Der Warmbronner Bildhauer überlässt der Stadt Rutesheim eine seiner Edelstahlskulpturen zum Materialwert.

Rutesheim - So günstig ist bisher noch keine Stadt in den Besitz eines Kunstwerkes des renommierten Bildhauers Max Schmitz gekommen. Künftig wird die Edelstahlskulptur „Koordinator“ des Warmbronner Künstlers den Vorplatz der „Christian-Wagner-Bücherei“ schmücken. Als Gegenpol zum Grävenitz-Brunnen vor dem Alten Rathaus von Rutesheim wird die 2,60 Meter hohe und 60 Zentimeter breite moderne Stahlplastik vor der Bücherei diese innerstädtische Achse ergänzen – als Geschenk des Künstlers.

 

Zweifelsohne hat der Warmbronner Bildhauer Max Schmitz einen hohen kunstgeschichtlichen Rang. Seine Stahlplastiken stehen im öffentlichen Raum von Essen über Marl bis Nürtingen, Ludwigsburg und Leonberg. Die Werke von Schmitz sind in der Regel nicht unter 30 000 Euro zu haben.

In Leonberg begrüßt auf dem Kreisverkehr an der Stuttgarter Straße am Engelberg eine Stahlplastik von Max Schmitz die Autofahrer und zwar „Florescanda, ein Zeichen für Leonberg“, 2009 aus Stahl gefertigt und farbig gefasst. Des weiteren ist „Würfel in Entfaltung“, auch aus Stahl, am Christian-Wagner-Haus in Warmbronn platziert. „Sublimation“, ebenfalls aus Stahl, steht seit 2013 auf dem Südportal-Deckel des Engelbergtunnels. Eine weitere Skulptur hat in der Eltinger Carl-Schmincke-Straße ihren Standort vor dem Haus des ehemaligen Schmiedemeisters Erwin Widmaier, der einen Teil der Skulpturen von Schmitz angefertigt hat.

Zahlreiche Ausstellungen

Max Schmitz hat auch viele Ausstellungen mit dem ihm freundschaftlich verbundenen Frey Otto gestaltet. Stahl ist der Werkstoff, mit dem der Bildhauer die Schwere des eigentlichen Materials zum Ausdruck bringt. Gleichzeitig schafft er es auch, die luftige Raummaterie mit einzubeziehen. Die Leitidee, die Max Schmitz zu seinen Stahlplastiken anführt, steht im Kontrast zum Gestaltungsprinzip des 20. Jahrhundert, dass die Kunst in Malerei und Plastik zu einer totalen Auflösung der Menschendarstellung führte.

Schmitz will nun wieder ein neues Menschenbild formen, „halb Materie und halb Geist“, wie er sagt. Der moderne Mensch sei als geistiges Wesen philosophisch geprägt. Als Bildhauer hat er daraus ein dreidimensionales Koordinatensystem entwickelt, das verschiedene Ebenen für geistige und sinnliche Tätigkeiten vorsieht und verschiedene Bewegungsebenen mit einbezieht. So wurde der „Koordinator“ geboren, eine inzwischen in rund 20 verschiedenen Varianten existierende Figur, unzweifelhaft ein Zeitgenosse.

Der Kopf wird verortet und in dünnen Stahlplatten in horizontalen und vertikalen Richtungen und in verschiedenen Plattenlängen arrangiert. Er stellt eine Abstraktion der Sinne, des Sehens, Hörens sowie des Sprechens dar. Die Kunstgeschichte zeigt, dass immer das Menschenbild das jeweilige Weltbild repräsentiert. An der figürlichen Darstellung ist demnach der Zeitgeist und das Selbstverständnis des Menschen manifestiert.

„Aus diesem Grund passt der „Koordinator“ nirgendwo besser als auf den Platz vor der Christian-Wagner-Bücherei“, lautet die Empfehlung des örtlichen Kulturforums an die Bürgermeisterin und den Gemeinderat. Die Bürgermeisterin hatte die Meinung von Inge Burst und Uli Riederer eingeholt, nachdem Max Schmitz Kontakt zu ihr aufgenommen hat mit dem Wunsch, ein oder mehrere Kunstwerke praktisch zum Materialwert an die Stadt Rutesheim übertragen zu wollen. Bei der Suche nach Standorten war auch das Bauamt involviert, um zu prüfen, ob der Untergrund für eine Skulptur dieses Gewichts tragfähig genug ist.

Angemessener Standort

Das Kulturforum hat auch in Erfahrung gebracht, warum Max Schmitz ein oder zwei Kunstwerke der Stadt Rutesheim schenken will. Das Ehepaar hat keine Erben. Der Künstler macht sich Gedanken, dass seine Werke nach seinem Tod als Metallreste verwertet und damit vernichtet werden. Deshalb wünscht er sich eine angemessene Stelle als Standort auch in Rutesheim. Zunächst waren zwei Kunstwerke und zwei Aufstellorte im Gespräch. Schnell stellte sich heraus, dass der Platz vor der Bücherei den Vorzug bekommt.

„Zu unserer modernen Stadtmitte mit der besonderen Architektur der Bücherei passt ein modernes Kunstwerk aus Metall hervorragend“, sagt Bürgermeisterin Susanne Widmaier. Auch vor dem Hintergrund, dass der neue Stadtentwicklungsprozess – weg vom rein Baulichen hin zu weicheren Faktoren – gerade in vollem Gang ist und hier auch die Kultur, die Kunst und das Miteinander einen größeren Stellenwert einnehmen sollten.

„Die sehr moderaten Kosten für ein Kunstwerk dieser Güte und einen Künstler dieses Bekanntheitsgrades tun uns in Corona-Zeiten natürlich gut“, freut sich Widmaier. Denn ganz umsonst gibt es das Kunstwerk nicht. Da sind die Kosten für ein Fundament, den Transport und die Vorarbeiten. Der endgültige Übergang der Skulptur an die Stadt ist als eine Art Schenkung gedacht, bei der über einen Zeitraum von drei Jahren jährlich 1000 Euro an den Künstler fließen.