BlüBa-Direktor Volker Kugel aus Flacht ist gern in der Zehntscheune Friolzheim zu Gast.

Friolzheim - Bei Zimmerpflanzen geht ein Riss durch die Menschheit, die einen hassen sie, bei den anderen ist es Liebe.“ Volker Kugel weiß, wovon er spricht. Er ist einer der renommiertesten Gartenbaufachleute im Land und häufiger Gast in den Medien, wenn es um Grünzeug und Gartengestaltung geht. Dass er in Friolzheim zweieinhalb Stunden lang sein Publikum im Bann hielt, lag nicht nur an seinen vielen Tipps zum Umgang mit Zimmerpflanzen – das Thema des vom Kulturkreis Zehntscheune veranstalteten Abends – sondern auch an seiner direkten Art zu sprechen und dabei immer wieder eine Prise Humor einzustreuen.

 

Volker Kugel, gelernter Gärtner und studierter Gartenbauingenieur, war bereits zum dritten Mal zu Gast in der Zehntscheune. Mit ein Grund dafür ist der kurze Weg dorthin, denn er wohnt im benachbarten Flacht. Ein anderer Grund ist die Nähe zum Publikum, die bei solch eher kleinen Veranstaltungen möglich ist, sagte der 60-Jährige auf Nachfrage. Er trete auch vor mehreren hundert Leuten auf, aber da sei der direkte Austausch nicht in dem Maß möglich wie etwa in Friolzheim, wo rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörer seinen Tipps lauschten und Fragen stellten.

Schmetterlingsorchidee ist der Star

Der absolute Star unter den blühenden Zimmerpflanzen sei die Schmetterlingsorchidee, die fast jeder auf dem Fensterbrett habe und die eine der wenigen Orchideen sei, die bei unserer Zimmertemperatur wachsen. Beim Kauf solle man auf Wollläuse achten und auch auf den Preis.

„Je billiger sie werden, desto misstrauischer sollten Sie sein“, sagte der Pflanzenfachmann. Er griff zur Gartenschere, an dem Abend sein ständiger Begleiter, und zeigte, wie man ohne zu zögern einen braunen Stängel abschneidet. Dabei erwischte es auch die einzige Blüte an der Pflanze, was das Publikum mit einem langen „Ohh“ quittierte. Volker Kugel machte spontan das Beste daraus und schenkte die Blüte einem Geburtstagskind im Publikum.

Dann ging er über zur Abteilung „ich bin ein harter Hund.“ Damit meinte er Sukkulenten wie etwa die Geldpflanze, die Kalanchoe oder die Aloe. Weil Sukkulenten Wasser in den Blättern speichern, solle man sie so wenig gießen, dass sie gerade nicht sterben, empfahl er. Einer der „härtesten Hunde“ sei der Drachenbaum, der sich sogar fürs Büro eigne. Sein persönlicher Hit sei der Balsamapfel, Lateinisch Clusia, „eine wunderschöne Pflanze“, sagt er und hielt sie zum Beweis hoch. Denn er hatte die meisten Pflanzen, über die er sprach, auch dabei.

Eine Zuhörerin fragte, ob Farne fürs Badezimmer geeignet seien. Nur begrenzt, sagte Volker Kugel, und zwar wegen deren weit ausladenden Wachstums, für das man meistens im Bad keinen Platz habe. Andere Besucher brachten Blätter eines Gummibaums mit, die von einem Schädling befallen sind. Kugel schaute mit seiner Lupe genau hin. „Hier ist ein Vieh, sieht aus wie eine Raupe“, stellt er fest. „Da drin ist aktives Leben. Sie haben ein Problem“, sagt er in Richtung des Gummibaum-Besitzers.

Gute Gartenerde riecht nach Wald

Spinnmilben könne man bekämpfen, indem man sie mehrfach mit Kaliseife behandle. Kugel  hatte eine Reihe von Pflanzenschutzmitteln dabei, die er für verschiedene Zwecke empfahl. Und er beschrieb, was gute Gartenerde für ihn ausmacht: „Wenn Sie den Beutel aufmachen, muss es riechen, als ob Sie im Wald wären. Wenn es riecht, als wären Sie neben einer Kläranlage, ist sie schlecht“, so seine Einschätzung.

Auch das Thema Garten riss Volker Kugel am Schluss noch an. „Wir haben eine überfallartige Invasion des Buchsbaumzünslers zu erwarten“, prophezeite er. „Wenn‘s jetzt wärmer wird, fangen die Viecher gnadenlos an zu fressen.“ Der größte Feind des Buchs sei allerdings das Triebsterben. Dieses wird durch einen Pilz ausgelöst. Im Blühenden Barock habe man dadurch auf einen Schlag mehrere tausend Pflanzen verloren, erzählte der BlüBa-Direktor. Er erklärte, wie man mit selbst hergestellter Schachtelhalmbrühe die Blätter von Rosen und Buchsbaum stärken könne.

Und schließlich sprach er über die zunehmende Verbreitung von vermeintlich pflegeleichten Schottergärten. Das sei eine Mode, die auch wieder verschwinde. Man solle das entspannt sehen. Er glaube, ein „lazy gardening“, wie es derzeit oft propagiert werde, gibt es nicht. „Wir leben im Garten immer zwischen Chaos und Wahnsinn, da hat man schon Geschäft“, gab er seinen Zuhörern mit auf den Weg.