden.