Korntal-Münchingen gestaltet im größten Stadtteil das Areal an der Zuffenhauser Straße/Solitudeallee um. Später als geplant – und längst nicht die einzige Baustelle.

Korntal-Münchingen - Gefühlt wird im größten Korntal-Münchinger Stadtteil Korntal an allen Ecken und Enden gebaut: In der Ortsmitte beim Koroneo, am Feuerseeweg, wo einst das Feuerwehrhaus war, stehen jetzt die drei Stadtvillen, wenige 100 Meter weiter wird gerade der Bauzaun aufgestellt: An der Ecke Johannes-Daur- und Zuffenhauser Straße errichtet die Korntaler Bau ein Wohn- und Geschäftshaus, das historische Eckgebäude fällt der Abrissbirne zum Opfer. Die Arbeiten beginnen wohl in Kalenderwoche acht, sagt der Geschäftsführer Thomas Neubauer, dessen Unternehmen auch die Bebauung des Geländes der Alten Wäscherei am Stadteingang verantwortet. Die Arbeiten würden seit dem Richtfest im September zügig weitergehen, berichtet Neubauer. „Der Zeitplan kann voraussichtlich eingehalten werden, sodass die Wohnungen Stand heute im Juni übergeben werden können.“

 

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Nur einen Katzensprung entfernt – gegenüber dem „Wohnpark Solitudeallee“ mit dem markanten, 21 Meter hohen Turm – schaut es dagegen alles andere als ansprechend aus. Noch, denn auch dort soll gebaut werden. Dass das Areal zwischen der Zuffenhauser Straße, der Solitudeallee und Apfelallee mit Autohandel, Sachverständigenbüro, Einfamilienhäusern aus früheren Zeiten und einer brachliegenden Fläche schöner werden muss, darin sind sich die Stadträte und die Stadtverwaltung schon seit geraumer Zeit einig.

Mix aus Wohnen und Gewerbe vor plus reine Wohngebiete

Nun hat der Ausschuss für Technik und Umwelt grünes Licht gegeben, den Entwurf des Bebauungsplans „Zuffenhauser Straße – Solitudeallee“ öffentlich auszulegen – was der Gemeinderat am Donnerstag sicher auch tut. Der im Juli 2018 von dem Gremium auserkorene städtebauliche Entwurf des Fachbereichs Stadtplanung sieht einen Mix aus Wohnen und Gewerbe vor plus reine Wohngebiete. Geplant sind 50 neue Wohneinheiten, auf eine Einheit kommen im Schnitt 2,1 Personen. Das Areal soll grün werden, entlang der Solitudeallee eine Allee entstehen.

Jenen nächsten Schritt im Rahmen der Umgestaltung des Gebiets, das tagtäglich Tausende Fahrzeuge passieren, wollte der Gemeinderat bereits vor gut einem Jahr beschließen. Doch zwei Anträge der Freien Wähler – zur Dachform – und der CDU – zum Verkehr – führten zur Vertagung. Nachdem die Ergebnisse der gewünschten Untersuchungen mittlerweile vorliegen und diskutiert wurden, zeigt sich: „Wir lassen alles, wie es ist“, sagt Stefan Wolf, der Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung.

Kein dringender Handlungsbedarf an der Kreuzung

Die Freien Wähler beantragten, dass ein alternatives städtebauliches Konzept erstellt wird, das im künftigen Mischgebiet entlang der Solitudeallee und der Zuffenhauser Straße am westlichen und nördlichen Gebietsrand Flachdächer vorsieht. Die Verwaltung indes hält weiter Satteldach „städtebaulich für die eindeutig bessere Lösung“, da es konsequent die vorhandenen Dachformen aufgreife und harmonisch fortführe.

Eine Untersuchung, die die Leistungsfähigkeit der Kreuzung Zuffenhauser Straße und Solitudeallee für das künftige Verkehrsaufkommen prüfe – die Bebauung der Alten Wäscherei und das Neubaugebiet Korntal-West bedeuten mehr Verkehr – sowie ob genug Platz da sei für einen Ausbau und in welcher Form, beantragte die CDU-Fraktion. Das Ergebnis: Verkehrsplanerisch bestehe an der Kreuzung kein dringender Handlungsbedarf, städtebaulich und ökologisch sei mehr Leistung des Knotenpunktes und damit mehr Verkehr nicht erwünscht.

Gutachter: Mehr Raum für ÖPNV, Fußgänger und Radler

Besser wäre es laut dem Gutachter, dem öffentlichen Nahverkehr, Fußgängern und Radlern mehr Raum zu geben, indem zum Beispiel gemeinsame Geh- und Radwege entstehen – was den Grünen vorschwebt, zusätzlich zu Tempo 30. Sie fürchten, dass es laut für die neuen Bewohner wird. Allerdings ist nicht die Stadt Korntal-Münchingen Straßenbaulastträger und kann daher nichts selbst umbauen, sondern das Land beziehungsweise das Stuttgarter Regierungspräsidium ist zuständig. In diesem Kontext wies Stefan Wolf darauf hin, dass der Bund den Kommunen mehr Spielraum bei Tempo-30-Zonen einräumen wolle. Das biete eine neue Möglichkeit, einen Versuch zu wagen.