Die Stadt muss wohl einen Standort für eine weitere Kita mit sechs Gruppen in der Leonberger Kernstadt suchen. Natur- und Waldkindergärten einzurichten, wird immer schwerer.

Leonberg - Wenn Gabriele Schmauder ihren Auftritt im Leonberger Gemeinderat hat, wird es in der Regel teuer. Denn die Leiterin des städtischen Amtes für Jugend, Familie und Schule hat in ihrem Ressort etwas, das ständig wächst – die Zahl der Kinder in Leonberg. Von den gegenwärtig 48 660 in der Stadt gemeldeten Personen sind 3339 Kinder bis sieben Jahre. Und die wollen betreut sein. Wurden vor zehn Jahren 370 Kinder pro Jahrgang geboren, so sind es seit drei Jahren jeweils mehr als 500.

 

Wie sieht es in den Kindergärten aus?

Die Erhebung der belegten Plätze zeigt, dass am Ende des Kindergartenjahrs 2019/20 auf bis dahin 1729 zur Verfügung stehenden Plätzen für Drei- bis Sechsjährige bereits 1854 Kinder angemeldet sind (prognostiziert waren 1833). Da erfahrungsgemäß früh im Jahr noch nicht alle Kinder angemeldet sind, ist damit zu rechnen, dass weitere Anmeldungen folgen. „Um möglichst allen Kindern einen Platz anbieten zu können, wird auch weiterhin anhand der Betriebserlaubnisse mit Überbelegungen am Ende eines Kindergartenjahrs oder mit einem Verschieben der Aufnahme in das kommende Kindergartenjahr zu rechnen sein“, erläuterte Schmauder den Stadträten. Im Kindergartenjahr 2020/21 werden voraussichtlich 1839 Plätze und 2021/22 insgesamt 1901 Plätze zur Verfügung stehen.

Für die Betreuung von Kleinkindern stehen im laufenden Kindergartenjahr 523 Plätze (390 Krippenplätze und 133 Plätze beim Tages- und Pflegemutterverein) zur Verfügung. Insgesamt sind im Stadtgebiet 42 Tagespflegepersonen aktiv.

Zusätzlich 257 Kindergartenkinder

Über die Gesamtstadt gesehen ist bis zum 1. Januar 2023 mit einem Zuwachs von 91 Kindern im Kindergartenalter aus (Neu-)Bauvorhaben zu rechnen. Sie und die in Leonberg gemeldeten Kinder der Jahrgänge 2016 bis 2019 sowie die kindergartenberechtigten Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren werden die Zahl derer, denen bis September 2022 ein Platz zur Verfügung stehen muss, um insgesamt 257 Kinder ansteigen lassen.

Des einen Freud’ ist des anderen Leid – das wird hier wieder deutlich. Um die Schulen zu entlasten, hat das baden-württembergische Kultusministerium unter Susanne Eisenmann (CDU) beschlossen, den Einschulungsstichtag vom 31. August auf den 30. Juni vorzuverlegen. Das gilt für die nächsten drei Schuljahre. Konkret hat dies dauerhaft zur Folge, dass stadtweit ab dem Kindergartenjahr 2022/23 etwa ein Viertel der Kinder des letzten Kindergartenjahrgangs (also um die 125 Kinder, etwa sechs Gruppen zusätzlich) ein weiteres Jahr in der Kita verbleiben.

Vier neue Kitas in Planung

Die geplanten Neubauvorhaben Kita West, Kinderhaus Kunterbunt, Bildungscampus Ezach sowie der Neubau einer Kita in Warmbronn werden den Mangel für die Gesamtstadt mittelfristig auf etwa 50 Plätze reduzieren. Doch das ist Zukunftsmusik, deshalb muss die Stadt Sorge tragen, dass die Ersatz-Containerkindergärten in Betrieb bleiben können.

Bis August 2022 steigt auch der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder zwischen dem ersten Geburtstag bis zum Schulalter auf mehr als 2600 Plätze. Von 1580 Grundschulkindern werden in diesem Schuljahr 479 in der verlässlichen Grundschule betreut. 505 Kinder besuchen die Ganztagsschule, 138 Kinder werden im Hort an der Schule betreut.

Mit welchen Vorschlägen soll Abhilfe geschaffen werden?

Einer lautet, dass die Verwaltung sich nach einem Standort für eine neue sechsgruppige Kita in der Kernstadt umsehen soll. Ein weiterer geht dahin, die Angebote des Kinderhauses Spitalhof als Tageseinrichtung für Ein- bis Sechsjährige zu ändern und die Schulkindbetreuung hier an den Betrieb als Ganztagsgrundschule anzupassen.

Des Weiteren wird die durch den Verein FISH Leonberg initiierte Naturkindergartengruppe mit 20 Plätzen im Gebiet Lohlenbach – vorbehaltlich der Erteilung der Betriebserlaubnis durch den Kommunalverband Jugend und Soziales/Landesjugendamt an den Träger – ab dem Kindergartenjahr 2020/21 in den Bedarfsplan der Stadt Leonberg aufgenommen.

Die Hürden werden immer höher

Doch mit den Natur- und Waldkindergärten ist das eine immer kompliziertere Sache. Die Zeiten, als ein Bauwagen und eine Gruppe Enthusiasten für den Betrieb genügten, sind längst vorbei. Der Amtsschimmel wiehert und unterschiedlichste Behörden bauen immer mehr Hürden auf.

So war geplant, dass der Kindergarten Mammutzahn in Höfingen eine Naturkindergartengruppe mit 20 Plätzen bekommt. Doch baurechtlich wird das immer schwerer. So will eine Behörde, dass für diese Gruppe im Stammkindergarten drei zusätzliche Toiletten errichtet werden, eine andere fordert im Gebäude einen zusätzlichen 40 Quadratmeter großen Raum für die Gruppe, Parkplätze müssen entstehen, ein Zufahrtsweg. „Wenn wir den Platz hätten, dann hätten wir doch keine ausgelagerte Naturkindergartengruppe benötigt“, meint Schmauder.

Das sind keine guten Voraussetzungen für ein ähnliches Vorhaben in Gebersheim. Hier will der Verein Wurzelkinder 2021 eine Naturkindergartengruppe mit 20 Plätzen für Drei- bis Sechsjährige einrichten. Doch ein geeigneter Standort zu finden ist nicht leicht, gilt doch inzwischen, dass kein Baum näher als 30 Meter zum Bauwagen stehen darf.