Der Jugend-Pavillon in Gerlingen kommt im Frühsommer. Er entsteht aus gebrauchten Elementen vom Stadtbahn-Bau in Stuttgart.

Die Vertreter des Jugendgemeinderats waren am Mittwoch sichtlich begeistert: Rund drei Jahre sind vergangen, seit sich die Jugendlichen gemeinsam mit der CDU-Fraktion im Gerlinger Gemeinderat für einen eigenen Jugend-Treffpunkt in der Stadt stark gemacht haben. Jetzt ist klar: Läuft alles nach Plan, soll noch im Mai mit dem Bau eines Pavillons zwischen Schulzentrum und Hallenbad begonnen werden.

 

Pavillon für rund 15 Personen

„Wir sind auf alle Fälle froh, dass es endlich so weit ist“, kommentierte der Sprecher des Jugendgemeinderats, Lukas Proksch, die Entscheidung des Gerlinger Kommunalgremiums, den künftigen Jugend-Treffpunkt auf Grundlage des Entwurfs des Stuttgart Architekturstudios Umschichten umzusetzen. Direkt neben der bestehenden Pumptrack-Bahn soll der offen gestaltete Pavillon mit Platz für rund 15 Personen entstehen. Der Clou: Das Bauwerk besteht aus nicht viel mehr als fünf rund sieben Meter langen und zweieinhalb Meter hohen Verschalungselementen, die beim Bau der neuen Stadtbahnhaltestelle „Staatsgalerie“ in Stuttgart verwendet wurden und jetzt nicht mehr gebraucht werden.

„Es ist unser Ansatz, Architektur aus wiederverwendeten Materialien zu gestalten“, erklärte am Mittwoch im Gemeinderat Peter Weigand vom Architekturstudio Umschichten das Konzept hinter dem Gestaltungsentwurf. Drei der mächtigen und einseitig konkav gewölbten Holzelemente sollen im rechten Winkel zueinander stehen, zwei weitere liegen – wobei eine hiervon die Teilüberdachung bildet. Hinzu kommen an den Verschalungen angebrachte Bänke. Eine mobile Toilette soll die Anlage ergänzen. Weigand betonte, dass der Pavillon so konstruiert sei, dass er mit wenig Aufwand auch wieder zerleg- und versetzbar ist.

Anwohner befürchten Lärm und Müll

Letzteres hat einen guten Grund: Denn der mit 50 000 Euro veranschlagte Jugendtreff wird bis auf Widerruf errichtet: Nach einer zweijährigen Evaluierung soll sich zeigen, ob er sich bewährt hat. Bereits beim Planungsstart 2019 waren kritische Stimmen von Anwohnern laut geworden, dass vom Treffpunkt künftig vor allem auch nachts Lärm ausgehen könnte. Und auch das potenzielle Müllproblem stand früh im Brennpunkt der Kritik. „Wir werden an die Jugendlichen appellieren, den Platz nicht zu vermüllen“, betonte deshalb Jugendgemeinderatssprecher Proksch. Eine Nutzungsordnung soll zudem regeln, was erlaubt sein wird und was nicht.

Nach Fertigstellung des Treffpunkts will der Jugendgemeinderat noch im Frühsommer den Pavillon mit einem kleinen Fest eröffnen. Im Herbst soll die Anlage dann, so die Stadtverwaltung, ein Bestandteil des interkommunalen Festivals „ÜBER:MORGEN“ der Kulturregion Stuttgart werden. Ziel sei es, das Projekt innerhalb des Festivals als „Best-Practice-Beispiel für das Zusammenleben der Generationen“ zu platzieren.

Treffpunkt als sich entwickelndes Projekt

Trotz der langen Projektdauer von rund drei Jahren lobte am Mittwoch Stadträtin Annette Höhn-Thye (FDP) rückblickend den Entstehungsprozess des Gerlinger Treffpunkts für Jugendliche: Die Art der Einbeziehung der verschiedenen Gremien, der betroffenen Anwohner sowie der Jugendlichen würde sich Höhn-Thye „auch für andere Projekte der Stadt wünschen“. Wichtig sei, sagte Judith Stürmer (Junge Gerlinger), dass der Treffpunkt als ein „sich entwickelndes Projekt angesehen wird“ und auch verändert werden könne. Dass die Evaluation Teil des gesamten Konzepts sei, unterstrich auch nochmals Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos).

Ob tatsächlich was lange währt, endlich gut wird, wie Stadträtin Ulrike Stegmaier (Grüne) den einstimmigen Entschluss des Gemeinderats zum jetzt erarbeiteten Pavillon kommentierte, werden am Ende also vor allem die Jugendlichen selbst entscheiden.