Die Kitas Schopfloch und Ezach in Leonberg sind zu klein und marode. Die Sophie-Scholl-Schule kann als einzige Grundschule in der Kernstadt keine Ganztagsbetreuung anbieten.

Leonberg - Es ist ein Mammutprojekt der Stadt Leonberg, das nicht nur die Kindergarten- und Schullandschaft im Viertel völlig umkrempeln wird, sondern auch dessen Erscheinungsbild: der Bildungscampus Ezach. Dieser soll auf dem Gelände, auf dem sich das Ökumenische Zentrum Ezach (ÖZE) und die Kindergärten Schopfloch und Ezach befinden, entstehen. Ein Teil davon wird auch die benachbarte Sophie-Scholl-Schule sein. Allerdings war es in der vergangenen Zeit still um das Vorhaben geworden, denn der Stadt fehlt es an Geld. Um das Projekt zu stemmen, müssen in den kommenden Jahren voraussichtlich etwa zehn Millionen Euro in die Hand genommen werden.

 

Ökumenisches Zentrum wird gekauft

Einen ersten kleinen Schritt auf dem Weg zu diesem Vorhaben hat der Gemeinderat im Oktober 2020 gewagt. Damals wurden die Planungen für den Umbau des ehemaligen ÖZE in einen Kindergarten mit zwei Gruppen sowie einen Tapir (Tagesbetreuung in anderen geeigneten Räumen) in Auftrag gegeben. Nun ist ein weiterer Schritt erfolgt, der auch nicht viel spektakulärer ist – der zuständige Sozial- und Kultusausschuss hat zugestimmt, dass das Stuttgarter Architekturbüro Schlude, Ströhle, Richter sich der Planungen einer achtgruppigen Kindertagesstätte mit Mensa annimmt.

Der im Mai 2019 neu gewählte Gemeinderat hat die Problemlage von seinem Vorgängergremium geerbt. Handlungsbedarf besteht, weil bereits Ende des Kindergartenjahres 2018/19 im Ezach 20 Plätze fehlten. Ein Jahr später kamen weitere 19 dazu. Wegen des zusätzlichen Bedarfs war in Eltingen der zweigruppige Interimskindergarten an der Hohheckstraße gegenüber dem Leo-Center in Betrieb gegangen. Diese Lösung war zunächst auf 30 Monate ausgelegt. Die Frist drohte abzulaufen, und es wurde über einen Umzug der Container nachgedacht. Allerdings konnte die Leiterin des Amts für Jugend, Familie und Schule, Gabriele Schmauder, Entwarnung geben. Der Investor gewährt ein weiteres Jahr Gnadenfrist.

Gnadenfrist für Container-Kita

Sowohl der Schopfloch- als auch der Ezach-Kindergarten müssen saniert werden und haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Hinzu kommen wachsende Schülerzahlen. Deshalb hat der Gemeinderat seinerzeit die Verwaltung beauftragt, den Ausbau der benachbarten Sophie-Scholl-Schule zur Ganztagsgrundschule mit begleitenden Betreuungsangeboten zu berücksichtigen und dafür die Verköstigung der Schulkinder einzuplanen. Denn die Mensa der Mörikeschule, die auch Essen für Schüler aus dem Ezach anbietet, kommt an ihre Grenzen.

In der mittelfristigen Hochrechnung bis zum Schuljahr 2023/24 werden in der Sophie-Scholl-Schule 192 Schüler erwartet. Deshalb sollen auf dem Campus rund 200 Betreuungsplätze für Kinder bis sechs Jahre geschaffen werden. Um das Vorhaben zu verwirklichen, musste das 1995 gebaute ÖZE erworben werden. Die katholische Kirchengemeinde St. Johannes und die evangelische Gesamtkirchengemeinde haben von der Stadt Leonberg dafür eine Entschädigung in Höhe des Verkehrswertes erhalten – 459 900 Euro.

Aus all den vorgelegten Varianten für das Gebiet hatte der Gemeinderat diejenige befürwortet, die beinhaltet, dass das ÖZE gekauft und umgebaut wird, um hier zwei Kindergartengruppen (45 Plätze) unterzubringen. Der Tapir, die Tagespflege in anderen geeigneten Räumen, im Untergeschoss bleibt erhalten. Neu gebaut werden soll eine achtgruppige Kita (zweigeschossig) mit Küche. Die benachbarte Sophie-Scholl-Schule, die derzeit die einzige Grundschule ohne Ganztagsbetreuung in der Kernstadt ist, kann auf eine neue Mensa hoffen. Der Mensaneubau mit Betreuungsräumen als zusätzliches Gebäude ist deshalb als Option geplant. Die Mensa soll an die Küche der Kita angeschlossen werden.

Investor kann Grundstücke kaufen

Auf Grundstücken, die an einen Investor verkauft werden, sollen Wohnungen entstehen. Bis alles fertig ist, sollen die drei Gruppen des Ezach-Kindergartens in Container umziehen. Durch den Neubau für acht Gruppen (150 Plätze) und den Umbau des ÖZE gibt es in dem Campus voraussichtlich Platz für zehn Kindergartengruppen.

Die Kosten der neuen Kindertagesstätte mit der Küche werden auf 6,75 Millionen Euro geschätzt, der Umbau und der Kauf des ÖZE auf eine Million Euro, die Container-Miete auf weitere 470 000 Euro. Die Mensa und die Betreuungsräume könnten mit 2,4 Millionen Euro zu Buche schlagen. Diesen Ausgaben stehen durch den Grundstückverkauf etwa 990 000 Euro an Einnahmen entgegen – so die Überlegungen.

Weil der Auftragswert für das anfallende Planungshonorar den nach Vergabeverordnung festgelegten Schwellenwert von 214 000 Euro überschreitet, mussten die Architektenleistung nach den EG-Bestimmungen europaweit ausgeschrieben und das VgV-Verfahren (Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge) eingeleitet werden. Aus letzterem ging unter fünf Büros das Stuttgarter Architekturbüro Schlude, Ströhle, Richter als geeignet hervor.

Erste Pläne voraussichtlich im Sommer

Die Leonberger Verwaltung geht davon aus, dass dem Gemeinderat voraussichtlich in diesem Sommer die Pläne und die Kostenschätzung vorliegen werden. Mit der Erteilung der Baugenehmigung kann eventuell bereits Anfang 2023 gerechnet werden.

In Sachen Fördergelder sieht es nicht rosig aus. Das Programm „Kinderbetreuungsfinanzierung 2020-2021“ kann nicht mehr in Anspruch genommen werden, weil die Abrechnung bis zum 30. Juni 2023 getätigt sein muss. Nun hofft die Verwaltung auf ein Nachfolgeprogramm, in das sie einsteigen kann. Sollte es eins geben, beträgt die Förderung für eine neu eingerichtete Gruppe 120 000 Euro. Für die Mensa mit Betreuungsräumen wird geprüft, ob das Schulsanierungsprogramm als Fördergeldquelle in Betracht kommen könnte.