Immer mehr Landwirte bieten Blühpatenschaften an, um Lebensräume für allerlei Tierarten zu schaffen und zu erhalten.

Naturschutz - Das Bienensterben nimmt zu, und die Artenvielfalt nimmt ab. Deshalb setzen sich mittlerweile viele Menschen dafür ein, dem entgegenzuwirken. Auch immer mehr Landwirte beteiligen sich und bieten auf ihren Feldern sogenannte Blühpatenschaften an – in ganz Baden-Württemberg unter dem Motto „BW blüht auf“. Rings um Leonberg ist zum Beispiel der Renninger Biolandwirt Andreas Kindler aktiv. Wie so eine Patenschaft funktioniert, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

 

Herr Kindler, was ist das Ziel einer Blühpatenschaft?

Unser Ziel ist es natürlich in erster Linie, etwas zu tun gegen unser Insektensterben. Wir wollen so einen Rückzugsraum für Vögel, Insekten, Bodenbrüter und Wild schaffen und ganz besonders dafür sorgen, dass genug Nahrung für alle vorhanden ist.

Wie sind Sie auf die Idee der Blühpatenschaften gekommen, und was versprechen Sie sich davon?

Wir haben das Konzept ja nicht neu erfunden. Landwirte machen Blühstreifen schon seit Jahren. Aber mir war das einfach nicht genug. Wichtig ist mir auch, die Bevölkerung ins Bild zu rücken, zu zeigen, es wird etwas getan, und jeder kann etwas tun. Es soll ein Wachrütteln sein, wenn man die blühenden Wiesen sieht. Es soll die Leute zum Nachdenken und Nachahmen anregen.

Wer kann Blühpatenschaften übernehmen?

Grundsätzlich sprechen wir mit unseren Patenschaften Industriebetriebe an, die größere Flächen erwerben. Wir wollen nicht dieses ganze Klein-Klein, das ist ein zu hoher Verwaltungsaufwand. Trotzdem können auch Privatleute bei uns ab einer Fläche von circa 200 bis 300 Quadratmeter, Blühpatenschaften übernehmen. Unser Fokus liegt aber auf Gewerbebetrieben. Gleichzeitig bieten wir gerade kostenlos eine Aktion für eine Gymnasialklasse an, mit der wir eine große Bienenweide gestalten, auf der wir am Ende ein Bienenhotel bauen.

Was genau passiert mit dem Geld, das über die Blühpatenschaften eingenommen wird?

Das Geld fließt in die verschiedenen landwirtschaftlichen Bereiche rund um die Blühflächen. Diese Flächen müssen bewirtschaftet werden, und im Falle von Ertragsausfällen müssen wir die Kosten decken. Außerdem benötigt man Geld für die Bodenbearbeitung und für das Saatgut, das bei uns aus einer hochwertigen Bio-Mischung besteht. Unsere Flächen werden nicht gedüngt oder mit Pflanzenschutzmitteln behandelt.

Ist dieses Projekt eine einmalige Sache?

Nein, wir werden das in den nächsten Jahren wiederholen. So hoffen wir, dass der Landkreis Böblingen aufblüht wie kein anderer im Land, da wir ja auch sehr viele renommierte Industrie- und Gewerbebetriebe im Kreis haben, von denen etliche schon ein schlechtes Gewissen haben müssten. Wir hoffen so natürlich, dass viele Betriebe mitmachen und sich engagieren.

Das Gespräch führte Natalie Wicke.

Wer sich für Blühpatenschaften interessiert, kann sich unter www.bwbluehtauf.de näher informieren. Wer eine konkrete Patenschaft bei Andreas Kindler übernehmen möchte, kann sich unter Telefon 01 74 / 1 61 72 95 oder per E-Mail an andreaskindler@t-online.de wenden. Kindler vergibt Blühpatenschaften erst ab einer Fläche von rund 200 Quadratmetern. Die Kosten für einen Quadratmeter Wiese liegen zwischen 1 Euro und 1,50 Euro. Eine Patenschaft hat eine Dauer von einer Saison.