An der Römerstraße entstehen neue Wohnungen, in der Poststraße erweitert Bosch sein Mobilitätszentrum und schafft damit eine moderne Stadtlandschaft.

Leonberg - Wer dieser Tage im Dreieck zwischen Poststraße und Römerstraße unterwegs ist, mag sich an so manchen vergangenen Einkauf erinnern. Denn zwei markante Geschäftshäuser, die über Jahrzehnte beliebte Anlaufstellen waren, werden gerade abgerissen: Das ehemalige Möbelhaus Hofmeister, bei vielen Leonbergern noch als Möbel Mutschler bekannt, und das einstige Schuhhaus Bayer sind Opfer der Bagger.

 

An der Ecke Römerstraße/Stohrer Straße, wo bis zum Sommer 2018 Schuhe verkauft wurden, entsteht ein Neubau für zwölf Wohnungen und zwei Geschäfte. Ursprünglich hatte sich Wohnbau Haußer das zentrale Grundstück gesichert. Doch mittlerweile hat das Leonberger Unternehmen das Projekt an die Regio-Bau in Bietigheim-Bissingen verkauft, das nun den Neubau realisieren wird.

„Wir haben einfach zu viele Projekte in der Pipeline“, sagt Thomas Gärtner. „Das kriegen wir in diesem Jahr nicht gestemmt.“ Besonders das Wohnbauprojekt auf dem Geländes des ehemaligen Notariats in der Bahnhofstraße sei wegen seiner Hanglage sehr anspruchsvoll, meint der Geschäftsführer von Haußer.

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Brenner: Eine städtebauliche Chance

Die Bietigheimer Regio-Bau wird nun dafür sorgen, dass die seit mehr als anderthalb Jahren brachliegende Ecke im Laufe des kommenden Jahres wieder mit Leben erfüllt wird. Geplant sind zwölf Wohnungen unterschiedlicher Größe.

Dem Baubürgermeister kommt der Neubau sehr gelegen. Die beengten Parkplätze und der Radweg werden neu gefasst, kündigt Klaus Brenner an: „Das ist eine große städtebauliche Chance.“ Noch höher sind die Erwartungen des obersten Stadtplaners beim Blick auf das ehemalige Möbelhaus. Hier plant der Technologiekonzern Bosch eine Erweiterung seiner Leonberger Niederlassung. Ist doch das jetzige Firmengelände schräg gegenüber viel zu eng, um hier die Mobilität weiterzuentwickeln. Auch das direkte Nachbargrundstück hat Bosch gekauft.

Im Moment haben die Passanten einen guten Einblick in das Innenleben des Möbelhauses. Weite Teile der Außenfassaden sind weg, die einzelnen Etagen, auf denen einst Sofas, Schränke oder Küchen angeboten wurden, sind gut zu sehen. Doch nicht mehr lange. Bis Ende April wird das Gebäude mit einer Fläche von 40 000 Quadratmetern abgetragen sein.

„Im Mai können wir die Baugrube ausheben“, sagt der für den Standort Leonberg zuständige Bosch-Sprecher Holger Scharf. „Es läuft alles nach Plan.“ Der sieht vor, dass der Gesamtkomplex in zweieinhalb Jahren fertig sein wird.

Vom Schuhhaus Bayer ist nicht mehr viel übrig. Foto: factum

Bosch will Campus-Charakter

Und Bosch will nicht nur einfach Gebäude bauen. Der Bereich auf dem Geländes des Möbelhauses soll einen Campus-Charakter erhalten. Das Untergeschoss wird passagenähnlich angelegt. Hier wird es wechselnde Ausstellungen geben. Außerdem ist Gastronomie geplant, die wahrscheinlich für alle offen sein wird.

Auch ein Kindergarten ist in diesem Bereich vorgesehen. Ob darin ausschließlich der Nachwuchs des Personals betreut wird, bleibt abzuwarten. „Die Trägerschaft ist noch nicht geklärt“, sagt Holger Scharf.

Gebaut wird nicht nur auf dem einstigen Möbelhaus-Areal, wo übrigens ganz früher die Firma Bammesberger ihren Sitz hatte. Gegenüber, direkt neben dem jetzigen Bosch-Gelände, will sich das Unternehmen um weitere 18 000 Quadratmeter erweitern. Hier prangte bis vor einem Jahr ein stilisierter Fuchs an der Außenwand. Doch Ende 2018 verlegte der Felgen-Veredler Fuchs seine Produktion an den Stammsitz im Sauerland.

Der Grundstückseigentümer Peter Hörning, der Chef des Vorgängerbetriebes Bothner war, wusste um die Platznöte des großen Nachbarn und bot Bosch sein Gelände an. Diese Chance ließ sich der Technologiekonzern nicht entgehen.

Ein gemeinsames Mobilitätskonzept

Doch bevor hier die Bagger anrollen, wird es eine Weile dauern. „Der Fuchs-Abriss ist noch nicht terminiert“, sagt der Sprecher Holger Scharf. Die Fläche des Möbelhauses steht zunächst im Fokus.

Das Bosch-Projekt birgt nicht nur städtebauliche Chancen. „Wir werden gemeinsam mit der Stadt ein Mobilitätskonzept erarbeiten. Das ist beschlossen“, bestätigt Scharf entsprechende Aussagen des Oberbürgermeisters. Martin Georg Cohn hatte mehrfach angedeutet, dass Leonberg gemeinsam mit Bosch neue Wege in der urbanen Fortbewegung gehen will.

Angesichts der gut 3500 Menschen, die nach Vollendung des Ausbaus in zweieinhalb Jahren zwischen Poststraße und Römerstraße arbeiten werden, in der Tat ein sehr sinnvolles wie notwendiges Vorhaben, bei dem nicht nur die S-Bahn eine entscheidende Rolle spielen wird.