Das künftige Vereinsheim im Glemstal ist als Sport- und Kulturstätte für ganz Leonberg konzipiert.

Leonberg - Wer dieser Tage im Glemstal unterwegs ist, sieht nicht nur die Schönheiten der Natur, sondern auch viele fleißige Arbeiter. Dort, wo es nach Gebersheim abgeht, wird gerade die Bahnunterführung saniert. Und nur ein paar hundert Meter weiter sind ebenfalls allerlei Frauen und Männer aktiv.

 

Sie arbeiten am neuen Vereinsheim der Schützengilde Leonberg-Höfingen. Noch in diesem Jahr soll es vollendet und am 6. Januar mit einem Dreikönigsschießen feierlich eröffnet werden.

Schwere Brocken aus der Felswand

Der Neubau war nötig geworden, weil vor fast sieben Jahren die Stadt das alte Gebäude für den Sportbetrieb gesperrt hatte. Die Gefahr, dass sich von der hinteren Felswand schwere Brocken lösen und direkt auf Haus stürzen könnten, erschien den Fachleuten aus dem Rathaus zu groß.

Seither bemüht sich der Vorsitzende Reinhold Stahl um eine Perspektive für den vergleichsweise kleinen Verein. Dabei machte er aus der Not eine Tugend: Das neue Domizil solle nicht nur für die bisher 30 aktiven Schützen da sein, sondern durch attraktive Angebote, etwa Sommerbiathlon und Bogenschießen, gerade junge Leute anlocken und zudem eine Heimstätte für andere Sportvereine werden.

Kosten gehen in die Höhe

Eine kühne Vision, die auch nötig war, um die immensen Kosten zu rechtfertigen, die im Laufe der vergangenen Jahre kontinuierlich von anfangs 320 000 Euro auf 600 000 Euro angestiegen waren. Ohne die Multifunktionsfähigkeit der Halle wären wohl kaum die Zuschüsse der Stadt, des Landessportbundes und ein Darlehen der Kreissparkasse geflossen.

Im November 2019 wird das alte Schützenhaus abgerissen und dann geht alles ganz schnell. In nur wenigen Monaten wächst das neue Holzgebäude am Ende der Mühlstraße. Vereinschef Stahl lobt ausdrücklich die Zuverlässigkeit der heimischen Handwerker und das große Engagement der eigenen Mitglieder.

Corona hat geholfen

„So komisch es klingt: Corona hat uns beim Bau geholfen“, sagt Reinhold Stahl. „Viele unserer Leute waren in Kurzarbeit und hatten Zeit, um am Bau mitzuhelfen.“ Doch während das Schützenhaus, auf das eher die Bezeichnung Mehrzweckhalle zutrifft, immer mehr an Form gewinnt, erreicht den zweiten Vorsitzenden Fritz Siegle, der sich um die Finanzierung kümmert, die nächste Hiobsbotschaft: Unerwartete Probleme bei der Gründung des Gebäudes lassen die Kosten auf insgesamt 890 000 Euro hochschnellen.

Doch Siegle und seine Mitstreiter lassen sich nicht entmutigen: Sie setzen auf das heute gängige Crowdfunding, also die Finanzierung durch ganz viele. Dafür bedienen sie sich der Internetplattform Xavin, die sich auf die Finanzierung gemeinnütziger regionaler Projekte spezialisiert hat. „Wir werden über Xavin viele kleine Darlehen zwischen 1000 und 10 000 Euro einsammeln“, erklärt Siegle. Der Verein verspricht bei einer Laufzeit von zehn Jahren eine attraktive Verzinsung. Die Sammelphase startet an diesem Dienstag um 18 Uhr auf der Xavin-Seite.

Viele Zuschüsse

Rund 100 000 Euro erhofft sich die Schützengilde durch das Crowdfunding. Von der Stadt gibt es durch die Vereinsförderung 308 000 Euro, der Landessportbund ist mit 89 000 Euro dabei. Aus einem Bundesförderprogramm zur Nutzung erneuerbarer Energien fließen 40 000 Euro. Handwerkerspenden und Eigenkapital bringen 53 000 Euro.

Ein wichtiger Partner für den Verein ist die Kreissparkasse, die ein Darlehen über 200 000 Euro gewährt. Durch die Gespräche mit dem kommunalen Kreditinstitut hat die Schützengilde mit Jonathan Stark sogar ein neues Mitglied gewonnen.

Feste Größe für die Stadt

Reinhold Stahl und Fritz Siegle sind optimistisch, dass durch die vielfältigen Finanzierungskanäle das Projekt am Ende gestemmt werden kann. Dafür, so versprechen sie, gibt es einen Mehrwert für die ganze Stadt: In der 10 mal 15 Meter großen Halle sind Gymnastik, Kraft- oder Konditionstraining, Tanzen und Yoga möglich. Der Tanzsportclub Höfingen will das neue Vereinsheim ebenfalls nutzen.

„Wir müssen jetzt schauen, wie wir alle unter einen Hut bekommen“, sagt Stahl. Denn auch das städtische Sportamt habe einige Ideen zur Hallennutzung. Was den Vorsitzenden sehr freut: „Mit dieser Investition legen wir den Grundstein, auch in der Zukunft eine feste Größe im Vereins-, Sport- und Kulturgeschehen der Stadt Leonberg zu sein.“