Bei der Straßensanierung in Weil der Stadt stellt sich heraus, dass eine Konstruktion nicht mehr tragfähig ist.

Weil der Stadt - Eine Mauer, die eigentlich gar keine richtige Mauer ist, kostet die Stadt jetzt eine Menge Geld. Denn sie muss auf rund 60 Metern Länge entlang des Steinwegs komplett erneuert werden. Das belastet die Stadtkasse nicht nur mit Mehrkosten von rund 283 000 Euro, sondern zieht das Ende der Bauarbeiten auf dem ohnehin engen Straßenabschnitt weiter hinaus.

 

Eigentlich sollten die neuen Kanäle und Leitungen in der steil am Hang gelegenen Straße schon diesen Herbst verlegt und die Asphaltdecke hergestellt sein. Doch jetzt werden die Arbeiten wohl nicht vor dem nächsten Frühjahr abgeschlossen. Der Gemeinderat stimmte den Zusatzarbeiten und den damit verbundenen Mehrkosten vor Kurzem bei vier Enthaltungen zu, „wenn auch nicht frohlockend“, wie der Erste Beigeordnete Jürgen Katz dies kommentierte. Seit August 2019 wird am Steinweg, einer Sackgasse, gebaut. Begonnen wurde am Wendehammer, die Baufirma arbeitete sich quasi „über Kopf“, wie es im Bericht des federführenden Ingenieurbüros Schädel heißt, von hinten nach vorne bergab vor.

Wegen der Hanglage werden die Privatgrundstücke auf der Talseite durch eine Mauer gesichert. Etwa auf Höhe des Hauses Nummer 19 stellten die Bauarbeiter schon im vergangenen November fest, dass die Stützmauer in einem sehr schlechten Zustand ist und Schäden im Beton aufweist.

Böschung und Geländer in keinem guten Zustand

Auf dieser Mauer sitzt auch ein angeschraubtes Geländer, ebenfalls in keinem guten Zustand. Die darunterliegende, mit Hecken bepflanzte Böschung, teils in öffentlichem, teils in privatem Gelände, wird durch eine Natursteinmauer auf Privatgelände gestützt. Also musste ein Baustatiker her, um die Standsicherheit dieses zweistufigen Mauerabschnitts zu prüfen.

Weil dies nicht ausreichte, untersuchte ein weiteres Fachbüro den geologischen Untergrund. Dieses war der Meinung, dass der Weiterbau möglich sei, wenn Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Unter anderem sollte die Mauer mehrfach täglich beobachtet werden. Eine weitere Fachfirma wurde beauftragt, die Erschütterungen während der Bauarbeiten im Mauerbereich, die Ende August wieder aufgenommen wurden, zu messen.

Neuer Mauer auf 57 Metern

Wegen der hohen Erschütterungswerte wurde der Baustatiker Jörg Thomas aus Calw, der auch sonst die Ingenieurbauwerke für die Stadt begutachtet, engagiert. Schließlich kamen die Baufachleute im September zu der Einschätzung, dass die bestehende Konstruktion nicht mehr den heutigen Anforderungen und Verkehrsbelastungen entspricht und als nicht standsicher einzustufen ist.

Nun soll auf einer Länge von 57 Metern eine neue Mauer aus Betonfertigteilen entlang der Grundstücksgrenze eingebaut werden, um den Hang abzusichern. Das Herstellen der Elemente wird laut dem Ingenieurbüro Schädel sechs bis acht Wochen dauern, sodass dieses Jahr an dem Teilstück Zwangspause herrscht. Erst nach der Winterpause sollen die neuen, zweieinhalb bis drei Meter hohen Mauerstücke in den Hang eingebaut werden.

Angesichts verzögerter Fertigstellung und deutlicher Mehrkosten – die gesamte Baumaßnahme Steinweg war ursprünglich auf rund 880 000 Euro geschätzt worden, jetzt werden es wohl rund 1,6 Millionen – nennen die Baufachleute dann doch noch einen Vorteil: Weil die neue Mauer genau auf der Katastergrenze verlaufen soll, wird dort der enge Steinweg um einen halben bis einen Meter breiter. Ein Begegnungsverkehr mit Autos wäre dann zumindest abschnittsweise möglich.