„Landwirtschaft und Imkerei, ein Widerspruch?“ Mit dieser Frage beschäftigt sich der Bezirksverein für Bienenzucht.

Leonberg - Zahlreich sind sie erschienen, die Imker aus der Region. Ist das Thema der Mitgliederversammlung im evangelischen Gemeindehaus in Eltingen doch ein wichtiges: „Landwirtschaft und Imkerei, ein Widerspruch?“ Hier wird berichtet, unterrichtet und informiert. Auf mehr als 125 Jahre blickt der Bezirksverein für Bienenzucht in seiner Geschichte nun zurück. Das Ziel ist die Verbreitung und Förderung der Bienenzucht und Bienenhaltung.

 

Präsenter denn je ist heute die Erhaltung der Artenvielfalt. Immer mehr Arten sterben aus: Schmetterlinge, Amphibien, Reptilien, Fische, Vögel und Wildkräuter. Auch die Wildbienenarten sind gefährdet. Ein Grund: Ackergifte, die jährlich ausgebracht werden und Millionen von Tieren und Pflanzen gefährden und töten.

Erfahrungen eines Imkers

Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ ist derzeit allgegenwärtig und ebenfalls Thema des Abends. Wie eng die Tierwelt mit der Natur und deren Umgang durch den Menschen verbunden ist, zeigte der Vortrag von Imker Richard Odemer auf. So sehen sich gerade Landwirtschaft und Imkerei im Spannungsverhältnis. Auf der Suche nach Lösungsansätzen fielen Schlagworte wie beispielsweise der Schutz der Streuobstwiesenbestände vor Rodung aufgrund von Wohnbau- und Straßenbauprojekten. Auch das Verbot von gefährlichen Pestiziden in der Landwirtschaft wurde angesprochen, wie auch Förderungsstrategien durch die Landespolitik.

Richard Odemer ist selbst Imker. In der Haltung von Honigbienen sieht er in Zeiten von Monokulturen und intensiver Landwirtschaft einen aktiven Beitrag zum Erhalt des Artenreichtums, der Kulturlandschaft und dem Schutz der Umwelt. Und Odemer ist durchaus positiv gestimmt, denn die Menschen sind sehr kreativ. So werden etwa auch Bienenvölker in der Stadt angesiedelt. Sind die städtischen Imker doch davon überzeugt, dass die Bienen hier besser aufgehoben sind als in der Natur, wo eben Monokulturen und Pestizide das Insektenleben schwer machen. „Bienen halten, ist im Trend“, unterstreicht Richard Odemer. So also auch auf Stuttgarts Dachterrassen. Doch auch in ländlichen Regionen soll das Bienenleben weiter gefördert werden. So sollen Wiesen die Vorgärten zieren und nicht moderne, karge Steinwüsten. Artenreiche Streifen mit hoher Blütendichte sollen Getreidefelder insektenfreundlicher werden lassen. Die Durchwachsene Silphie (eine ausdauernde und mehrjährige Pflanze, die aufgrund ihrer großen Biomasseproduktion als Energiepflanze angebaut werden kann) wurde ebenfalls mit all ihren Vor- und Nachteilen thematisiert.

Kurz- und Langstrecken

Und auch die Flugdistanz von Bienenarten möchte Odemer berücksichtigt sehen. Schaffen kleine Arten gerade einmal 100 bis 300 Meter, größere Arten 600 bis 1200 Meter, so fliegt die Honigbiene drei bis sieben Kilometer vom Bienenstock hinaus. Trittsteinkonzepte sollen hier die Bienenwanderungen erleichtern und den genetischen Austausch möglich machen.

Alles in allem war der Blick in die Zukunft durch Richard Odemer also nicht ganz so düster.

Ehrungen: Für 25 Jahre Zugehörigkeit wurden Gustav Dietrich aus Weil der Stadt, und Bernd Ziegler aus Leonberg geehrt. Ganze 40 Jahre sind die Weil der Städter Hermann Buck, Markus Buck und Hubert Wirth mit von der Partie. Ebenso wie Lothar Ehlenberger aus Ditzingen.