Ein Gebetsraum für bis 470 Gläubige mit Vereinszentrum, vielen Parkplätzen und S-Bahn-Anschluss – für das anspruchsvolle Vorhaben der türkisch-islamischen Gemeinde gibt es nun ein geeignetes Grundstück.

Bald zehn Jahre sucht der türkisch-islamische Kulturverein in Ditzingen eine neue Bleibe und damit auch einen Bauplatz für eine Moschee. Mehrere Standorte in der Gesamtstadt waren in dieser Zeit geprüft und wieder verworfen worden. Jetzt aber könnte die Gemeinde dem Bau einer Moschee einen Schritt näher gekommen sein.

 

Der Fachausschuss für Technik und Umwelt empfahl dem Gemeinderat am Dienstag bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung aus den Reihen der CDU, dem geplanten Standort an der Siemensstraße, hinter der Aral-Tankstelle, zuzustimmen. Die Moschee soll nicht nur für Ditzinger sein. „ Die Moschee ist für alle offen, die dort beten wollen“, sagte Erol Özdemir. Der Generalsekretär der türkisch-islamischen Gemeinde hatte das Projekt gemeinsam mit dem Vorsitzenden Hasan Öztürk sowie dem Architekten erstmals in öffentlicher Sitzung vorgestellt.

Grundstücksfläche ist 800 Quadratmeter groß

Auf der 800 Quadratmeter großen Grundstücksfläche ist ein Sakralbau mit erkennbarem Minarett geplant. An den zweigeschossigen Hauptgebetsraum mit Kuppel schließt sich nördlich ein Flachdachgebäude mit drei Geschossen und Staffelgeschoss an, wie der Architekt Celal Aydin darlegte. Im westlichen Bereich des Flurstücks, zwischen den beiden Gebäuden, ist das 20 Meter hohe Minarett vorgesehen. Es habe für die Moschee symbolischen Charakter, wie der Kirchturm für die Kirche, erklärte Erol Özdemir auf Nachfrage von Michael Schmid (Freie Wähler).

Das Gebäude sieht 470 Gebetsplätze im zweigeschossigen Sakralbau vor, in dem dreigeschossigen Gemeindezentrum befinden sich ein Veranstaltungsraum sowie die Wohnung des Imam. Der Hauptzugang soll über die Schuckertstraße erfolgen. „Es ist ein anspruchsvolles Gelände, das Sie sehr gut bespielt haben“, sagte Doris Renninger (Grüne) an die Verantwortlichen gerichtet. Die Baukosten beziffern sich auf 3,15 Millionen Euro. Finanziert werde der Bau auch aus Eigenmitteln und Spenden der anderen Ditib-Gemeinden im Land sowie dem Erlös aus dem Verkauf der jetzigen Räume, erläuterte Hasan Öztürk auf Nachfrage von Dieter Schnabel (Unabhängige Bürger).

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Eigens errichtete Moscheen gibt es unter anderem in Kirchheim/Neckar und Kornwestheim. Pläne für eine neue Mosche in Ditzingen gibt es schon lange, erste architektonische Ideen datieren aus dem Jahr 2014. Seither befinden sich die Gebetsräume in einem Mehrfamiliengebäude wenige Meter entfernt, jenseits der Siemensstraße. Sowohl die 1984 im Ort gegründete türkisch-islamische Gemeinde als auch die Stadtverwaltung haben aber ein Interesse an der Umsetzung der nun präsentierten Pläne.

Lange geplant, von der Stadt unterstützt

„Das Vereinsgebäude reicht nicht aus“, sagt Erol Özdemir, „teilweise müssen wir auch draußen beten“. Die Vertreter der gut 200 aktive Mitglieder zählenden Gemeinde selbst thematisierten den Zustand des Gebäudes insgesamt sowie die Lage der Räume mit Hinterhofatmosphäre nicht. Umso deutlicher wurde Ulrich Bahmer (CDU). Der Bürgermeister sprach von einem „für alle Beteiligten mehr als unbefriedigenden Zustand“ und einem nun folgenden „Schritt, der schon längst überfällig ist“: Für die Gemeinde, weil die Räume beengt sind, für die Stadtverwaltung, weil sie seit langem einen adäquaten, ansprechenden Bauplatz nahe der S-Bahn mit Parkmöglichkeiten zur Verfügung stellen will.

Die Stadt kauft die Wohnungen im Gebäude nach und nach auf, um das Gebäude für die Verbreiterung der Straße und die Neuordnung des Gewerbegebiets abzureißen. Im Lauf der Jahre waren laut Özdemir mehrere Flächen geprüft worden – auch schon jene, die nun bebaut werden soll. Laut der Stadt brachten neue Überlegungen sowohl im Rathaus als auch in der Gemeinde die Fläche nun erneut ins Spiel.