Seit zehn Jahren gibt es das Engelbergsteigen. Dabei kommt die ganze Familie auf ihre Kosten.

Leonberg - Klettern ist eine Teamaufgabe, das wird bei allen Kletterstationen auf dem Engelberg schnell klar. „Im Schnee, auf dem Gletscher, überhaupt im Gebirge soll man nie alleine unterwegs sein“, sagt Alex Metzler, der Vorsitzende der Bezirksgruppe Leonberg des Deutschen Alpenvereins. Er erklärt auf der Engelbergwiese gerade die Suche nach Lawinenopfern. „Kameradenhilfe ist in so einem Fall sehr wichtig, denn bis die Bergwacht kommt, ist es oft zu spät. Schon nach 15 Minuten sinken die Überlebenschancen für Verschüttete rapide.“

 

Voraussetzung für eine Kameradenrettung ist, dass jeder Tourengeher Schaufel, Sonde und Suchgerät dabei hat. Beim zehnten Engelbergsteigen des Deutschen Alpenvereins können die Besucher solche Rettungsmöglichkeiten kennenlernen und verschiedene Abseiltechniken ausprobieren. Das ist vor allem für Kinder spannend.

Technik für die Gletscherspalte

Zum Beispiel das sogenannte Prusiken. Hinter dem etwas sperrigen Namen verbirgt sich eine ganz spezielle Knotentechnik. Dabei verwendet man zwei Seilschlingen, die jeweils über einen Karabiner an einem Prusikknoten befestigt sind, der wiederum am Halteseil hängt. Die eine Bandschlinge befestigt man am Gurt, in die andere Schlinge stellt man einen Fuß hinein. Nun schiebt man nacheinander die Prusikknoten nach oben und kann so am Seil aufsteigen. Damit kann man sich selbstständig aus einer Gletscherspalte befreien. Letztlich funktioniert diese Rettungstechnik aber auch nur, wenn oben aus dem Team jemand das Seil sichert.

Auf dem Band ist Balance gefragt

Dass Klettern etwas für die ganze Familie ist, wird an diesem Tag schnell deutlich. Schon fünfjährige Kinder versuchen ihre Geschicklichkeit auf der Slackline zu testen. Für die Anfänger ist das elastische Band nur wenige Zentimeter über dem Boden aufgespannt. Darauf kann man wie beim Seiltanz balancieren. Die Sportart kommt aus dem Klettersport und ist als Balancetraining ideal.

Auf der Engelbergwiese wird die Slackline zwischen zwei Bäumen gespannt, für die Anfänger etwa einen halben Meter hoch, für die Profis in zwei Metern Höhe. „Aber sogar in der Physiotherapie wird dieser Sport eingesetzt und als Sturzprävention für ältere Menschen“, sagt Manuel Moser, Vorsitzender des Stuttgarter Slackline Vereins. „Das Balancieren auf dem Band schult das Gleichgewicht und ist ein tolles Ganzkörpertraining.“

Abseilen von der Hanggarage

Das gilt auch für das Sportklettern. An einer künstlichen Kletterwand gibt es mehrere Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die für jedes Alter geeignet sind. Und wer hier fleißig geübt hat, der kann sich auf eine Rundtour durch Leonberg begeben. Vom Engelberg aus geht es über das Steinbergle und das Wengerterschützenhaus zum Oberen Schützenrain, durch das Dichterviertel hinunter in die Stadt bis zum Stadtmuseum und zahlreichen anderen Stationen. An der Hanggarage machen viele Station, um die hohe Kunst des Abseilens zu üben.

Unterwegs auf der Route gibt es viel zu entdecken. Verbunden ist die Tour mit einem Quiz und an allen Stationen gibt es Mitmachstempel in das Tourenheft. „Gut zweieinhalb Stunden sollte man für die Tour schon einplanen“, sagt Gisela Metzler vom Orga-Team. Immerhin müssen fast dreißig Fragen beantwortet werden. Viele Familien stärken sich vor dem Start auf dem Engelberg aber erst einmal mit einer Roten Wurst und treffen Freunde. Immerhin gibt es bei der Leonberger Bezirksgruppe des Alpenvereins auch eine spezielle Wandergruppe für Familien mit Kindern ab drei Jahren.