Bei einer Informationsveranstaltung wird engagiert über das neue religiöse Gebäude der islamischen Gemeinde in Ditzingen diskutiert.

Zu wenige Parkplätze für eine Moschee, das Minarett zu hoch – bedarf es überhaupt eines Minaretts? –, der Ditib -Dachverband und seine Beziehung zum türkischen Staat, Religionsfreiheit, Demokratie, Ausbildung des Imam, Verkehrskollaps in einem nachgefragten Wirtschaftsstandort: die Themen sind vielfältig, die am Montagabend im Bürgersaal des Ditzinger Rathauses zur Sprache kommen. „Wir sind ziemlich weit rumgekommen in der Welt“ wird der parteilose Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath nach zweieinhalb Stunden Information und engagierter Diskussion den Abend sinnbildlich resümieren.

 

Am Anfang waren die Pläne des Gemeinderats

Deutlich mehr als hundert Personen sind gekommen, um – vor allem, wie sich im Verlauf des Abends zeigt –, ihre Fragen zum geplanten Moscheebau am Ortseingang, im Gewerbegebiet, hinter der Aral-Tankstelle zu stellen. Die Stadtverwaltung spricht stets von „Moscheeersatzbau“. Makurath verweist darauf, dass es bereits zwei Moscheen im Ort gibt, eine kleine und eine deutlich größere des Kulturvereins, um die es an diesem Abend geht. Der Rathauschef stellt die Ausgangslage dar, bettet das zum Stadtgespräch gewordene Thema im Verlauf des Abends immer wieder in den Kontext der Stadtentwicklung ein.

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Der städtebauliche Plan des Gemeinderats sieht vor allem eine Verschwenkung der Gerlinger Straße vor, um das gewachsene Gewerbegebiet mit seinen ungünstigen Grundstückszuschnitten neu zu ordnen. Dafür aber muss auch das Gebäude weichen, in dem sich heute die Moscheeräume, die dem Kulturverein gehören, befinden. Damit einher soll die Verbesserung der Verkehrssituation des völlig überlasteten Straßenabschnitts gehen. Seit vielen Jahren ist die Stadt daher mit dem Verein im Gespräch.

Moschee ja, aber nicht an dieser markanten Stelle, schon gar nicht mit einem – vom Boden gemessenen – 20 Meter hohen Minarett, fordern einige Bürger im Verlauf des Abends. „Über die Höhe ist zu reden“, sagt er Verwaltungschef und verweist auf die laufenden Gespräche mit dem Verein und darauf, dass wenig entfernt das voraussichtlich 25 Meter hohes Landeslogistikzentrum gebaut wird – fünf Meter höher also, als ein 20 Meter hohes Minarett wäre. Doch „ausgeschlossen, dass er für Gebetsrufe genutzt wird“. Mancher im Raum zweifelt daran, warum sonst werde das Minarett gebaut, lautet ihre Frage. Es sei, wie die Kuppel, Teil der Architektur und habe „symbolischen Charakter“, erklärt der Moscheevereinsvorsitzende Hasan Öztürk. Er und der Generalsekretär des Vereins, Erol Özdemir, verweisen auf die Überparteilichkeit des Vereins.

Ein Bau für die Jugend von heute, die Erwachsenen von morgen

„Wir bauen für die künftige Generation“, sagt Öztürk. Einige Jugendliche und junge Erwachsene sind im Saal vertreten, die – ebenso wie etwa der Ingenieur von Trumpf, der sich zu Wort meldet – der islamischen Gemeinde angehören. „Migration gehört dazu.“ sagt ein anderer Zuhörer über den Wandel im Ort, gesellschaftlich wie städtebaulich. Makurath führt den Punkt weiter: „Wir lebe alle in einer Stadt. Unser Ziel ist es, gedeihlich miteinander zu leben.“ Dazu gehöre ein solcher Austausch wie an diesem Abend.