Katharina Scheipner aus Wimsheim hat einen deutschlandweiten Schreibwettbewerb gewonnen. In ihrem Siegerbeitrag geht es um Distanz, eine gescheiterte Beziehung und einen Neuanfang.

Wimsheim - Wenn man Katharina Scheipners Kurzgeschichte „Das Zimmer mit dem Bullauge“ liest, dann hört man währenddessen am besten das Lied „After the Storm“ der Band Mumford & Sons. Denn das Lied findet nicht nur in der Erzählung eine Erwähnung – es passt zur Stimmung des Textes wie die Faust aufs Auge.

 

Der Song, in dem es um das Überwinden eines persönlichen Verlustes geht, begleitet den Leser durch die Kurzgeschichte und deren Protagonistin durch das Ende einer Beziehung. Mit wenigen Zeilen schafft die 15-jährige Wimsheimerin so eindrucksvolle Schilderungen, dass sie für ihre Schreibkünste nun einen Preis bekommen hat. „Das Zimmer mit dem Bullauge“ war Katharinas Beitrag zum bundesweiten Schreibwettbewerb Theo – dem Berlin-Brandenburgischer Preis für Junge Literatur.

Beim Schreiben alles rauslassen

Das Schreiben begleitet Katharina schon lange. „Das ist meine Art, alles rauszulassen“, erzählt die Wimsheimerin. Für Geschichte interessiere sie sich, seit sie klein ist. Als an ihrer Schule, dem Gymnasium Rutesheim, vor einigen Jahren ein Kurs im kreativen Schreiben angeboten wurde, war Katharina dabei. Dort erfuhr sie auch vom Theo-Wettbewerb. Seit drei Jahren nimmt sie an diesem teil, bekommt dabei auch tatkräftige Unterstützung von ihren Deutschlehrern – „Jetzt hat es endlich geklappt“, freut sich Katharina.

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Insgesamt hatten 700 Jugendliche aus ganz Deutschland Beiträge eingeschickt. Die 15-Jährige ist eine von 14 Siegerinnen und Siegern, die von einer sechsköpfigen Jury gewählt wurden. Das vorgegebene Thema in diesem Jahr: „Auf der anderen Seite“. „Ich habe zuerst überlegt, was ich mit dieser anderen Seite verbinde“, erinnert sich Katharina an den Entstehungsprozess ihrer Kurzgeschichte zurück. „Ich bin dann schnell auf die Straße gekommen.“

Berlin als Sehnsuchtsort

Die Straße, die symbolisiert in ihrer Geschichte auch die Distanz zwischen zwei Menschen: Lange haben diese im Mikrokosmos einer kleinen Berliner Wohnung zusammengelebt und wohnen nun, nach einer Trennung und der Rückkehr in ihre Heimat, auf den gegenüberliegenden Seiten einer Straße. „Jetzt bin ich wieder hier“, schreibt Katharina. „ In dieser nebligen Straße mit den zwei Ufern und dem schwimmenden Asphalt zwischen uns. Hier hat alles angefangen. Die Straße, die zwei Häuser. Dann Berlin, zusammen.“

Die Hauptstadt ist zumindest teilweise Ort des Geschehens – eine Wahl, die sie ganz bewusst gewählt hat. „Berlin verbindet man mit diesem großen, goldenen Leben, wo alle hinwollen.“ Unbedingt schön fand es die Protagonistin der Kurzgeschichte dort aber nicht. „Die Beziehung ist gescheitert, aber sie hat mehr gewonnen als verloren“, erklärt Katharina.

Für Katharina ging es nach Berlin

Nach Berlin ging es nicht nur für die Protagonistin der Geschichte – auch Katharina selbst war jüngst in der Hauptstadt. Anfang September fand dort die große Preisverleihung durch die Veranstalter des Wettbewerbs, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Berlin-Brandenburg, und dem Verein „Wortbau“, statt. Vorher versammelten sich die 14 Gewinnerinnen und Gewinner zudem zu einem mehrtägigen Workshop. „Ich bin sehr aufgeregt“, sagt Katharina einige Tage vor ihrer Reise. „Ich freue mich auch, die anderen Gewinner kennenzulernen, Texte zu lesen und vielleicht sogar etwas Neues zu schreiben.“

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Das Schreiben will Katharina Scheipner auch künftig nicht aufgeben. Trotz der Auszeichnung beim diesjährigen Theo-Wettbewerb kann sie sich eine weitere Teilnahme vorstellen. „Wenn mir zum Thema etwas einfällt,“ sagt sie. Und auch in ferner Zukunft bleibt sie dran – im Herbst macht sie ein Praktikum bei einem Verlag und kann sich eine berufliche Entwicklung in diese Richtung gut vorstellen.